Ivy-Bar in Freising:Lärm und Gegröle bis in den Morgen

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Die Ivy-Bar sorgt für schlaflose Nächte - bei den Anwohnern. Am Morgen danach ärgern sie sich zudem über die Hinterlassenschaften der Feiernden. Und nun kommt auch noch das Problem mit den Rauchern.

Kerstin Vogel

Es ist wirklich nicht lustig, was die Anwohner rund um die General-von-Nagel-Straße in Freising derzeit an jedem Wochenende erleben: Vor der Bar "Ivy" im ehemaligen Landshuter Hof lärmen bis in die frühen Morgenstunden Gruppen von bis zu 50 Leuten herum, lachen, schreien und grölen. Hinzu kommen an- und abfahrende Taxis und das dazugehörige Schlagen der Autotüren, vor allem im Sommer, Musik aus geöffneten Fenstern der Bar und - an den Morgen danach - die Hinterlassenschaften der Feiernden: "Urin und Erbrochenes in Hauseingängen, Hinterhöfen und Einfahrten", wie es in einem Brief an Oberbürgermeister Dieter Thalhammer heißt. Auch Beschädigungen werden beklagt. Ein Nachbar schildert, dass Flaschen mit voller Absicht auf dem Boden zerschmettert würden. Zehn Mal habe er dieses Geräusch in einer Nacht gezählt.

Das Restaurant Ivy (im Vordergrund) ist ein ganz normales Speiselokal. Die Bar dahinter allerdings sorgt bei den Anwohnern für schlaflose Nächte - weil die jungen Leute bis in die frühen Morgenstunde davor feiern. (Foto: Marco Einfeldt)

Fast 40 Anwohner sehen sich durch den Barbetrieb massiv beeinträchtigt - und sie haben schon viel unternommen: Beschwerden an das Ordnungsamt geschrieben, mit dem Pächter geredet, die Polizei gerufen; seit zwei Jahren gehe das so, erzählt einer der Betroffenen. Damals habe das Lokal noch "Paradox" geheißen. Mühsam habe man Auflagen durchgesetzt. Trotzdem sei nach der Schließung des Paradox das "Ivy" wieder ohne Einschränkungen genehmigt worden. Für die Anwohner sei damit an jedem Freitag und Samstag zwischen drei und fünf Uhr morgens an Schlaf nicht zu denken, so die Klage: "Wir verstehen das nicht und fühlen uns von der Stadtverwaltung nicht ernst genommen."

Die Stadt räumt ein, dass die Anwohner "sicher zu Recht über die Lärmbelästigung klagen", doch so einfach ist das Problem nicht zu lösen, wie die Sprecherin der Rathaus-Verwaltung, Christl Steinhart, erklärt. Denn Barbetriebe dürften von Gesetzes wegen bis 5 Uhr morgens geöffnet haben - "und das nutzt der Pächter da eben aus". Natürlich sei die Lage für ein derartiges Lokal "nicht wirklich optimal", findet auch Steinhart. Die Bar genieße jedoch Bestandsschutz, weil sich dort schon immer eine Gastronomie befunden habe. Zumindest sei die ursprüngliche Idee des Pächters, aus dem "Ivy" zusammen mit dem angrenzenden Restaurant eine regelrechte "Partyzone" zu machen, inzwischen wieder vom Tisch, beschwichtigt Steinhart - und auch ansonsten habe die Stadt auf die Beschwerden der Anwohner reagiert.

So sei Anfang Juli unter Regie des Oberbürgermeisters ein Gespräch mit Pächter und Verpächter der Gaststätte geführt worden. Hier habe man den Verantwortlichen klar mitgeteilt, dass sich die Beeinträchtigungen der Anwohner durch den Barbetrieb im Rahmen halten müssten. Der Pächter sei beauftragt worden, seinerseits das Gespräch mit den Anwohnern zu suchen, um eine für beide Seiten annehmbare Lösung zu finden. Wie die aussehen könnte, kann auch Steinhart nicht sagen, macht aber deutlich, dass es "schon im Interesse des Pächters liegen sollte, mit den Anwohnern zurechtzukommen, wir haben inzwischen angekündigt, dass wir andernfalls Auflagen verhängen: Ordner vor der Tür oder eine Vorverlegung der Sperrzeit auf 2 Uhr."

Dieses Ergebnis des Gesprächs hat Thalhammer den betroffenen Bürgern auch schriftlich mitgeteilt - allerdings hat sich bei den Anwohnern bis heute niemand deswegen gemeldet, wie die Betroffenen am Mittwoch bestätigten. Sie sind sich aber ohnehin einig, dass eine Lösung nur darin bestehen könne, die Sperrzeit auf ein Uhr zu verkürzen. Gesundheitsschutz sei wichtiger als wirtschaftliche Interessen, so ihr Argument. Genau die Wirtschaftlichkeit aber ist es, die Pächter Tobias Schmitt Sorgen bereitet. Er habe sich deshalb noch nicht bei den Anwohnern gemeldet, weil man überlege, ob es mit der Bar "Ivy" überhaupt weitergehen könne, sagt er.

Seit vergangenem Sonntag nämlich sei wegen des Nichtrauchergesetzes nun auch noch das Problem mit den Rauchern hinzu gekommen, die man vor die Tür schicken müsse. Gleichwohl sagt Schmitt, dass viele der jungen Leute, die in dem Hof vor seiner Bar feiern würden, gar nicht seine Gäste seien. Er werde hier zum Teil für etwas verantwortlich gemacht, was gar nicht in seiner Macht stehe. Natürlich habe er auch Verständnis für die Anwohner, so Schmitt weiter. Für ihn stehe nur auch seine Existenz auf dem Spiel. Ob und wie es mit der Bar weitergehe, werde sich in den kommenden zwei Wochen entscheiden, so Schmitt - "und darüber werde ich dann auch die Anwohner informieren".

© SZ vom 05.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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