Streit um die Eissporthalle:Wem gehört das Eis?

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Hitzig geht es nicht nur auf Facebook zu: Die Freisinger Eishockey-Spieler sollen deutlich weniger Eislaufzeiten bekommen und fühlen sich benachteiligt. Die Stadt habe den Sportclub Eintracht (SE) vielmehr bevorzugt, halten andere Freisinger Vereine dagegen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Das Freisinger Eisstadion erhitzt wieder einmal die Gemüter. Ende vergangener Woche war die Eishockeyabteilung des SE Freising (SEF) mit bitteren Klagen über die enorme finanzielle Belastung durch die neue Halle an die Öffentlichkeit gegangen. Kritisiert wurde dabei auch die geplante Vergabe der Eiszeiten für die Saison 2016/17, mit der sich der Kulturausschuss des Stadtrats an diesem Dienstag, 20. September, noch einmal befassen muss - und die tatsächlich Einschnitte für die Eishockey-Spieler vorsieht.

Während der Verein und seine Anhänger über gestiegene Gebühren und immer weniger Eiszeit klagen und die große Eigenleistung der Mitglieder beim Bau der Halle ins Feld führen, kritisieren andere, dass die Eishockeyspieler von der Stadt bevorzugt behandelt würden. Andere Freisinger Vereine würden für neue Sportplätze seit Jahrzehnten auf Unterstützung durch die Stadt warten, wird in einer Debatte im sozialen Netzwerk Facebook argumentiert. Dem SEF sei dagegen die Eishalle "geschenkt" worden.

Die 400 000 Euro Schulden drohen dem Verein die Luft abzuschnüren

Tatsächlich hat der 2010 gegründete Förderverein mehr als eine Million Euro an Sachleistungen und Geld in das Bauvorhaben eingebracht, weshalb um die 400 000 Euro an Schulden zu Buche stehen, die den Eishockeyspielern jetzt die Luft abschnüren. Die Stadt aber hat den Löwenanteil der fast sechs Millionen Euro teuren und lange höchst umstrittenen Halle bezahlt - mit Steuergeld.

Steigende Kosten und immer weniger  Trainingszeiten
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Der Stadtrat hat diese enorme Investition immer damit gerechtfertigt, dass man die Halle eben nicht nur für die Sportler baue, sondern auch als Schulsportstätte und für die Öffentlichkeit. Doch die Besucherzahlen im öffentlichen Lauf sind in der ersten vollen Hallensaison 2015/2016 hinter den Erwartungen zurückgeblieben - möglicherweise auch, weil die attraktiveren Zeiten in der Halle von den Eishockeyspielern des SEF belegt waren.

Dem bisherigen Belegungsplan zufolge, beansprucht der SEF die Halle von Montag bis Sonntag von 17.30 Uhr an für sein Training. Weil davor noch das Eis aufbereitet werden muss, ist für den öffentlichen Lauf täglich um 17 Uhr Schluss. Zwar gibt es montags und mittwochs von 20.15 Uhr an noch einmal Zeiten für öffentlichen Lauf oder Eisstockschießen, außerdem samstags von 20.30 Uhr an - diese Stunden sind offenbar jedoch wenig attraktiv für Familien oder Hobbyläufer.

Der SEF soll seine Trainingszeit am Samstagnachmittag abgeben

Der Kulturausschuss hatte deshalb im Juli dieses Jahres einen neuen Vergabeplan für die Eiszeiten in der Halle auf den Tisch bekommen, nach dem der SEF seine Nachmittagszeit am Samstag gegen die Zeiten für den öffentlichen Lauf am Abend tauschen muss. Gleiches sollte außerdem an einem weiteren Wochentag gelten, den der SEF selber hätte bestimmen dürfen. Doch in dem Verein ist man der Meinung, dass das nicht machbar ist. Abgesehen davon, dass die Kinder und Jugendlichen am früheren Nachmittag keine Zeit hätten, finde man auch keinen Trainer, der sich bereits von 14.45 Uhr an in die Halle stelle.

Im Kulturausschuss soll an diesem Dienstag wohl ein Kompromissvorschlag vorgelegt werden. Dem Vernehmen nach könnte der SEF wie gefordert an einem zweiten Wochentag auf die attraktiveren Abendstunden verzichten, dafür gäbe es aber "Kompensation an anderer Stelle".

Die Ausgaben des Vereins für die Eiszeiten haben sich verdoppelt

Keine Kompromisse dürfte es dagegen bei den seitens des SEF ebenfalls massiv kritisierten Gebühren für die Nutzung des Eisstadions geben. Einheimische Vereine, die das Eisstadion nutzen wollen, zahlen dafür pro Wochenstunde und Monat einen festgelegten Gebührensatz. Bis 20 Uhr beläuft sich dieser auf 68 Euro, danach sind es 102 Euro. Beansprucht also ein Verein beispielsweise immer dienstags die Stunde von 18 bis 19 Uhr, zahlt er dafür 68 Euro im Monat. Umgerechnet kostet die einzelne Stunde vor 20 Uhr damit nicht einmal 20 Euro, danach um die 25. Die "Grenze" zwischen günstigeren und teureren Stunden hatte vorher bei 19 Uhr gelegen und wurde bereits verschoben, um den Eishockeyspielern entgegen zu kommen. Trotzdem haben sich die Ausgaben des Vereins für die Eiszeiten im Vergleich zu früher verdoppelt und liegen jetzt bei 16 000 Euro für die gesamte Saison.

Die Einnahmen beim öffentlichen Lauf wiederum errechnen sich natürlich aus der Zahl der Besucher. Ein Erwachsener zahlt fünf Euro Eintritt. Ist die Eishalle also gut besucht, nimmt die Stadt zu diesen Zeiten mehr ein als mit den Trainingszeiten der Vereine. Gleichwohl ist der eine wie auch der andere Preis hoch subventioniert. Denn die tatsächlichen Kosten für eine Stunde Eiszeit liegen für die Stadt bei mehr als 300 Euro.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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