Heiße Phase des Wahlkampfs beginnt:Auf einer Linie

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Zwei, die sich gut verstehen: SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen und der langjährige "Aufgemuckt"-Sprecher Hartmut Binner hatten sich am Mittwoch einiges zu erzählen. (Foto: Marco Einfeldt)

Natascha Kohnen und Hartmut Binner entdecken beim SPD-Sommerempfang weitere Gemeinsamkeiten über den Startbahn-Protest hinaus - etwa die Forderungen nach Kita-Plätzen und einen besseren öffentlichen Nahverkehr

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Freisinger SPD setzt im Wahlkampf unter anderem auf das Thema Startbahn - und sie hat am Mittwoch zum Auftakt der "heißen Phase" vor der Landtagswahl eine sympathische Form gefunden, das auch wissen zu lassen: Beim Sommerempfang im Biergarten der Attachinger Sportgaststätte trafen sich die SPD-Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin Natascha Kohnen und der langjährige "Aufgemuckt"-Sprecher Hartmut Binner zu einem zwanglosen Gespräch, für das Binner sogar die zeitgleich stattfindende Versammlung des Aktionsbündnisses hatte sausen lassen. Dabei entdeckten die beiden im Laufe des Abends die eine oder andere Gemeinsamkeit über den Widerstand gegen den Flughafenausbau hinaus.

Einleitend hatte der Kreisvorsitzende Peter Warlimont daran erinnert, dass es der Freisinger SPD vor neun Jahren mit einem Antrag gelungen sei, den Landesparteitag zu einer mehrheitlichen Ablehnung der dritten Startbahn zu bewegen. In einem Gespräch mit Kohnen habe er anschließend festgestellt, dass diese die Haltung der Freisinger Genossen zum geplanten Flughafenausbau schon länger geteilt habe, sagte Warlimont. Freisings Direktkandidat Markus Grill ergänzte, die SPD sei spätestens seit dem Bürgerentscheid in München "Garant dafür, dass die Startbahn nicht kommt", und betonte, dass man es bei diesem Thema in Freising hinbekommen habe, ein Bündnis links von der CSU und damit in der Mitte der Gesellschaft zu schmieden.

Der Landkreis Freising sei ein sehr großer Stimmkreis, formulierte er seine eigenen Hoffnungen für die Landtagswahl. Es wäre denkbar, dass es außer dem CSU-Kandidaten und den Bewerbern von Freien Wählern und Grünen, die sehr gute Listenplätze haben, "auch noch ein vierter Stimmkreisabgeordneter schafft". An diesem Abend wolle man die Besucher nun überzeugen "von einem Bayern, das mehr kann", sagte der Kandidat und listete drei Ziele auf: die CSU unter 38 Prozent zu drücken - "und da geht noch was" -, eine dritte Startbahn, die endgültig Geschichte ist, und eine starke SPD-Fraktion im Landtag.

Natascha Kohnen gelang es dann im Gespräch mit Hartmut Binner nicht nur, diesem noch die eine oder andere Anekdote aus seiner Kindheit oder seiner Zeit bei der Polizei zu entlocken. Geschickt brachte sie auch die Positionen der bayerischen SPD in der Unterhaltung unter: Dass man endlich über qualitatives, statt immer nur über quantitatives Wachstum reden müsse, dass es mit der Digitalisierung in weiten Teilen Bayerns hapere - und dass es allem voran bezahlbaren Wohnraum und Kita-Plätze geben müsse; auch das so ein Thema, bei dem sie sich mit Binner auf einer Linie sah. Der hatte zuvor aus alten Flyern zitiert, auf denen kritisiert wurde, dass kein Geld für die Kinderbetreuung da sei, sehr wohl aber für den Bau einer dritten Startbahn.

Auch ein besserer ÖPNV werde von den Startbahngegnern schon lange gefordert, sagte Binner - und Kohnen freute sich: "Das ist im Prinzip mein Wahlprogramm." Man müsse den Einstieg in den kostenfreien ÖPNV hinkriegen, sagte sie: "Ein kostenfreies Bildungsticket ist kein Hexenwerk." Einigkeit herrschte beim Wunsch nach einem "vereinten Europa, menschlich und mit offenen Grenzen", wie es Kohnen formulierte. In der Diskussion mit dem Publikum wurden neben den Startbahnplänen unter anderem auch die Absichten der FMG kritisiert, in dem geplanten neuen Büro- und Gewerbegebiet Lab-Campus langfristig weitere 20 000 Arbeitsplätze in einer bereits jetzt völlig überlasteten Region anzusiedeln.

Für Hartmut Binner gibt es ohnehin nur einen Weg, den Expansionsdrang der Flughafengesellschaft einzudämmen: "Wenn wir es nicht schaffen, die absolute Mehrheit der CSU im bayerischen Landtag zu brechen, dann wird die Startbahn doch noch gebaut", sagte er - und noch etwas deutlicher: "Wir müssen die dritte Startbahn abwählen."

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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