"Das Datum triggert uns":Bei vielen ist die Stimmung gedämpft

Lesezeit: 2 min

Zu einer Mahnwache für den Frieden war man 2022 schon wenige Tage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine auf dem Freisinger Marienplatz zusammengekommen. Auf ein schnelles Ende des Krieges hofft inzwischen kaum noch jemand. (Foto: Marco Einfeldt)

Zum Jahrestag der Invasion findet auf dem Freisinger Marienplatz eine Kundgebung statt.

Von Lena Meyer, Freising

Am 24. Februar 2022 begann der Angriff Russlands auf das Nachbarland. Zwei Jahre lang wehrt sich die Ukraine bereits gegen die russische Invasion. Unzählige haben ihre Heimat und Familien zurücklassen müssen, um Schutz in der Fremde zu suchen. Auch im Landkreis Freising sind viele Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen worden. Für die Unterstützung wollen sie sich bedanken, aber auch an den Beginn des Überfalls erinnern und an die Schrecken, die darauf folgten. Deswegen organisieren die Ukrainerinnen Olena Drobot, Maryna Mudra, Lydmila Genkina und Oksana Savchyn am Samstag, 24. Februar, von 11 bis 12.30 Uhr eine Kundgebung auf dem Freisinger Marienplatz. Es gibt Vorträge, ukrainische Lieder und Gedichte sowie die Möglichkeit, für Hilfsgüter zu spenden.

"Das Datum triggert uns natürlich. Sehr viele Ukrainer haben Schlimmes erlebt. Das sind schmerzhafte Tage für uns", sagt Maryna Mudra. Ihre Stimme ist belegt, die Sorgen sind deutlich hörbar. Und doch ist da etwas Unerschütterliches in ihren Worten. Mudra möchte etwas bewegen, erinnern, aber auch mahnen: "Putin wird nicht bei der Ukraine stoppen", davon ist sie überzeugt. Die Ukraine, so Mudra, kämpfe nicht nur für ihre eigene Freiheit, sondern auch für demokratische Werte, wie Frieden und Sicherheit. "Das betrifft uns alle", sagt sie nachdrücklich.

Zuletzt waren immer wieder Vorstöße Russlands gemeldet worden, die Stadt Awdijiwka wurde aufgegeben. Dementsprechend sei die Stimmung vieler Ukrainer in Freising "gedämpft", beschreibt Mudra. Mit einem baldigen Ende des Krieges rechne eigentlich niemand mehr. "Es ist sehr schwierig", bilanziert sie. Einige Familien würden bereits zurück in die Ukraine reisen - zurück zu ihren Ehemännern, Brüdern, Vätern. Zurück nach Hause und zurück in die Gefahr. Nach kurzem Zögern fügt Mudra hinzu: "Wenn es noch etwas gibt, wohin die Menschen zurückkehren können." Denn viele Gegenden seien komplett durch Bombenangriffe zerstört, das Heulen der Alarmsignale ein täglicher Begleiter. "Die Kinder wissen bereits, was bei einem Alarm zu tun ist. Selbst die Haustiere wissen, was das bedeutet."

Außergewöhnliche Wärme und Hilfsbereitschaft

Trotz Resignation sei man für jegliche Hilfe in Freising dankbar. Maryna Mudra beschreibt das Engagement der Freisinger Bevölkerung als "außergewöhnlich". Sie selber sei beeindruckt von der "Wärme" und Hilfsbereitschaft, die den Geflüchteten nach wie vor entgegen gebracht werde. "Die Akzeptanz und das Verständnis sind da."

Mit den gesammelten Spenden wollen die Ukrainerinnen Hilfsgüter wie Verbandsmaterial oder Thermounterwäsche kaufen und den ukrainischen Soldaten zukommen lassen. Denn nicht immer sind die Mittel der ukrainischen Regierung dafür ausreichend. "Gewisse Kreise verurteilen es, dass wir die Soldaten unterstützen", bedauert Mudra. Da würden Verhandlungen mit Russland gefordert. Für Mudra nicht nachvollziehbar. "Wie kann man mit einem Regime verhandeln, das nur die Sprache der Gewalt versteht? Wie kann man mit jemandem verhandeln, der einen bedroht?" Sie appelliert, die Ukraine weiter zu unterstützen. Denn: "Jedes Zögern kostet Leben. Das ist ganz einfach."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKindermedizin
:Rezept für eine gesunde Kindheit

Désirée Ratay ist Kinderärztin im Landkreis Freising. In ihrem neuen Buch "Kindergesundheit beginnt zu Hause" regt sie zu einem Umdenken in der Kindermedizin an - und empfiehlt Familien, mehr auf Bindung und Entspannung zu setzen. Zum Wohle der Kinder.

Von Francesca Polistina

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: