Neueröffnung:"Als ich 19 war, habe ich mal für Franz Josef Strauß gekocht. Es gab Tagliatelle"

Lesezeit: 2 min

Noch ist seine neue Bar im Umbau: Vincenco di Bendetto. Der Wirt kam von der Amalfiküste nach Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Der umtriebige Gastronom Vincenzo di Benedetto eröffnet am 1. Mai seine neue Tapas-Bar "Primero" in der Sonnenstraße.

Von Clara Lipkowski, Freising

Noch sind die silbernen Getränkekühlschränke unterhalb der Theke leer, hier und da liegen noch Metermaß und Schraubendreher herum, die Wände sind noch feucht von frischer Farbe: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, denn am 1. Mai soll alles fertig sein, dann eröffnet in der ehemaligen "Espresso-Bar" in der Sonnenstraße 29, die Tapas-Bar "Primero". Vincenzo di Benedetto, in der Stadt besser bekannt als "Enzo", erfüllt sich damit einen kleinen Traum, weil er nun seine eigenen Kreationen der spanischen Spezialitäten aus Bilbao, Pintxos genannt, in Freising anbieten. wird.

Dazu gibt es Weine aus Frankreich, Italien und Spanien. Damit hat der gebürtige Italiener ein drittes Lokal in der Domstadt, neben der "Ca' del Bosco" in Lerchenfeld, das er seit 2010 betreibt, auch noch das "Primo" in der Oberen Hauptstraße, in dem er seit zwei Jahren Pizza anbietet.

An der italienischen Amalfiküste ist di Benedetto aufgewachsen

Di Benedetto stammt aus Eboli an der italienischen Amalfiküste. In seiner Heimat hat der heute 56-Jährige seine Ausbildung zum Koch gemacht. Zwei Jahrzehnte betrieb er am Gardasee ein Restaurant. Irgendwann hatte es ihm aber gereicht, er wollte weg. München kannte er durch Saisonarbeit in der Gastronomie, daher konnte er auch schon Deutsch.

Ausschlaggebend, als er vor sechs Jahren dauerhaft nach Bayern zog, war dann aber seine Frau. Mit ihr lebt er nun in Freising und München, die Kinder sind längst aus dem Haus. "Ich werde bald Opa", sagt er ein wenig ungläubig. Sich gerade in Freising beruflich niederzulassen, war einer Wette geschuldet. Mit einem Freund vereinbarte er, das Lokal "Schwimmbad" wieder zu neuem Leben erwecken. Nach drei Monaten hatte er den Umsatz deutlich gesteigert und damit die Wette und Ruhm und Ehre für sich entschieden.

"Wenn ein Schuhbeck ein italienisches Restaurant aufmachen kann, warum soll ein Italiener nicht spanisches Essen servieren?"

Nun, sechs Jahre später, ist er wie jeden Tag früh auf den Beinen, vor allem, um einzukaufen für seine Lokale. "Meine Mitarbeiter schicken mir per Whatsapp Einkaufslisten." Denn frisch soll es sein. Auch hinter dem Tresen ist di Benedetto zu finden, meist in der Küche. In seiner neuen Tapas-Bar, will er die Pintxos selbst machen, schließlich hat er selbst mal in Spanien gelebt und als Koch gearbeitet. "Wenn ein Schuhbeck ein italienisches Restaurant aufmachen kann, warum soll ein Italiener nicht spanisches Essen servieren?", fragt er. Einen spanischen Koch hat er aber trotzdem angestellt.

Feierabend kennt di Benedetto nicht. "In der Gastronomie gibt es so etwas nicht." Es sei ganz normal, dass er mal um ein oder drei Uhr morgens ins Bett komme und trotzdem früh wieder raus müsse. Feiertage sind meist auch für ihn Arbeitstage. "Am Wochenende überlege ich mit dem Personal, was auf die Wochenkarte kommt." Für die Freisinger Gastro-Szene wünscht er sich, dass alle ein bisschen mehr Wert auf gutes Essen legen. "Qualität hat seinen Preis", sagt er. In seinen vielen Jahren als Gastronom ist ihm schon viel untergekommen, Gäste die Spaghetti auf der Pizza bestellen wollten zum Beispiel. "Das würde ich niemals machen", sagt er. Und sonst, sind ihm die Tischmanieren der Deutschen ein Graus, die ihre Pasta mit einem Löffel aufdrehen? "Na, das ist egal", sagt er und winkt ab, "das machen auch Leute in Italien." Eines ist ihm aber besonders in Erinnerung geblieben: "Als ich 19 war, habe ich mal für Franz Josef Strauß gekocht. Es gab Tagliatelle."

Neben der Tapas-Bar will sich di Benedetto seinem neuen Projekt widmen: Räume für ein Wiener Kaffeehaus hat er in der Oberen Hauptstraße schon gefunden, bevor aber nicht alles in trockenen Tüchern ist, will er nicht mehr verraten.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: