Freisinger Fabriken:Im Bombenhagel zerstört

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In der Nähe des Bahnhofs war einst die Eisengießerei Frimberger gestanden. Als diese Aufnahme gemacht wurde, gehörte das Gelände bereits Anton Schlüter. Beim Bombenangriff auf den Freisinger Bahnhof wurden die Fabrikhallen zerstört. (Foto: privat)

Von der einstigen Eisengießerei Frimberger bleibt nur ein Trümmerfeld übrig.

Von Peter Becker, Freising

"Freisinger Fabriken" heißt ein Buch, das der Freisinger Hans Lorenzer 2022 veröffentlicht hat. Das Nachschlagewerk, wie er es nennt, beschäftigt sich mit Fabriken und Werken innerhalb des Stadtgebiets. Manche gibt es heute noch, viele sind verschwunden. Die Freisinger SZ stellt in einem Streifzug durch die Industrialisierung bestehende und aufgegebene Unternehmen vor. Heute: Eisengießerei und Maschinenfabrik Frimberger (1868 - 1945).

Die Eisengießerei und Maschinenfabrik Frimberger gibt es nicht mehr. Im April 1945, schon im Besitz von Anton Schlüter, blieb von ihr nach dem Bombenangriff auf den Freisinger Bahnhof nichts mehr übrig außer Schutt und zerstörte Fabrikationshallen. Gegründet hatte die Maschinenfabrik Josef Frimberger aus Bodenwöhr in der Oberpfalz, schreibt Hans Lorenzer. Der gelernte Schlosser siedelte 1868 nach Freising über und gründete gegenüber der evangelischen Kirche eine Eisengießerei. 1885 übergab er sie seinem Sohn Georg, der 1900 Konkurs anmelden musste. Übrig geblieben ist von der Familie Frimberger eine Villa an der Dr.-von-Daller-Straße, in der Nähe der Unterführung zur Luitpoldanlage.

Zusammen mit seinem Verwandten Max kaufte Otto Schülein aus Ingolstadt die Eisengießerei. Deren Säh- und Dreschmaschinen waren in ganz Deutschland gefragt. Günstig war die Lage in der Nachbarschaft des Freisinger Bahnhofs. Von dort aus konnten die landwirtschaftlichen Maschinen schnell durch das ganze Deutsche Reich transportiert werden. Die Eisengießerei beschäftigte zeitweise mehr als fünfzig Mitarbeiter.

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1911 war die Blütezeit der Firma Schülein schon wieder vorbei. Sie war zahlungsunfähig. Anton Schlüter ersteigerte die Fabrik. Er erweiterte die Eisengießerei, die er dringend für die Produktion seiner Motoren benötigte. Max Schülein arbeitete, wie aus verschiedenen Quellen hervorgeht, als Betriebsleiter bei Schlüter. Im August 1938, die Presse war in Deutschland von den Nationalsozialisten längst gleichgeschaltet worden, erschien ein Hetzartikel unter der Überschrift "Wie viel Juden gibt es noch in Freising?" im Freisinger Tagblatt mit dem Inhalt, "dass eine große arische Firma immer noch einen jüdischen Provisionsvertreter beschäftigt und sich nicht schämt". Schülein wurde verhaftet und weggesperrt.

Guido Hoyer, Geschichtsreferent im Freisinger Stadtrat, hat die Lebensgeschichte von Schülein nachverfolgt. Demnach musste er seinen alten Namen Moses wieder annehmen. Schülein hatte sich 1918 auf dem Freisinger Standesamt in "Max" umbenennen lassen. Im November 1938 war Schülein nach München geflohen. Dort lebte er bis 1942 in Milbertshofen im Ghetto. Von dort deportierten ihn die Nazis ins KZ Piaski in Polen, wo Max Schülein starb.

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