Gemeindebüchereien im Landkreis Freising:Viele neue Kunden versorgen sich mit Lesestoff

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Auch die sechsjährige Julia schätzt das Medienangebot in der Zollinger Gemeindebücherei. (Foto: Marco Einfeldt)

Gemeindebibliotheken im Landkreis registrieren trotz Digitalisierung und Corona teilweise steigende Nutzerzahlen. Neben E-Books und Zeitschriften zum Download sind die guten alten Asterix-Comics der Renner.

Von Katharina Aurich, Zolling

Gemeindebüchereien sind offensichtlich auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung beliebt. Das belegen steigende Nutzerzahlen. "Wir hatten im vergangenen Jahr viele neue Kunden", berichtet Kerstin Funk, Leiterin der Gemeindebücherei in Zolling, die auch Leseratten aus Haag, Wolfersdorf und Attenkirchen nutzen. "Bücher gehen immer", stimmt Astrid Hötte, die Leiterin der Gemeindebücherei in Au zu. Mit Daten für den gesamten Landkreis belegbar ist das nicht, denn eine Statistik, wie viele Gemeindebüchereien es hier gibt, wie sie genutzt werden und ob dort nur ehrenamtliche oder auch angestellte Mitarbeiter die Freude am Lesen vermitteln, wird nicht erstellt, wie Robert Stangl, Sprecher des Landratsamtes sagt.

Natürlich gehören nicht nur Bücher oder Zeitschriften zum Bestand einer modernen Gemeindebücherei. Es gebe E-Books, man könne sich Zeitschriften auf das eigene Handy herunterladen und auch DVDs oder Gesellschaftsspiele ausleihen, schildern Kerstin Funk und Astrid Hötte. Die Zollinger spielten offenbar sehr gerne, denn die Gesellschaftsspiele seien immer gefragt.

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Für die ganz jungen Besucher gibt es die Tonies, das ist ein Audiosystem, mit dem schon kleine Kinder selbstbestimmt Geschichten und Lieder hören können. Der Renner aber sind immer noch - ganz "altmodisch" - die Asterix und Obelix-Hefte. Wenn diese einmal alle ausgeliehen seien, dann würden die jungen Fans auf eine DVD mit den beiden Comic-Helden ausweichen und müssten nicht warten, berichtete Funk. Das sei das Gute an den verschiedenen Formaten, in denen Geschichten heute vorlägen, dass es diese Alternativen gebe.

Funk hat vor einem Jahr die Leitung der Zollinger Gemeindebücherei übernommen und erst einmal ausgemistet und umstrukturiert, viele Bücher ausgestellt, neue Medien dazugekauft und die Inneneinrichtung neu gestaltet, denn die Besucher sollen sich hier wohl fühlen. Die Gemeinde unterstütze die Bücherei großzügig, freut sich Kerstin Funk, die vor ihrer Anstellung als hauptamtliche Leiterin viele Jahre ehrenamtlich in Marzling die Gemeindebücherei betreute und daher genau weiß, was Leser jeder Altersstufe wünschen. Hauptsächlich Familien nutzen die Bücherei, aber natürlich auch Menschen aller Altersstufen versorgen sich hier mit Lesestoff und Informationen.

Neben der Gemeinde Zolling unterstützt auch die ILE Ampertal, ein Zusammenschluss von zwölf Ampertalkommunen, die die regionale Entwicklung voranbringen wollen, die Bücherei finanziell. Für Fachfragen wendet sich die Zollinger Büchereileiterin an die Mitarbeiter der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen, außerdem ist sie mit anderen Büchereien vernetzt und tauscht sich aus Zudem bildet sich Funk regelmäßig weiter, um für die Nutzer der Bücherei immer auf dem Laufenden zu sein, wie sie sagt. Wichtig sind ihr auch Veranstaltungen, um neue Leser zu gewinnen. Leider musste sie sich in den vergangenen zwei Jahren auf kleinere, Corona-konforme Events beschränken.

Die Pandemie hat sich auch auf die Gemeindebücherei in Au ausgewirkt, die normalerweise an sieben Stunden in der Woche geöffnet hat. Sie musste immer wieder schließen und wenn sie geöffnet war, waren die Nutzer vorsichtig und kamen seltener, wie Astrid Hötte schildert. Die Stammkundschaft sei ihnen geblieben, aber vor allem jugendliche Leser, die vor der Pandemie zum Beispiel regelmäßig mit ihrer Schulklasse die Bücherei besucht und so Geschmack am Lesen gefunden hätten, kämen nach den Lockdowns kaum noch, bedauert Astrid Hötte.

Sie ist als Büchereileiterin mit 450 Euro bei der Gemeinde angestellt, unterstützt wird sie von zwölf ehrenamtlichen Helfern. Seit einem Jahr ist die Bücherei in Au, die vom kirchlichen Michaelsbund unterstützt wird, an das elektronische Ausleihsystem Leo-Süd angeschlossen. Nutzer können sich darüber vielfältige elektronische Medien wie Bücher oder Hörbücher via App herunterladen. Das Praktische daran sei, dass man sich an kein Abgabedatum wie für ein gedrucktes Buch erinnern müsse, sondern die Nutzungsdauer einfach irgendwann ende, schildert Hötte.

Auch die kleine Gemeindebücherei in Kranzberg, die von acht ehrenamtlich engagierten Frauen betreut wird, ist seit kurzem an das System Leo-Süd angeschlossen, so dass sich auch die Kranzberger Leserinnen und Leser mit vielfältigen elektronischen Medien versorgen können. Während der Pandemie seien natürlich die Ausleihen zurückgegangen, da die Bücherei ebenfalls immer wieder geschlossen war, aber die Nachfrage nach elektronischen Medien sei deutlich gestiegen, berichtet Leiterin Gertraud Baierl. Auch die Bücherei in Kranzberg wird jetzt wieder mit Veranstaltungen loslegen, denn man müsse natürlich auch Werbung machen und im Gespräch bleiben, so Gertraud Baierl.

© SZ vom 24.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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