Arme Eltern - arme Kinder. Kinder, die in Familien aufwachsen, die nur über ein geringes Einkommen verfügen, bleiben von vielem ausgeschlossen. Von Ausflügen, dem Schwimmbadbesuch, vom Fußballtraining und dem Kinoabend. Das alles kostet Geld. Geld, das die Eltern nicht haben. Die Angst dieser Kinder, als arm stigmatisiert und gemobbt zu werden, ist groß. Ihre Chancen auf Bildung und Teilhabe sind klein.
Familie B., die in einem kleinen Ort im Landkreis lebt, ist eine dieser Familien. Der Vater arbeitet im Niedriglohnsektor, sein Einkommen reicht häufig nicht aus, um den alltäglichen Bedarf der Familie zu decken. Die Mutter leidet unter einer chronischen Erkrankung, sie muss regelmäßig zum Arzt. Die Betreuung der drei Kinder im Alter von einem, vier und zehn Jahren bringt sie häufig an den Rand ihrer Kräfte.
Dennoch bemühen sich die Eltern vor allem wegen ihrer Kinder, den Alltag möglichst normal zu gestalten, doch das gelingt nicht immer. Derzeit haben sie schlaflose Nächte, weil sie nicht wissen, wie sie die dringend notwendige neue Winterbekleidung für die Kinder anschaffen sollen. "Was geht, wird aufgetragen", sagt die Mutter, doch das ist wegen der großen Altersunterschiede zwischen den Kindern nur begrenzt möglich. Jede kleine Extraausgabe im Kindergarten oder der Schule verursacht ähnliche Aufregung. Wenn beispielsweise der Fotograf in den Kindergarten kommt, wird die Tochter an diesem Tag krankgemeldet. Ähnliches passiert bei den Schulausflügen des großen Bruders. "Die anderen Eltern können sich wahrscheinlich nicht vorstellen, was zehn Euro für uns bedeuten", sagt der Vater verzweifelt.
Hänseleien wegen der Kleidung
Die beiden älteren Kinder waren auch noch nie bei einem Kindergeburtstag. Der zehnjährige Sohn wurde zwar schon ein paar Mal von anderen Kindern eingeladen, doch ohne ein Geschenk für das Geburtstagskind wollte er nicht zu der Feier gehen, erzählt der Vater. Der Junge fühlt sich zunehmend als Außenseiter, zumal er auch nicht im Fußballverein ist, wie die meisten anderen Jungs in seiner Klasse. Wegen seiner "uncoolen" Kleidung wird er häufiger gehänselt.
Von seinem Traum, sich zum ersten Mal in seinem Leben selbst die neuen Turnschuhe aussuchen zu dürfen, hat der Zehnjährige seinen Eltern niemals etwas erzählt. Der größte Wunsch seiner vierjährigen Schwester dagegen ist, endlich einmal ihren Geburtstag so zu feiern wie die anderen Mädchen in ihrer Kindergartengruppe. "Vielleicht werde ich dann auch einmal eingeladen", hofft sie.
Die soziale Isolation von Kindern armer Eltern sei groß, sagt Dieter Arnold vom Fachdienst Kinder, Jugend und Familie der Caritas Freising, der die Familie betreut. Viele ältere Kinder würden, um ihre Eltern nicht noch mehr zu belasten, mit ihnen nicht über ihre Probleme und ihren Kummer sprechen - und versuchen, alleine damit zurechtzukommen. "Kinder armer Eltern werden ausgegrenzt. Nicht nur bei der gesellschaftlichen Teilhabe, sondern auch beim Thema Bildung", sagt Arnold.
Die Scham der Eltern ist groß
Eine Nachhilfe zu finanzieren, sei für diese Familien nicht denkbar. Andere Angebote - wie die kostenlose Hausaufgabenhilfe für benachteiligte Kinder von den Clever Kids - dagegen werde oft nicht in Anspruch genommen, weil man Angst vor einer Stigmatisierung habe. Die Eltern selber aber können oft nicht helfen. "Ihnen Brücken zu bauen, ist enorm wichtig", sagt Arnold. Denn die Scham der Eltern sei groß, die Hürde, sich Unterstützung zu holen, hoch. Bei Familie B. beispielsweise sagte der Sportlehrer, der im Sohn ein großes Bewegungstalent sieht, dass die Familie wegen finanzieller Hilfen oder reduzierter Mitgliedsbeiträge nachfragen sollte - die Eltern taten das aber nicht. "Viele Eltern wollen keine Bittsteller sein, sie sagen, sie schaffen das selber - aber tun es nicht."
Armut aber sei kein Thema einer bestimmten Schicht, betont Arnold. "Durch eine Krankheit, den Jobverlust oder eine Trennung gerät das ganze Konstrukt schnell ins Rutschen." Die Zahl der Fälle steigt auch bei der Caritas Freising: Immer mehr arme Familien kommen in die Beratung des Fachdienstes Kinder, Jugend und Familie, berichtet Arnold. "In diesem Jahr waren es extrem viele." Vordergründig gehe es meistens um ein anderes Thema. "Erst in den Gesprächen, durch Nachfragen, erfahren wir dann von der sehr angespannten finanziellen Situation."
Mit dem Caritas-Familienpaten-Projekt - bei dem ehrenamtliche Patinnen und Paten diese Familien unterstützen - gelinge es zumindest häufiger, gemeinsam mit den Eltern Schamgrenzen abzubauen, sodass diese eine Hilfe akzeptieren und ihre Kinder in puncto Bildung oder Sport und Bewegung besser gefördert werden können. Die finanzielle Situation aber könne man nicht verbessern.
Der "Adventskalender für gute Werke" der Süddeutschen Zeitung würde der Familie B. zu Weihnachten gerne mit einem Geldgeschenk eine große Freude machen. Den Eltern sollen zumindest einige Sorgen genommen werden, sie sollen die notwendige Winterbekleidung und Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder kaufen können.
So können Sie spenden
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