Naturschutz:"Als hätten die Leute ihren ganzen Hausmüll einfach in den Wald gekippt."

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Mit gutem Beispiel voran: Im März haben Studierende der Weihenstephaner Hochschule den Weltwald und die Straßenböschung von Abfällen befreit. (Foto: Johannes Simon)

Studierende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sammeln am Samstag den Abfall von vorbeifahrenden Autofahrern und Spaziergängern rund um den Weltwald-Parkplatz und an den Straßenböschungen. Das Ergebnis: Zehn volle Mülltüten.

Von Ella Rendtorff, Freising

Bis zu 15 Jahre kann es dauern, bis sich ein Zigarettenstummel vollständig zersetzt hat. Eine Zeitspanne, die wohl kaum bedacht wird, wenn Autofahrer auf der Schnellstraße nach Allershausen ihre Kippen leichtfertig aus dem Fenster schnippen. Zigaretten zählen als das weltweit häufigste Abfallprodukt - Kein Wunder also, dass auch die Wegränder und Straßengräben nahe des Freisinger Weltwaldes nicht davon verschont sind. Während die Plastikverschmutzung der Meere in den Medien Wellen schlägt, werde der Müll in heimischen Waldgebieten bislang eindeutig zu wenig thematisiert, beklagt Lisa Nölp, Vorsitzende der Fachschaft für Wald- und Forstwirtwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). "Vom Wald redet keiner und es ist höchste Zeit, dass sich das ändert."

Die überregionale Initiative "Forest Cleanup-Day" hat es sich zum Ziel gemacht, das Müllproblem in den Wäldern anzugehen. Aus Anlass des diesjährigen Waldputztages hat sich erstmalig auch die Fachschaft für Forstwirtschaft der HSWT an der Säuberungsaktion beteiligt. Mit Müllsäcken ausgestattet, trafen sich am vergangenen Samstag 25 Studierende auf dem Weltwaldparkplatz an der Schnellstraße in Richtung Allershausen. "Was man da auf dem Boden so alles findet, ist schon absurd", berichtet Forstwirtschaft-Student Luis Bauer. Von Einwegverpackungen über alte Gartenschläuche bis hin zu riesigen Brettern sei alles dabei gewesen. "Als hätten die Leute ihren ganzen Hausmüll einfach in den Wald gekippt."

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Richtig problematisch werde es dann, wenn der Wald zum Wertstoffhof gemacht wird. Um sich die Kosten für die Entsorgung zu sparen, lassen Privatpersonen ihren Sperrmüll nicht selten heimlich zwischen den Bäumen verschwinden. Die in Metallschrott und Bauschutt enthaltenen Giftstoffe schädigten nicht nur die Waldböden, sondern verseuchen auch das Grundwasser, klärt die angehende Forstwirtschaftlerin Lisa Nölp auf. Oft werde dieser Müll aber abseits der Spazierwege abgeladen, so dass er auf den ersten Blick kaum sichtbar ist. Daher fehle es auch an medialer Aufmerksamkeit: "Das sieht eben nur der Förster, wenn er durch den Wald geht", sagt Nölp.

Der Forest Cleanup-Day soll den Fokus auf genau dieses Problem rücken. Müll im Wald sei ein nicht zu unterschätzendes Umweltproblem, das immer größere Ausmaße annehme. "Einmal im Ökosystem Wald angekommen, kann der Müll kaum noch entfernt werden. Sobald die Zersetzung angefangen hat, entstehen immer mehr und immer kleinere Partikel, die von Boden­lebewesen aufgenommen und verteilt werden", schreiben die Initiatoren des Waldsäuberungs-Projekts auf ihrer Homepage. Gerade deshalb sei es so wichtig, die Abfälle aufzusammeln, bevor sie in das Ökosystem eindringen.

Die Entsorgung übernehmen Angestellte der Staatsforsten

Nach zweieinhalb Stunden Sammelarbeit hätten die freiwilligen Helferinnen und Helfer zehn große Säcke Müll zusammenbekommen, berichtet Luis Bauer. Trotz der erschreckenden Mengen an Abfall freut sich der Student über das Engagement der Truppe. "Bei der Planung hätten wir nicht damit gerechnet, dass so viele Leute mitmachen. Ich bin positiv überrascht!" Um die Entsorgung der Tüten kümmerten sich Mitglieder der Staatsforsten Bayern, die den Cleanup-Day unterstützen.

Wie wichtig es ist, für das Müllproblem in den Wäldern zu sensibilisieren, weiß Luis Bauer nicht zuletzt durch seine ehrenamtliche Arbeit bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Erst im vergangenen Jahr hat er die Ortsgruppe der Organisation gegründet. Ein größeres Bewusstsein für die Auswirkungen von Abfall zwischen Bäumen, Laub und Moos zu schaffen, sei "ein laufender Prozess", bestätigt auch Lisa Nölp. Auch im nächsten Jahr will die Fachschaft der HSWT wieder beim Cleanup-Day mitmachen. Dass die Situation in den Wäldern auch an die breite Öffentlichkeit dringt bliebe letztlich nur noch eine Frage der Zeit und des anhaltenden Engagements, so die Hoffnung der Studierenden.

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