Kauf, Darlehen oder Zuschuss:Farbe bekennen

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Über das Schicksal des Abseits wird der Stadtrat am 1. Dezember entscheiden: Es geht um Kauf, Darlehen oder Zuschuss. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Stadtrat will am 1. Dezember endgültig über die Unterstützung des "Abseits"-Vereins entscheiden. Freisings Oberbürgermeister bremst jedoch die Hoffnung all jener, die einen Erwerb durch die Kommune befürworten.

Von Petra Schnirch, Freising

Soll sich die Stadt an der Rettung des "Abseits" beteiligen - und wenn ja, in welcher Form? Diese Frage treibt derzeit Freunde der Neustifter Kult- und Kulturkneipe und auch Freisings Kommunalpolitiker um. Am Donnerstag, 1. Dezember, will der Stadtrat in dieser Sache endgültig entscheiden. Fürsprecher, die sich für den Erhalt des Abseits einsetzen wie Birgit Mooser-Niefanger (Grüne) oder Hubert Hierl (CSU), wollen bis dahin das Gespräch mit ihren Kollegen suchen - über Fraktionsgrenzen hinaus.

Die Bandbreite der Vorschläge reicht von einem Zuschuss, einem Darlehen in unterschiedlicher Höhe sowie eine Bürgschaft bis hin zum Kauf des Areals durch die Stadt. Letzteres favorisiert Mooser-Niefanger, ohne die es die aktuelle Diskussion vermutlich gar nicht gäbe. Auf ihre Initiative hin setzten sich im Januar alle Beteiligten an einen Tisch und Guy Graf von Moy, der Besitzer der Immobilie, räumte dem Abseits-Freundeskreis eine Frist ein, das Geld für den Kauf der Kneipe zusammenzubekommen. Die hat er nun zum dritten Mal, diesmal bis Ende Januar, verlängert - von sich aus, ohne Anfrage, sagt Mooser-Niefanger. Der Verein habe so lange und intensiv um eine Lösung gerungen, "da soll es an mir nicht scheitern", begründet Moy diesen Schritt. Ob die Rettung gelingen wird, ist indes offen.

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Das Modell, das der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Stadtrats mehrheitlich befürwortet hat, ist nach Einschätzung Mooser-Niefangers jedenfalls eine "Sackgasse". Angelehnt an die Förderrichtlinien für Sportvereine stimmten die Ausschussmitglieder für einen zehnprozentigen Zuschuss und ein Darlehen in gleicher Höhe, außerdem für eine Bürgschaft - zumindest für das Drittel der Kosten, die für einen reinen Kulturbetrieb angesetzt werden. Als Kaufpreis stehen 1,5 Millionen Euro im Raum, hinzu kommen Ausgaben für die Renovierung des maroden Gebäudes. Um 100 000 Euro will Moy dem Abseits-Kulturverein entgegenkommen. Mehr könne er als Geschäftsführer der Graf von Moy GmbH & Co "einfach nicht vertreten". Die Unterstützung des Abseits-Vereins sei letztlich "Sache der Stadt und aller ihrer Bürger", sagt Moy.

Mit der im Finanzausschuss beschlossenen Förderung könne sich der Verein den Erwerb nicht leisten, glaubt Mooser-Niefanger. Deshalb müsse der Stadtrat Farbe bekennen und sich überlegen, was er an dieser Stelle haben wolle. Die Antwort für die Grünen-Fraktion kann sie schon geben: Sie hält eine Spielstätte dort für wichtig - und die Kultur brauche sie auch. "Wir reden hier nicht über eine Kneipe." Einen Treffpunkt, einen Stadtteil-Mittelpunkt zu schaffen, diesen Gedanken nennt die Grünen-Stadträtin "sehr verführerisch". Sie warnt davor, "immer Äpfel mit Birnen zu vergleichen". Sportvereine und Kulturstätten haben für sie nichts miteinander zu tun.

Auch Benno Zierer (Freie Wähler) hielte einen Kauf durch die Stadt, wenn von der Mehrheit gewünscht, für die ehrlichste Lösung - um gleich einzuschränken, dass seine Fraktion nicht dafür ist, weil dies im Haushalt nicht darstellbar sei. Ein hohes Darlehen wäre seiner Einschätzung nach wiederum für die Verantwortlichen des Abseits-Vereins zu riskant. Bei einem so alten Gebäude wisse man nie, was alles auf einen zukommt. Auch sei kein Großsponsor in Sicht.

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Kulturreferent Hubert Hierl könnte sich dagegen sowohl ein höheres Darlehen als auch einen Kauf des Abseits durch die Stadt vorstellen. "Ich bin für beides offen." Er fände es gut, wenn das Abseits erhalten werden könnte. Der Lindenkeller sei "wunderbar", die Subkultur aber brauche ein "ganz anderes Klima".

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) bremst jedoch die Hoffnungen der Befürworter eines Erwerbs durch die Stadt. "Ich weiß nicht, ob man dem Abseits-Verein damit einen Gefallen täte." Anders als ein Verein könnte die Stadt das Gebäude nicht einfach in Eigenleistung sanieren, sondern die Arbeiten müssten ausgeschrieben werden. Gleich gelte für eine Verpachtung des Lokals. Der Oberbürgermeister verweist zudem auf die angespannte Haushaltslage der Stadt. Ein hohes Darlehen wiederum "dürfte rechtlich etwas schwierig sein". Die Wahrscheinlichkeit wäre sehr hoch, dass die Aufsichtsbehörde dies nicht genehmigen würde. Die Lösungssuche muss aus seiner Sicht weitergehen, auch über ein Erbpacht-Modell könnte man verhandeln.

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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