Zentrum der Familie in Freising:Wichtige Integrationshilfe

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Seit 2017 hilft die Einrichtung auch Familien mit Migrationshintergrund. Vor allem die Kinder können sich so leichter integrieren. Ein Beratungsbus soll bald auch Familien im ländlichen Raum erreichen. Der SZ-Adventskalender möchte diese Arbeit unterstützen.

Von Nadja Tausche, Freising

Was die Arbeit des Zentrums der Familie bewirkt, merkt man an dem, was ohne sie passiert. Wenn Geflüchtete und ihre Kinder keine Hilfe bekommen, haben sie schon ab und an ihren Platz im Kindergarten wieder verloren. Das gleiche gilt, wenn die Unterstützung zu spät kommt. Im Rahmen der sogenannte Elternbegleitung gehen deshalb Mitarbeiter des Zentrums der Familie Freising mit in den Kindergarten, vermitteln zwischen Erziehern, Eltern und den Kindern selbst. Durch die Kulturunterschiede brauchten alle Seiten teilweise Unterstützung, erklärt Sabine Bock, pädagogische Leiterin des Zentrums: In anderen Ländern gebe es zum Beispiel oft einen anderen Erziehungsstil, "die Kinder reagieren oft erst, wenn die Erzieherin sie sehr laut anspricht oder anfasst", so Bock.

So früh wie möglich möchte das Zentrum der Familie mit Familien mit Migrationshintergrund zusammenarbeiten, damit Integration gelingt. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Arbeit des Zentrums der Familie beginnt aber nicht erst, wenn die Kinder in den Kindergarten kommen. "Je früher wir die Eltern begleiten, desto einfacher ist es", sagt Bock: Kommen die Sozialpädagogen schon vorab zu den geflüchteten Familien nach Hause, zeigen sie den Eltern, wie sie ihr Kind bestmöglich fördern können. Dabei geht es neben dem pädagogischen Aspekt auch um Hilfe bei der Bürokratie, etwa: Ist der Impfpass da, wenn ein Kindergartenplatz beantragt wird. Auch über ganz grundlegende Dinge sprechen die Elternbegleiter mit den Familien: Was sind altersgerechte Lebensmittel oder wo wird in der Nähe Kinderturnen angeboten. In manchen Fällen wird es schwieriger. So seien einige der Kinder von der Flucht oder der Umstellung auf die neue Umgebung traumatisiert, erklärt Bock. Dann müsse man gemeinsam überlegen, wie man dem Kind hilft.

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(Foto: SZ)

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Für seine Arbeit hat das Zentrum der Familie in Freising rund 32 Mitarbeiter, der Großteil arbeitet auf Honorarbasis. Die Elternbegleitung bietet man im Landkreis Freising seit 2017 an, noch bis zum Jahr 2020 wird es vom Bundesfamilienministerium bezahlt. Die Begleitung ist aber nur eines von vielen Angeboten: Es gibt ein Sprachcafé und Stillvorbereitungskurse, Kurse zur Trotzphase und einen mit dem Namen "Warum muss ich alles dreimal sagen". Das Ziel von allen Kursen ist es ganz generell, Eltern zu unterstützen. Bock sagt: "Wir wollen eine Brücke bauen zwischen dem Elternhaus und der Kita oder der Schule." Geflüchtete sind dabei nicht die einzigen, an die sich die Angebote richten. Aber für die seien sie besonders wertvoll, sie lernen etwas über die deutsche Kultur, gleichzeitig helfen die Kurse, sich zu integrieren, ist Bock überzeugt. Sie knüpfen Kontakte, und, ganz wichtig, sagt Bock: Sie können sich mal fallen lassen, etwa bei Feiern. Einmal habe ihr eine Frau gesagt, sie sei dankbar, dass sie sich mir ihren Fähigkeiten zeigen dürfe: Denn bei den Feiern machen die Teilnehmer Musik, tanzen oder steuern etwas Gekochtes bei. So können sie etwas zurückgeben, sagt die Leiterin - und es sei auch einfach mal wichtig, Lebenslust zu spüren: "Es geht bei Geflüchteten immer darum, was sie leisten müssen - und sie müssen unglaublich viel leisten."

Was die Arbeit der Einrichtung einschränkt, ist die Distanz zu anderen Orten im Landkreis. "Es gibt ganz viele Eltern, die wir nicht erreichen", so Bock. Weil die Treffen in Freising stattfinden, kämen vor allem Freisinger, die Busverbindung in andere Gemeinden sei nicht optimal. Wie man das ändern könnte, dafür gibt es im Zentrum der Familie schon eine Idee: Ein sogenannter Beratungsbus soll durch den Landkreis fahren, darin könnten die Mitarbeiter Eltern beraten und die Kinder in einer Spielecke spielen. Finanzieren will das Zentrum den Bus mit einer Spende aus dem SZ-Adventskalender, zumindest zum Teil. Zwar finanziert sich die Einrichtung auch über Zuschüsse vom Freisinger Jugendamt, Teilnehmerbeträge für die Kurse und über andere Stellen - ein solcher Bus koste aber an die 80 000 Euro, sagt Bock. Nötig ist er ihrer Meinung nach auf jeden Fall, jetzt gebe es das eine oder andere praktische Problem: In einem Bus des ÖPNV dürfe nur ein Kinderwagen mitgenommen werden - wenn also mehrere Elternpaare aus dem Landkreis gleichzeitig zum Zentrum der Familie wollten, werde es schwierig.

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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