Freisinger Köpfe:Vom Metzger zum Bürgermeister

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Johann Stegmair (Foto: Johannes Simon)

Quereinsteiger Johann Stegmair nimmt nach 24 Jahren seinen Hut

Von Petra Schnirch

Der Abschied fällt Johann Stegmair (CSU) nicht ganz leicht. 24 Jahre lang war er Bürgermeister in Hohenkammer, davor bereits zwölf Jahre Mitglied im Gemeinderat. Stegmair kennt die Gemeinde wie kaum ein anderer. Die Arbeit habe er immer mit viel Herzblut gemacht, erzählt der 61-Jährige. Vermeiden wollte er aber, dass einige sich fragen, ob er denn gar nicht aufhören könne. Und dass er vielleicht in einigen Jahren nicht mehr vollen Einsatz bringen könne, denn eine Amtsperiode umfasst sechs Jahre und kann somit lang werden. In die Politik ist Stegmair praktisch hineingewachsen. Seine Eltern hatten in Eglhausen, einem Ortsteil von Hohenkammer, eine Landwirtschaft und eine Gastwirtschaft. "Dort ist immer politisiert worden", erinnert sich Stegmair, vor allem am Sonntagvormittag beim Frühschoppen. Gerade die Kommunalpolitik habe ihn immer interessiert, weil man für die Bürger etwas tun könne. Dennoch bezeichnet er sich als "absoluten Quereinsteiger", denn er arbeitete zuvor in keiner Verwaltung, sondern war Metzgermeister. Zehn Jahre lang war er in einem kleinen Betrieb tätig. Auf Dauer habe er dort aber keine Perspektive gesehen, schildert Stegmair. Ihn zog es mehr in den kaufmännischen Bereich und er wechselte zu einer großen Lebensmittelkette. Gerade als dort eine Beförderung anstand, er sollte Geschäftsführer der Fleischabteilungen von 30 Filialen werden, kam die Bürgermeisterkandidatur dazwischen. "Das war eine schwierige Entscheidung", sagt Stegmair, "das war eigentlich nicht mein Lebenstraum". Ein Dreivierteljahr habe er das mit sich rumgetragen. Der Start war ausgesprochen holprig. Ein Jahr vor der Wahl habe er seine Gemeinderatskollegen gefragt, ob einer von ihnen kandidieren wolle. Es wollte keiner. Deshalb habe er damals beschlossen, sich zu bewerben, erzählt Stegmair. Bei der Nominierungsversammlung der CSU gab es dann aber doch einen zweiten Kandidaten, der sich durchsetzte. Stegmair gründete daraufhin das Bürgerforum Hohenkammer, trat für die neue Gruppierung an und entschied die Wahl mit 52,9 Prozent für sich. In den ersten Jahren habe es "einige Reibungspunkte" gegeben. Ein Streitpunkt war der Ausstieg aus der Verwaltungsgemeinschaft Allershausen, dazu gab es zwei Abstimmungen im Gemeinderat und einen Bürgerentscheid - alle mit den gleichen deutlichen Ergebnis für eine Selbständigkeit der Gemeinde. Nach dieser schwierigen Anfangsphase sei die Zusammenarbeit im Gemeinderat aber sehr gut gewesen, bilanziert Stegmair. Im Ruhestand hat er nun endlich mehr Zeit für seine Familie, Stegmair hat auch zwei Enkel. Einem seiner Hobbys kann er derzeit wegen der Corona-Krise allerdings erst einmal nicht nachgehen - er reist sehr gerne.

© SZ vom 04.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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