Freisinger Fabriken:Brause statt Bier

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Bevor die Chemische Fabrik in dieses Gebäude an der Klebelstraße einzog, befand sich dort die Aktienbrauerei. Diese wurde 1913 vom Hofbrauhaus aufgekauft. Von 1918 an produzierte dort die Fegi GmbH ihre Limonaden. (Foto: Lukas Barth)

Nachdem die Aktienbrauerei aufgeben musste, stellte die Firma Fegi im einstigen Brauhaus Limonade her.

Von Peter Becker, Freising

"Freisinger Fabriken" heißt ein Buch, das der Freisinger Hans Lorenzer 2022 veröffentlicht hat. Das Nachschlagewerk, wie er es nennt, beschäftigt sich mit Fabriken und Werken innerhalb des Stadtgebiets. Manche gibt es heute noch, viele sind verschwunden. Die Freisinger SZ stellt in einem Streifzug durch die Industrialisierung bestehende und aufgegebene Unternehmen vor. Heute: die Freisinger Ersatz-Getränke Industrie, kurz Fegi.

Not macht erfinderisch: Bier war knapp in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Darum habe man, wie überall im Deutschen Reich, auch in Freising nach einem süffigen Ersatz gesucht, schreibt Hans Lorenzer. 1918 gründeten die Freisinger Limonadenfabrikanten Alois Aigner, Philipp Scheuerl und Polz die Freisinger Ersatz-Getränke Industrie, kurz Fegi. Produziert wurde in der ehemaligen Aktienbrauerei an der Klebelstraße unterhalb des Lankesberges.

Hermann Bienen beschrieb in einem Beitrag des Stadtheimatpflegevereins die nur 30 Jahre währende Geschichte der Aktienbrauerei. 1882 gegründet, war sie bereits 1913 wieder Geschichte. Sie rentierte sich nicht mehr. Gräfin Moy übernahm die Aktienbrauerei. 1918 zog die neu gegründete Fegi GmbH dort ein. Sie stellte, wie Lorenz schreibt, "hoch qualifizierte alkoholfreie Getränke, Limonaden, Sirupe, Punsch und Essenzen mit und ohne Zusatz von Kohlensäure" her.

1920 warb Fegi im Adressbuch für sein Getränkesortiment. Die Limonaden würden allen Anforderungen der neuzeitlichen Wissenschaft und Technik gemäß hergestellt. Der Betrieb sei elektrisch. Es gebe eine Filtrieranlage zur keimfreien Wassergewinnung. Die Zutaten seien erstklassig, die Flaschenbehandlung mechanisch und daher einwandfrei.

Anfang der 1920er-Jahre stiegen Kommerzienrat Anton Schlüter sowie die Brauereien Coloseum Brauerei Eichner und Seiderer, der Furtner- und der Hacklbräu als Aktionäre in die Firma ein. 1924/25 übernahm Gräfin Moy die Anteile der GmbH allein. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs stellte Fegi weiterhin Limonaden her. 1945 beschlagnahmten die US-Amerikaner den Betrieb. Die Getränke wurden nun in geringerem Umfang im Freisinger Hofbrauhaus produziert.

1958 baute die Firma die Flaschenabfüllerei an der Vöttinger Straße um. Mit Fegi ging es wieder aufwärts. Das Unternehmen stellte in Lizenz mit den Zick-Zack-Werken bei Heidelberg, ebenfalls ein Limonaden-Hersteller, die Getränke "Libella" und "Rio-Kola" her. Die Grundstoffe aus reiner Orange, Zitrone und bester Perlzucker-Raffinade ohne jede färbende oder konservierende Zusätze seien vom Hauptwerk Heidelberg geliefert worden, schreibt Lorenzer. 1963 stellte Fegi den Betrieb ein.

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Von Peter Becker

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