"Luisa" - oder eigentlich "Ist Luisa da?", lautet der Code. Mädchen und Frauen, die sich beim abendlichen Ausgehen belästigt fühlen, erhalten bei der Frage nach "Luisa" vom Thekenpersonal Hilfe. "Luisa ist hier!" gibt es nun auch in Freising: Der Arbeitskreis Mädchen hat die Kampagne, die ihre Ursprünge in England hat und die es seit gut zwei Jahren auch in Deutschland gibt, in die Domstadt geholt. Die Freisinger SZ hat mit Regina Cordary, die im Freisinger Landratsamt für die Jugendarbeit zuständig ist, über "Luisa" gesprochen.
SZ: Frau Cordary, was genau verbirgt sich hinter "Luisa ist hier!"?
Regina Cordary: Das ist ein Hilfsprojekt für Mädchen und Frauen, die beim Weggehen beispielsweise ein ungutes Gefühl bekommen, die angestarrt werden, dumm angemacht werden, sexuell belästigt oder manchmal sogar bedroht werden. In Kneipen oder Lokalen ist es oft sehr laut, für viele Frauen ist es unangenehm, in so einer Situation laut um Hilfe zu rufen und dann die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich zu ziehen.
Und was passiert, wenn sich eine Frau mit der Frage nach Luisa an das Personal wendet?
Das bietet der Frau zunächst eine Rückzugsmöglichkeit an, fragt aber nicht nach, was genau passiert ist. Anschließend wird geschaut, welche Hilfe die Frau in Anspruch nehmen will - beispielsweise ob die Polizei angerufen werden soll oder ob eine Freundin informiert werden soll. Wichtig ist, dass sich die Frau selber entscheidet, was passiert.
Wurde das Personal geschult?
Ja, Mitglieder des Arbeitskreises Mädchen führen die Schulung durch. Diese dauert etwa eine halbe Stunde. Die Mitarbeiter der teilnehmenden Lokale und Bars werden über das Thema Belästigung informiert und dafür sensibilisiert. Und sie erfahren natürlich, wie sie in so einer Situation reagieren sollen und wie sie helfen können.
Frauen auf Volksfesten:Bedrängt im Gedränge
Beim Oktoberfest gibt es die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen". Denn die Grenze zwischen Flirt und Übergriff sei oft nicht sofort erkennbar, sagt Freisings Gleichstellungsbeauftragte Petra Lichtenfeld.
Wie viele Lokale und Bars in Freising nehmen an der Kampagne schon teil?
Derzeit sind das 17. Vier Kneipenteams wurden bereits geschult: Nämlich die Q-Bar, das Furtner, die Lounge 27 und das CP 1. Die Schulung der anderen Lokale wird in den kommenden Wochen und Monaten stattfinden. Die Kneipen und Lokale, die sich beteiligen, erkennt man übrigens an Plakaten auf den Damentoiletten und an Türaufklebern. Die teilnehmenden Gastronomen setzen damit ein Signal, dass bei ihnen kein Platz für Übergriffe und Gewalt ist.
Die Resonanz war bislang positiv?
Ja, sehr. Wir haben zunächst den Innenstadtbereich abgeklappert und viele Gastronomen haben sofort zugesagt. Es gibt aber auch viele Lokale, in denen ich noch nicht war. Wer Interesse hat und mitmachen möchte, kann sich gerne bei mir melden, am besten per E-Mail ( praeventionfreising@web.de).
Aber wie viele Frauen "Luisa" in Anspruch nehmen, erfahren Sie nicht?
Nein, das wird nicht statistisch erfasst. Unser Ziel ist, in der Öffentlichkeit eine Aufmerksamkeit für dieses Thema zu schaffen. "Luisa" bietet eine niedrigschwellige Hilfe und das alleine gibt Frauen schon ein Gefühl von Sicherheit. Daneben wird durch die Kampagne ein Zeichen gesetzt, dass sexualisierte Gewalt und Belästigung hier weder verharmlost noch toleriert werden. Den betroffenen Frauen wird vermittelt, dass sie ein Recht auf Unterstützung haben - und dass sie nicht allein gelassen werden.