Wartungsarbeiten im Vöttinger Tunnel:Hohn und Spott für die "Rigatoni"

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An die Nutzung der im Januar eröffneten Westtangente samt Tunnel haben sich die Autofahrer schnell gewöhnt. (Foto: Marco Einfeldt)

Während sich die Kommentatoren in den sozialen Netzwerken über die wiederholten Sperrungen lustig machen, hat die Stadt Freising dafür eine gute Erklärung.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Ankündigung aus dem Rathaus klang zunächst banal: Der Tunnel der Westtangente in Vötting werde aufgrund der halbjährlichen Wartungsarbeiten sowie einer Reinigung von Montag, 7. November, um 9 Uhr bis Freitag, 11. November, gegen 13 Uhr gesperrt, hieß es da - gefolgt von einer Liste der Umleitungsstrecken. Auf der Facebook-Seite der Stadt allerdings erfuhr die Meldung ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit - und nicht alle Anmerkungen waren schmeichelhaft für die Stadt.

"Schon wieder gesperrt! Was stimmt mit diesem Tunnel nicht?", fragt da ein User. "Wie oft wird dieser Tunnel eigentlich noch gesperrt. Was machen denn die Österreicher und Schweizer mit den vielen Tunnels. Wenn ich alleine an die Tauernautobahn denke. Wenn da alle Nase lang ein Tunnel gesperrt wäre...", merkt eine andere an. Ein Kommentator, der dem Vöttinger Tunnel den Beinamen "Freisinger Rigatoni" verpasst hat, hält fest: "Wenn ein Tunnel mehr gesperrt als geöffnet ist, dann bist Du in Freising." Sämtliche Münchner Tunnel würden "diese peinlichen Ausfälle" nicht zusammenbringen: "Sprich, nächste Fehlplanung oder fehlerhafte Ausführung? Hauptsache Steuergelder zum Fenster rausschmeißen. Das Finanzloch der Stadt Freising spricht Bände."

"Ein Tunnel, den man eine Woche sperren kann, ist überflüssig"

Tatsächlich werden auch die Tunnel in München regelmäßig für Wartungsarbeiten gesperrt, wie ein weiterer User umgehend ermittelt hat - anders als in Freising allerdings nur nachts, so der sofort folgende Konter: "Selbst München rafft, dass man sowas nachts in einem Ruck durchzieht. Freising braucht vier Tage und das auch noch gefühlt sechs Mal im Jahr." Die Dauer der Sperrung lässt einen anderen Kommentator dann auch noch ein wenig politisch werden, denn: "Ein Tunnel, den man eine ganze Woche lang sperren kann, ist überflüssig. Das haben genug Bürger und Bürgerinnen vor dem Bau bereits gesagt."

Tatsächlich war der Tunnel in Vötting heuer bereits vier Mal gesperrt, wie die Stadt auf Nachfrage einräumt. Im Februar und im Juli sei das jedoch wegen des nachträglichen Einbaus von Teilen erforderlich gewesen, "die wegen Lieferproblemen nicht rechtzeitig vor der Eröffnung installiert werden konnten". Zur Erinnerung: Die "Rigatoni" ist erst Anfang des Jahres freigegeben worden. Auch die TÜV-Überprüfung im September sei unmittelbar auf die Freigabe des Tunnels zurückzuführen gewesen, heißt es seitens der Stadt weiter: Drei bisherige Sperrungen seien also "ursächlich der Inbetriebnahme einer technisch hochkomplexen Infrastruktureinrichtung geschuldet" gewesen.

Die Westtangente mit ihrem Tunnel trägt viel zur Verkehrsberuhigung in der Freisinger Innenstadt bei. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Sperrungen für die halbjährlichen Wartungsarbeiten - im Mai und jetzt wieder im November - seien auch in Zukunft unvermeidlich. Sie dienten wichtigen Sicherheits-Checks und Wartungen. Selbstverständlich würden zeitgleich dann Reinigungsarbeiten durchgeführt, die bei fließendem Verkehr nicht möglich seien. Diese Wartungen, Inspektionen und Instandsetzungen seien in der Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln vorgeschrieben, "die Reinigung des Tunnels ist hier explizit inkludiert".

Regelmäßige Sperren sind auch in Zukunft unvermeidlich

Auch in Zukunft seien deshalb - wie bei allen Tunnelbauwerken - regelmäßige Sperrungen für Kontrollen und Wartungen aus Sicherheitsgründen unvermeidlich, so die Ankündigung der Stadtverwaltung, die im Übrigen auch noch einen Verdacht hat: "Mit unseren Vorankündigungen wird vermutlich nur ein viel breiterer Personenkreis auf die erforderlichen Sperrungen aufmerksam als andernorts, wo die dadurch bedingten Umleitungen als ,Überraschungsmomente' erscheinen." Durch die frühzeitige Information versuche die Stadt, den Verdruss über die erforderlichen Umleitungsstrecken abzumildern, damit sich die Autofahrenden rechtzeitig auf die gegebene Situation einstellen könnten.

Denn im Grunde spiegele das subjektive Empfinden der Kommentatoren in den sozialen Medien die objektive Bedeutung des Tunnels wider, denkt man in der Stadtverwaltung: Die temporäre Rückkehr zu den Verkehrsbedingungen aus der Zeit vor der Westtangente werde als Zumutung empfunden. Dafür findet sich eine Bestätigung übrigens in der besagten Facebook-Diskussion, in der eine Userin zu der Ankündigung der Sperrung schreibt: "Ein Traum, da stehe ich dann mindestens ne Stunde an der Karlwirtskreuzung. Wahrscheinlich geht der Rückstau dann bis zu meiner Haustür."

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