"Wir kämpfen weiter", war das Motto des Familienzirkus Feraro bei einem Interview mit der SZ vor einem Jahr, als sich die Artisten noch vom "Knock-out" der Corona-Pandemie erholten. Nicht nur die abgesagten Vorstellungen machten den Feraros damals zu schaffen, sondern auch die Tatsache, dass Zirkus nicht als Kulturinstitution anerkannt war und somit keine Sonderförderprogramme im Kulturbereich in Anspruch nehmen konnte. Rettungsanker in der Pandemiezeit waren vor allem die Unterstützung und Solidarität von Sponsoren, Vereinen und Einzelpersonen gewesen, sagt Hermann Schmidt-Feraro, langjähriger Zirkusbesitzer und Direktor. Und er staunt noch immer: "Wir wissen gar nicht, wie wir das überlebt haben."
Ein Jahr später ist das Motto noch immer das gleiche. Zwar ist die Corona-Pandemie überwunden, doch es gibt neue und andere Herausforderungen. Von steigende Heiz- und Spritkosten über Sturmschäden im Sommer bis hin zum Bashing von Tierschützern - der Kampf der Zirkusfamilie nimmt kein Ende. "Aber im großen Ganzen sind wir einfach nur froh, dass wir auftreten können", versichert Hermann Schmidt-Feraro mit einem Lächeln. Nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen erlebte der Zirkus zwar zunächst einen Besucherboom - der aber auch schnell wieder abebbte, da auch alle anderen Veranstaltungen mit voller Kraft zurückkehrten.
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Die nächsten Auftritte wird es in Freising geben, mit einem weihnachtlichen Sonderprogramm. Von aufblasbaren Weihnachtsmännern bis hin zum Glühwein soll es an nichts fehlen, und schon gar nicht an artistischen Höchstleistungen. Die Feraros erhoffen sich eine Rückkehr zu normalen Zeiten, eine möglichst volle Tribüne beim Weihnachtsprogramm und einen kräftigen Aufschwung zu Beginn der kalten Jahreszeit.
Besonders freut sich Hermann Schmidt-Feraro, dass sie für ihre Zeit in Freising eine feste Anlage haben. Das mache alles viel einfacher, sagt er. Er hatte gehofft, seit der Zirkus im Mai als kulturelle Institution anerkannt ist, mehr Glück bei der Platzvergabe zu haben. "Da haben wir uns aber getäuscht." Die Antwort vieler Stadträte andernorts sei ein seiner Ansicht nach unbegründetes "machen wir nicht". Diesbezüglich bekommt Freising von ihm also ein großes Lob. Ein Problem sei nur die Plakatierverordnung, die nicht mehr als zwölf Veranstaltungsplakate in der ganzen Stadt zulässt. "Aber sonst kann ich mich wirklich nicht beklagen."
"Ein Zirkus ohne Tiere ist nämlich kein Zirkus", sagt Hermann Schmidt-Feraro
Der Zirkus Feraro ist wie jeder andere Zirkus der starken Kritik von Tierschützern ausgesetzt. Zwar haben die Feraros keine Wildtiere dabei. Doch Pferde, Alpakas, Enten und andere Haustierarten sind nach wie vor ein Muss für die Vorstellungen. "Ein Zirkus ohne Tiere ist nämlich kein Zirkus", sagt Hermann Schmidt-Feraro, "wenn das wegfällt, ist die Zirkusdynastie ausgestorben." Natürlich gebe es auch Zirkusse ohne Tiere wie beispielsweise den Zirkus Roncalli. Aber das sei mehr Theater und Akrobatik und würde dem klassischen Zirkus-Konzept nicht gerecht werden. Dabei sei eine artgerechte Tierhaltung, versichert der Zirkusdirektor, mit dem Zirkusgeschäft vollkommen vereinbar. Das Thema bereite der Zirkusfamilie in letzter Zeit etwas Bauchschmerzen. Doch das Motto bleibt auch bei diesem Aspekt, "wir kämpfen weiter".
Bei so viel Krise und Stress fragt man sich allerdings, ob die Arbeit noch Spaß macht. Für Hermann Schmidt-Feraro ist die Antwort klar: "Wir wollen es nicht anders." Der Nervenkitzel, die Leidenschaft, der Kick - darum geht es der Zirkusfamilie. Und so schaffen sie es, immer aufs Neue, sich den Widrigkeiten zu stellen. Kolik beim Pony, Unfall eines Artisten, keine Turnhalle - alles kein Problem, solange man dranbleibt und eine Lösung findet.
Alle Informationen zum Weihnachtsprogramm gibt es im Internet auf www.circus-feraro.de .