Naturschutzverbände im Aufwind:"Freising ist umweltaffin"

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Der Freisinger Moos und die dort lebenden Tier- und Pflanzenarten gehören zu den Arealen, um die sich die Freisinger Ortsgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) kümmert. Mittlerweile hat sie stolze 900 Mitglieder. (Foto: Marco Einfeldt)

Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz freuen sich im Landkreis über hohe Mitgliederzahlen, teils geht dies auf das Artenschutz-Volksbegehren zurück, teils auf die Startbahndebatte.

Von Laura Dahmer, Freising

Es ist eine Zahl, auf die Manfred Drobny stolz ist: 4366. Und vielleicht nicht zu Unrecht. Denn diese Mitgliederzahl macht den Freisinger Kreisverband des Bundes Naturschutz, dessen Geschäftsführer Drobny ist, zu einem der größten in Bayern, im Verhältnis zu den Einwohnern gesehen. Auch Günther Knoll, Vorsitzender der Freisinger Ortsgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), hat hohe Mitgliederzahlen zu verzeichnen: Etwa 900 Menschen aus dem Landkreis engagieren sich dort für Vögel, Insekten und Pflanzen in Freising.

Allein im vergangenen Jahr hat Knoll etwa 80 neue Mitglieder begrüßen können. "Und zwar nicht nur Lehrer, die sich hobbymäßig mit Vogelkunde beschäftigen, sondern einen Querschnitt der Gesellschaft und des Landkreises." Er führt das auf das Volksbegehren für Artenvielfalt und die Klimaproteste zurück.

Für Drobny haben die hohen Mitgliederzahlen mit der dritten Startbahn und einer 2012 geplanten Hühnermast zu tun

Anders Drobny: Der Bund Naturschutz hat 2019 keinen ungewöhnlich hohen Zuwachs erlebt. Drobny beobachtet im Landkreis schon seit Jahren eine kontinuierliche Entwicklung. "Freising ist umweltaffin", sagt er und macht die hohen Mitgliederzahlen eher an der professionellen Mitgliederwerbung fest. Einen wirklichen Sprung hat der Bund Naturschutz in Freising in den Jahren von 2010 bis 2014 gemacht. Damals wuchs der Verein von etwa 2700 auf 3978 Mitglieder. Drobny macht das an der damals aufgekommenen Debatte um die dritte Startbahn und die erfolgreiche Klage des Vereins gegen eine geplante Hühnermast in Moos 2012 fest. "Es gab einige Impulse, die das Umweltbewusstsein der Freisinger schon damals gestärkt haben", sagt der Geschäftsführer.

Auch heute sieht er eine mindestens genauso große Dringlichkeit, sich für den Naturschutz zu engagieren. Denn auf den Landkreis würden auch in Zukunft einige Herausforderungen zukommen. Viele davon haben für Drobny einen Namen: der Flughafen München. Dort sind, abgesehen von der dritten Startbahn, weitere Ausbauprojekte in Planung: Das östliche Vorfeld des Flughafens wird aktuell erweitert, das Terminal eins soll um einen Flugsteig vergrößert und der S-Bahn-Tunnel nach Osten verlängert werden. Alles Projekte, die zu weiterem Flächenverbrauch führen. "Auch im Straßenbau haben wir viele Großprojekte dem Flughafen zu verdanken", sagt Drobny und nennt die Westtangente und den geplanten Knotenpunkt am Clemensänger als Beispiele. Es brauche einen starken Bund Naturschutz, der sich dem entgegenstellt.

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Erfreulich ist für die Umweltschützer, dass sie mittlerweile enger zusammenarbeiten - zum Beispiel in der Klimaallianz

Für Drobny stellen außerdem das Freisinger Moos, die Umstellung der Landwirtschaft und der Lebensweise jedes Einzelnen Herausforderungen dar. "Wir alle müssen lernen, worauf es ankommt", sagt er. Erfreulich findet der Geschäftsführer des Bundes Naturschutz, dass immer mehr Jugendliche zu den Treffen und Aktionen erscheinen, und hofft, dass einige von ihnen zu Mitgliedern werden. Ebenso erfreulich ist für ihn, dass die Freisinger Klimaaktivisten mittlerweile enger zusammenarbeiten. In einer Klimaallianz haben sie vergangenes Jahr gefordert, dass die Stadt Freising den Klimanotstand ausruft.

An dieser Klimaallianz hat sich auch der Landesbund für Vogelschutz beteiligt. Die Umwelt- und Vogelschützer kümmern sich vor allem um die naturbelassenen Flächen im Landkreis und die dort lebenden Tier- und Pflanzenarten. Dazu gehören das Freisinger Moos, drei Wiesen in Palzing und die kürzlich erworbene, frühere Kiesgrube in Hallbergmoos. Die naturbelassenen Flächen werden weniger, der LBV kämpft für den Schutz einiger bedrohter Arten. Gerade in Freising, einer Universitätsstadt, in der viele Studiengänge in Natur- und Umweltökologie angeboten werden, bewegen diese Themen viele, glaubt Knoll. Der LBV hat in Tuching auch eine Kindergruppe. "Die Leute wollen alle was tun", sagt Knoll. "Sie wollen sich nicht nur berieseln lassen, sondern anpacken."

© SZ vom 15.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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