2-G-Plus und die Folgen:Teststationen gefragt wie nie

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Corona-Tests statt Pommes und Currywurst: Die frühere Klimperkasten-Wirtin Antje Petzold betreibt in Freising ein kleines Testzentrum. (Foto: Marco Einfeldt)

Durch die vierte Corona-Welle und die verschärften Auflagen brauchen viele Menschen schnell den Negativ-Nachweis. In Freising hat die frühere Kultwirtin Antje Petzold auf "Testerin" umgesattelt - und erlebt Dramen.

Von Anais Agudo Berbel und Charline Schreiber, Freising

Die Einführung der 2-G-plus-Regel in diversen Bereichen des öffentlichen Lebens sowie die 3-G-Regel am Arbeitsplatz und in öffentlichen Verkehrsmitteln zwingen sowohl ungeimpfte als auch geimpfte Personen, sich vermehrt testen zu lassen. Die Teststationen müssen teils eine hohe Nachfrage bewältigen, das geht auch im Landkreis nicht immer reibungslos, und es kommt mitunter zu längeren Wartezeiten.

Auch zu "Unzeiten"

"Freising ist sehr schlecht ausgerüstet, gerade was Tests zu späten Uhrzeiten betrifft", sagt Antje Petzold. In ihrer Teststation können sich Personen deswegen unter der Woche von 16 bis 20 Uhr und auch sonntags von 14 bis 18 Uhr testen lassen. Dazu nutzt sie das alte Waschhäuschen an der Dr.-von-Daller-Straße 51. Petzold ist examinierte Krankenschwester und Beauftragte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, bekannt aber ist sie den Freisingern vor allem aus ihrer Zeit als Wirtin des "Klimperkastens".

Seit über einem Jahr schon testet sie vormittags Beschäftigte von Unternehmen und nachmittags Privatleute. Aktuell sind bei ihr Schnell- und PCR-Tests möglich und demnächst voraussichtlich auch Antikörpertests. Am Tag führe sie 30 Testungen durch, sagt sie. Anders als viele andere Stationen biete sie nicht Fünf-, sondern Zehn-Minuten-Slots an. Dadurch habe sie Zeit für Gespräche: "Da hängen Schicksale dran und, um ehrlich zu sein, erlebe ich in zwei Wochen Teststation mehr Dramen als in zehn Jahren Kneipe." Besonders beschäftigen Petzold Familienschicksale oder auch dass sie bei zu geringen Kapazitäten immer wieder nachfragen muss, ob der Test für private Veranstaltungen oder für berufliche Zwecke benötigt wird. Denn letztere ziehe sie vor. Auch ortsunkundige Lastwagenfahrer aus dem Ausland benötigen teils dringend Tests und landen auf der Suche nach einer Teststation bei ihr.

Freisinger Kneipe schließt
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"Hoch emotional" - so beschreibt Antje Petzold die vergangenen Wochen. Die Inhaberin des "Klimperkastens" muss die Kultkneipe nach fast zehn Jahren schließen. Nachdem ihr im Februar zum 1. Oktober 2019 gekündigt worden war, hatte Petzold Klage ...

Auch bei ihr werden die Termine über ein Online-Portal organisiert, was reibungslos ablaufe. Allerdings riefen häufig Leute an, um einen Termin nach Schließung der Teststation zu vereinbaren und erschienen dann nicht. Das sei besonders anstrengend, klagt Petzold. Sie beschäftigt kein Personal. Deshalb übernimmt sie die gesamte Organisation selber.

Robert Stangl, Pressesprecher des Freisinger Landratsamts, erklärt, dass für die Eröffnung von Teststationen ein Antrag an das Gesundheitsamt gestellt werden müsse. Die Genehmigung bekomme der Antragsteller, wenn er die erforderlichen Kriterien erfüllt, so, wie es bei Antje Petzold der Fall war.

Auch im Freisinger Hallen- und Kombibad "Fresch"gilt die 2-G-plus-Regel. Ein spontaner Besuch ist darum auch für geimpfte Personen nicht mehr möglich. Sie müssen sich vorher testen lassen. (Foto: Marco Einfeldt)

Apotheke baut ihr Angebot aus

Neben den von Privatpersonen organisierten Teststationen gibt es auch Anlaufstellen wie die Michaeli-Apotheke in Moosburg. Filialleiter Daniel Schwinning bestätigt die hohe Anfrage für Termine. Unter der Woche seien sie fast immer ausgebucht. Vor der Einführung der 3-G-Regel am Arbeitsplatz testete die Apotheke drei Stunden am Tag. Mittlerweile sind es sieben Stunden. Die Kapazitäten seien an die Umstände angepasst worden, sagt Schwinning. In den einzelnen Schichten werde mit sechs Personen im Akkord getestet - darunter sind medizinisches Fachpersonal, Apothekenmitarbeiter, aber auch Studierende und Beschäftigte, die noch immer von Kurzarbeit betroffen sind. Aktuell vergibt die Moosburger Apotheke je fünf Testtermine in einem Fünf-Minuten-Slot, in Zukunft sollen sogar sechs Buchungen in diesem Zeitraum möglich sein. Und auch zeitlich will die Michaeli-Apotheke das Angebot erweitern. So würden derzeit zwischen 8 und 18 Uhr Abstriche vorgenommen, schon bald aber möglicherweise zwischen 7.45 und 19 Uhr, erzählt der Filialleiter. Testungen zwischen 12 und 15 Uhr sind allerdings nicht vorgesehen. Eine Warteschlange gebe es nur selten, sagt Daniel Schwinning. Durch das Buchungssystem seien die Tage genau getaktet, jeder habe seinen festen Termin, zu dem er auch drankomme. "Wir haben da unser Routinemaß und den richtigen Ablauf gefunden."

Was dieses System brüchig werden lässt, seien Menschen, die ohne Termin zu einer Testung kommen. Die Aufnahme der Kontaktdaten, ein Vorgang, der bei einer Buchung bereits online geschieht, nehme vor Ort Zeit in Anspruch. Möglich seien terminfreie Testungen schon, wenn dies durch Notfälle oder spontane Besuche bei vulnerablen Personengruppen zu begründen ist. Das Team ziehe es aber vor, dass jeder, der einen Termin buchen kann, dieses Angebot auch wahrnimmt, betont Schwinning. So könnten Wartezeiten vermieden und ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden.

"Bei den Helfern ist die Luft raus"

Bei den Teststellen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) sei eine Terminvereinbarung nicht notwendig, aber gewünscht, heißt es dort. Denn es bilden sich vermehrt durch spontane Besuche lange Warteschlangen. "Bei unseren ehrenamtlichen Helfern ist die Luft raus", sagt Albert Söhl, Kreisgeschäftsführer des BRK in Freising. Die Politik wolle immer mehr - mehr Testungen, zu variablen Zeiten, am besten 24 Stunden lang, sieben Tage die Woche. Dass das aber physisch und psychisch nicht gewährleistet werden könne, gerate dabei in Vergessenheit. Durch die hohe Nachfrage wurden die Testzeiten bei den Stationen des BRK ebenfalls um eine Stunde verlängert.

Testmöglichkeiten gibt es aktuell zwischen 17 und 21 Uhr. Nach Hause geschickt würden Testwillige nur, wenn die Station kurz vor Betriebsschluss stehe und sich bereits eine Warteschlange gebildet habe, versichert der Kreisgeschäftsführer.

© SZ vom 09.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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