Freising:Transgourmet sagt überraschend ab

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Freisings OberbürgermeisterTobias Eschenbacher war nicht erfreut über die Absage. (Foto: Marco Einfeldt)

Wegen fehlender Planungssicherheit zieht das Logistikunternehmen seinen Antrag für den Ansiedelung in den Clemensängern zurück. Der Bürgerentscheid am Sonntag findet aber trotzdem statt.

Von Peter Becker, Freising

Transgourmet baut sein Logistikzentrum nicht in Freising. Diese Nachricht ereilte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher am Dienstagmorgen vor der monatlichen Pressekonferenz. Das Unternehmen begründet seinen Rückzieher mit den Unwägbarkeiten, die mit dem Bürgerentscheid am kommenden Sonntag einhergehen. Der Verwaltungsrat von Transgourmet, so heißt es in dem Schreiben an die Stadtverwaltung, sieht die Gefahr, dass die mit Freising vereinbarten Fristen nicht eingehalten werden können und rät davon ab, das Vorhaben weiterzuverfolgen. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll", rang Eschenbacher in der Pressekonferenz nach Worten. Der Bürgerentscheid findet am kommenden Sonntag trotzdem statt. Die Stadt will ein für allemal klären, was künftig auf dem Bauabschnitt Clemensänger Ost II geschehen soll.

Einige der Beteiligten seien besorgt, dass die Planungssicherheit für Transgourmet nicht mehr gegeben ist, erläutert Kevin Nolte aus der Unternehmenskommunikation von Transgourmet die Entscheidung. "Das Risiko ist einfach zu groß, dass sich Dinge verzögern." Das Unternehmen steht unter Zeitdruck, weil die Nutzung derzeitiger Logistikzentren befristet ist. Selbst wenn der Bürgerentscheid am kommenden Sonntag für Transgourmet günstig verläuft, glaubt der Verwaltungsrat nicht, dass die mit Freising vereinbarten Fristen eingehalten werden können. Denn es könnte später Klagen gegen den geänderten Bebauungsplan geben, sagte Eschenbacher. So ein Verfahren kann sich ziehen. Deshalb sähen einige Mitglieder des Verwaltungsrats die Gefahr, die Transgourmet-Kunden nicht mehr versorgen zu können, erläutert Nolte. Auf welchen Standort Transgourmet jetzt ausweichen wolle, dazu lägen ihm keine Informationen vor.

Thomas Wallrabenstein aus der Geschäftsführung von Transgourmet betont in seiner Absage ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Stadtrat und dem Planungsteam der Stadtverwaltung. "Es ist bedauerlich, dass so ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft, Kreativität und Zielorientierung nicht zu dem allseits gewünschten Ergebnis geführt hat", bedauert er in dem Schreiben.

Ein schwacher Trost für die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Eschenbacher. Denn der Stadt gehen dadurch die 20 Millionen Euro durch die Lappen, die Transgourmet für das Grundstück in den Clemensängern hätte zahlen sollen. "Und das zum Start in die Haushaltssitzungen", klagte Eschenbacher. Die Stadt hatte diese 20 Millionen schon fest in die Kalkulation für die Innenstadtsanierung eingerechnet. So ein Unternehmen wie Transgourmet hätte uns gut getan", bedauerte er.

Wie dem auch sei: Den Freisingern bleibt eine Abstimmung darüber, was künftig im Gewerbegebiet Clemensänger geschehen soll, nicht erspart. Die Stadtverwaltung möchte den Bürgerentscheid zur Bebauungsplanänderung in jedem Fall durchziehen. Es stelle sich die Frage, wie künftig mit den Parzellen am südlichen Stadtrand von Freising umgegangen werden soll. "Vollkommen losgelöst von Transgourmet", betonte Eschenbacher. Die Bürger sollen am Sonntag kundtun, was mit dem Gelände geschehen soll. Dürfen sich dort nur kleine Betriebe ansiedeln, wie es der Bebauungsplan ursprünglich vorsieht, oder sollen auch Großunternehmen Platz finden? Laut Eschenbacher geht es insbesondere darum, wie künftig mit Unternehmen umgegangenen werden soll, die sich für einen Standort in den Clemensängern interessieren. Er plädiert deshalb an die Bürger, den Entscheid ernst zu nehmen.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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