Freisinger Innenstadt:Umbruch in der City

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Vieles ändert sich gerade in der Altstadt, nicht erst seit dem Start der Bauarbeiten in der Heiliggeistgasse. Für etliche Geschäfte werden Betreiber gesucht und manch ein Laden braucht eine Bleibe.

Von Kerstin Vogel, Freising

Ein Zettel an der Eingangstür vom "Teeparadies" macht die Misere deutlich: Weil das Asamgebäude von April 2017 an saniert werde, müsse man den Laden nach vielen Jahrzehnten Ende März 2017 aufgeben, werden die Kunden da informiert. Wie es weiter gehen soll, wissen die Teespezialisten bis heute nicht. Seit Monaten sucht man vergeblich nach einer geeigneten Ladenfläche in der Innenstadt. Die Größe müsse passen, sagt Ursula Pöller, "und natürlich die Miete". Zu sehr an den Rand dürfe man mit einem Geschäft wie dem Teeparadies auch nicht gehen: "Wir brauchen die Laufkundschaft."

Vieles ist derzeit im Umbruch in der Altstadt. Der große Umbau der City hat von der Heiliggeistgasse her begonnen, Mitte Dezember will man hier fertig sein. Gut ist das für den Obst- und Gemüsehändler Ulrich Katt, Inhaber von "Inkafrucht" an der Unteren Hauptstraße 42. Das Gebäude war im Sommer 2014 bei einem Großbrand stark beschädigt worden. Gemeinsam mit der in Mitleidenschaft gezogenen Hausnummer 44 soll es nun saniert werden - die Inkafrucht, die lange um ihren Fortbestand bangte, zieht in einen neuen Laden an der Heiliggeistgasse.

Die Geschäfte aus dem Asamgebäude brauchen eine neue Bleibe. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Boutique Hollywood ist aus dem Geschäft nebenan bereits an die General-von-Nagel-Straße umgesiedelt; für die geplante Sanierung der beiden Brandhäuser hat laut Architekt Reinhard Fiedler in der vergangenen Woche noch ein Termin mit den Denkmalschützern stattgefunden. Für Januar kündigt Fiedler, dem die Hausnummer 42 gehört, jetzt die Eingabeplanung an. Ein paar Monate später könnten die Bauarbeiten beginnen, sagt er.

Noch lange nicht soweit ist man wohl schräg gegenüber mit dem seit geraumer Zeit leer stehenden Café Luitpold. Das Freisinger Hofbrauhaus, das die Gastwirtschaft von den Eigentümern gepachtet und unterverpachtet hatte, hatte Ende April 2013 das letzte Bier an den Pächter geliefert. Es folgten juristische Auseinandersetzungen zwischen Brauerei und Eigentümer wie auch Pächter, die laut Verkaufsleiter Hauke Winterer aber beendet sind. Dem Vernehmen nach wird seitens der Besitzer ein neuer Pächter gesucht.

Weiter Richtung Marienplatz steht an der Unteren Hauptstraße 18 der ehemalige Weltbild-Laden hinter einem Rollgitter leer. Der Verlag hatte nach seinem Auszug zunächst einen "Ein-Euro-Shop" als Untermieter gehabt. Mit Auslaufen des Mietvertrags mit Weltbild sei der aber geschlossen worden, sagt Anne Werkmeister, Besitzerin des Hauses. Für den Laden gebe es mehrere Interessenten, erzählt sie: "Ich weiß noch nicht, was es wird."

Für zwei Geschäfte aus dem Asamgebäude hat sich bereits eine Lösung gefunden. Die "Kasdandlerin" Marianne Lang ist umgezogen, sie hat den Laden vom "Kaserer" Stephan Gruber an der Oberen Hauptstraße 27 übernommen. Gruber hatte das Geschäft Ende Juli 2016 aufgegeben, um "den Resturlaub der vergangenen 15 Jahre nachzuholen", wie er sagte.

Das Café Luitpold braucht einen neuen Pächter - nur eine der vielen Veränderungen in der Freisinger Altstadt. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Standort hat sich auch für die "Sieben Sachen" vom Hölzlkramer gefunden, die das Asamgebäude ebenfalls verlassen müssen - und im kommenden Frühjahr wieder zu Nachbarn der Kasdandlerin werden. Denn mit "Kindermoden Aumeier" macht an der Oberen Hauptstraße 27 ein weiterer Laden Platz, wie Monika Aumeier bestätigt. Nachdem sie und ihr Mann langsam an die Rente dächten, sich aber noch nicht ganz zurückziehen wollten, "gehen wir dahin zurück, wo das Unternehmen herkommt", so die Geschäftsfrau: Im Geschäft der Aumeiers an der Kirchgasse wird es künftig statt Kinder-Zubehör nur noch Kinderbekleidung geben - "vom Frühchen bis acht Jahre". Die Filiale an der Oberen Hauptstraße macht im Frühjahr nach über 20 Jahren dicht - eine Chance für die "Sieben Sachen".

Während das Wollgeschäft "Gillas" und der Zeitungsladen aus dem Asamgebäude noch in eine ungewisse Zukunft blicken (), steht für einige andere Liegenschaften in der Innenstadt eine neue Nutzung fest. Der ehemalige Herrenausstatter Passberger an der Ecke Obere Hauptstraße und Ziegelgasse wird bekanntlich zu einer Filiale der Caféhauskette "Pano". Der Schmuckladen "Etui", der hier zuletzt war, ist an die Angerbadergasse 2 gezogen. Schräg gegenüber hat sich der Bio-Modeladen "Dantschig" von Irene und Paddy Romer niedergelassen - und das bisherige Café Zentral wird nach dem Verkauf des Gebäudes von der Brauerei Augustiner über zwei Stockwerke zu einer bayerischen Wirtschaft umgebaut.

Auch bei Kindermoden Aumeier stehen Veränderungen an. (Foto: Marco Einfeldt)

Gut findet das der Vorsitzende des Vereins Aktive City Freising, Max Kirchmaier. "Das sind viele Investitionen, die zur Attraktivität der Innenstadt beitragen", sagt er: "Das unterstützen wir, wo wir können." Die Leerstände machen Kirchmaier deshalb auch keine Angst: "Das dient alles zur Entwicklung der Stadt."

Aktuell noch zu haben ist beispielsweise der frühere Champions-Laden an der Oberen Hauptstraße 22 - und hier erfährt der Passant auch ohne Schwierigkeiten etwas über die Bedingungen. Für 63 Quadratmeter Laden plus zehn Quadratmeter Lagerfläche müssten 1400 Euro Warmmiete bezahlt werden - provisionsfrei, wie ein Zettel im Schaufenster verrät.

Ein paar Häuser weiter, an der Oberen Hauptstraße 24a, wo zuletzt eine Parfümerie erst eröffnet und dann relativ schnell wieder dicht gemacht wurde, wird derzeit renoviert - auch das offenbart der Blick durch das Schaufenster. Bei der zuständigen Erbengemeinschaft, die im Telefonbuch steht, geht niemand ans Telefon - in den Nachbargeschäften heißt es, dass wohl eine Generalsanierung geplant sei.

Auf vollen Touren läuft diese bereits gegenüber an der Oberen Hauptstraße 37, wo zuletzt ein Wollgeschäft untergebracht war. Geplant ebenfalls von Architekt Fiedler, ist das marode Hinterhaus abgerissen worden. Das Haus soll bis auf die Deckenbalken entkernt werden, das Treppenhaus wird versetzt, das Rückgebäude neu errichtet, wie Fiedler schildert. Die Fassade bleibe erhalten und bekomme "Holzfenster wie früher". Drei Wohnungen wird es hier künftig geben - unten soll wieder ein Laden entstehen.

Selbst für das Personal völlig überraschend ist vor einigen Wochen außerdem die "Papierwelt" an der Oberen Hauptstraße 60 geschlossen worden. Das große Schaufenster ist seither mit Packpapier verhüllt, ein Zettel gibt lediglich einen Hinweis auf den nächsten Paketshop. Der Betreiber habe wohl gesundheitliche Probleme, deutet Hans-Jürgen Lücht an, der den Laden verpachtet hat. Wie es mit dem Geschäft weiter gehen soll, sei völlig offen.

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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