Überraschende Entwicklung:Rätselraten um das Freisinger Kino

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Irritationen hat es Anfang Juni um das Freisinger Kino gegeben. Ohne Vorwarnung hatte es kurzfristig geschlossen. (Foto: Marco Einfeldt)

Das CineradoPlex in den Schlüterhallen ist am Donnerstag offenbar geschlossen worden, auf der Website heißt es, dass für Freising derzeit kein Programm vorliege. Den kurzfristig informierten Mitarbeitern wurde nur vage eine Wiedereröffnung im Herbst in Aussicht gestellt.

Von Lena Meyer, Freising

Kino in Freising, das ist seit bald einem Jahrzehnt ein schwieriges Thema, das mit der Eröffnung der Filmsäle in den Schlüterhallen im Jahr 2021 allerdings zu einem guten Ende gekommen zu sein schien. Doch offenbar gibt es ein neues Kapitel in der Geschichte. Das CineradoPlex ist seit Donnerstag geschlossen, ob es noch einmal geöffnet wird, steht in den Sternen.

Die Älteren werden sich noch daran erinnern: an die glorreichen Zeiten spontaner Kinobesuche, die bequem zwischen Einkaufsbummel und Kneipenbesuch gelegt werden konnten. Das war vor vielen Jahren - vor fast zehn um genau zu sein. Denn im September 2013 schloss das letzte lokale Filmtheater in der Stadt seine Pforten für immer. Wie es mit den kinematografischen Vorführungen in der Domstadt von da an weiter gehen sollte, erschien lange völlig unklar.

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Was folgte, war ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle, schlimmer als in jedem Blockbuster, der es je auf die Leinwände geschafft hat. In den Schlüterhallen sollte mit dem Fachmarktzentrum auch ein neuer Filmpalast entstehen, doch Verzögerung reihte sich an Verzögerung und sorgte für Trauer, Häme und Frust bei den Freisingerinnen und Freisingern. Zwar thronte dort schon das zukünftige Kino - mit dem zynischen Versprechen "coming soon". Doch dann sprang 2019 der zuletzt gefundene Kinobetreiber "Cinestar" ab und sorgte für endgültige Frustration in der Stadt.

Tatsächlich sah es ziemlich düster für ein stadteigenes Kino aus, bis schließlich die Brüder Peter und Andreas Schafft die Sache in die Hand nahmen. Die beiden Betreiber des CineradoPlex in Pfaffenhofen hatten ihre Fühler Richtung Freising ausgestreckt und traten am Ende die Nachfolge vom "Cinestar"-Projekt an. Sie bauten den Filmpalast in den Schlüterhallen nach ihren Vorstellungen um und aus - zu einem Mulitplex-Kino mit fünf Sälen, die 559 Kinobesuchern Platz bieten, dazu ein hochwertiges Soundsystem sowie eine gemütliche und barrierefreie Ausstattung.

Am fünften August 2021 wurde also der erste Film im neuen Freisinger Kino abgespielt - ein Independent-Filmfestival sollte im nächsten Jahr folgen, mit einer breiten Palette an kinematografischen Besonderheiten. Seit August 2021 erfreute sich das Eldorado für Filmliebhaber scheinbar großer Beliebtheit, ist es doch gut erreichbar und vor allem modern ausgestattet. Die Kinokrise, die Freising durchlebt hatte, schien überstanden.

Der Betreiber äußert sich nur kryptisch

Doch anscheinend ist die Domstadt auf dem bestem Weg in die nächste kinolose Zeit. Verirrt sich der findige Freisinger, die findige Freisingerin auf die Website des CineradoPlex Freising und sucht das Kinoprogramm für die Stadt, wird er oder sie folgende Meldung finden: "Im Moment liegt uns kein Programm für Freising vor." Keine Filme für Freising? Das kommt überraschend.

Auf Anfrage äußerte sich am Donnerstag dazu Peter Schafft und verkündete: "Wir gehen ab heute in die Ferien und sind in ein paar Wochen wieder für die Freisinger da." Ein genaues Datum einer Rückkehr könne er allerdings nicht nennen. "Das hängt davon ab, wie sich der Sommer entwickelt", so Schafft und belässt es bei dieser kryptischen Äußerung. Denn was sich im Sommer entwickeln müsste, damit sich die Tore des Kinopalastes wieder öffnen, erklärt er nicht.

Ausstehende Löhne sollen noch bezahlt werden

Rätselhaft auch, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die am Donnerstag bevorstehende Schließung offenbar erst am Dienstag mitgeteilt wurde - und dass es am Mittwochabend wohl auch gleich eine Abschiedsfeier gab. Von Urlaub oder Ferien war dabei allerdings nicht die Rede, wie sich jemand erinnert, der in dem Kino gearbeitet hat. Stattdessen sei den Mitarbeitenden mitgeteilt worden, dass das Kino "eventuell" im Herbst wieder geöffnet werde. Ausstehende Löhne vom Mai sollten jedoch noch bezahlt werden. Eine undurchsichtige Situation also.

Auch die Betreiber der Schlüterhallen scheinen nicht so recht darüber Bescheid zu wissen, wie es mit dem Kino nun weiter geht. "Wir prüfen das gerade intern", sagte eine Sprecherin des City- und Centermanagement in Weimar, das unter anderem auch die Schlüterhallen in Freising betreibt, am Donnerstag. Weitere Informationen könne sie allerdings nicht vor Montag geben. Für die Freisinger Bevölkerung scheint dies der Beginn einer erneuten und vor allem wohlbekannten Durststrecke zu sein.

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