Boris Becker und Steffi Graf haben in den 1980-Jahren einen regelrechten Tennisboom in Deutschland ausgelöst. 1994 meldete der deutsche Tennisbund 2,3 Millionen Mitglieder. Der Hype war damals auch in Vereinen wie dem SC Eching oder dem TC Rot-Weiß Freising deutlich zu spüren. 30 Jahre später hat die SZ bei den Vereinen aus dem Landkreis Freising nachgefragt. Wie ist die momentane Lage in der Tenniswelt? Ist Boom vorbei? Muss man wieder um Nachwuchs werben? Ein Fazit: Nach der Pandemie, die vieles verhindert hat, haben die Menschen jetzt wieder mehr Lust auf Mannschaftssport.
Sechs Grand-Slam-Titel hat Boris Becker zwischen 1984 und 1999 gewonnen. Steffi Graf war mit 22 Grand-Slam-Siegen und 377 Wochen an der Spitze im Tennis zur selben Zeit erfolgreich. In dieser Zeit habe die Tennisabteilung des SC Eching sogar einen Aufnahmestopp erlassen, mit einer langen Warteliste von 200 Interessenten, berichtet der Gründer der Echinger Tennisabteilung, Winfried Matschke.
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Im Dezember 1973 war die Tennisabteilung des SC Eching mit 148 Personen gegründet worden. Inzwischen verfügt der Club über 15 Sandplätze und drei Hallenplätze. Dann kam der Rückschlag für den Verein. Im Mai 2018 ereignete sich beim SC Eching ein Großbrand. Die damalige Tennishalle wurde komplett zerstört.
Die Mitgliederzahlen gingen zurück, die Jugendarbeit kam fast zum Erliegen. Rasch war klar, dass eine neue Tennishalle gebaut werden muss. Den Bau der neuen Halle unterstützte die Gemeinde Eching. Die Anlage wird vom Sport-Club Eching gepachtet. Die neue Tennishalle ist seit der Wintersaison 2022 bespielbar. Sie sei wesentlich attraktiver als die alte und soll auch für Spieler und Spielerinnen, die nicht dem Verein angehören, interessant sein, wie Matschke sagt. So sei die Halle zur Hälfte mit Mitgliedern belegt, zur anderen von Nicht-Mitgliedern aus umliegenden Vereinen.
Inzwischen gibt es das Konzept der "Hallenteam-Organisation", die den Betrieb der Tennis- und Gymnastikhalle sicherstellt und umsetzt. Es gibt eine Ballschule, in der Kinder von drei bis fünf Jahren mit Spiel und Spaß Ballgefühl und Koordination lernen können. Der SC Eching hat zudem eine neue Tennisschule, die von April an Aron Zehringer leiten wird. Während seines Studiums arbeitete der 26-Jährige bereits als Tennistrainer. Er startete 2019 beim ESV Freimann seine eigene Tennisschule.
Seit 2021 gibt Zehringer auch beim SC Freimann Stunden. Dort startete er mit einer Jugendmannschaft, inzwischen gibt es schon neun davon. 2023 begann die Tennisschule Zehringer damit, auch den SV Kranzberg zu betreuen. Durch einen Freund bekam er dann auch Kontakt zur Tennisabteilung des SC Eching.
Trainingscamps in den Schulferien für alle Altersklassen
Auf lange Sicht will er die Kinder- und Jugendbetreuung ausbauen. Aron Zehringer besucht mit seinem Team Schulen und Kindergärten im Landkreis. In den Schulferien gibt es Trainingscamps für alle Altersgruppen. Eins davon findet in Kroatien statt. Sein Bestreben ist, dass Eching einer der größten Tennisstandorte rund um München werden soll. Vom Potenzial her habe Eching viele Vorteile, sagt Zehringer, es gebe wenig Vereine in und um München, die so viele Außenplätze und auch eine Halle haben würden.
"Diese Voraussetzungen sollen genutzt werden, der Verein, die Anlage und die Plätze sollen wieder voll werden", sagt der 26-Jährige. Er will daran arbeiten, dass die Mannschaften Stück für Stück in höhere Ligen kommen. Zehringers Team besteht aus elf Trainern und Trainerinnen, einige von ihnen kommen selbst aus dem Leistungssport. Neben seinem Beruf arbeitet er an seiner eigenen Karriere als Tennisspieler.
Aron Zehringer kennt einige Vereine mit Aufnahme-Stopps. "Der Boom ist wieder da", behauptet er, aber eben nur in den Städten. Es wäre hilfreich, wenn deutsche Spieler international erfolgreicher wären. Kinder könnten davon beeinflusst werden. "Sobald die Kinder ein Vorbild haben, ist die Motivation höher", stellt er fest.
Marc Meigel, der seit dieser Wintersaison mit seiner Tennisschule den TC Rot-Weiß Freising unterstützt, erkennt steigendes Interesse an dem Sport. "Es gibt immer mehr Leute, die Tennis spielen wollen", sagt er. Das sei vor allem Corona geschuldet, da sich in der Zeit der Pandemie viele aus dem Mannschaftssport zurückziehen mussten, die jetzt wieder zurückwollen. Vereinsvorsitzender Sigmund Lee bestätigt, "Corona hat uns nicht geschadet". Er habe danach eine positive Entwicklung bei den Mitgliederzahlen beobachtet.
Meigel spielt schon sein ganzes Leben lang Tennis. In seiner Jugend erzielte er internationale Turniererfolge. 2019 startete er mit seiner Tennisschule Meigel in Ismaning durch, kurz darauf fing er an, den TC Blau-Weiß Neufahrn zu trainieren. Das Angebot, auch nach Freising zu kommen, wollte der 35-Jährige nicht ausschlagen. "Ich kenne den Club bereits seit 30 Jahren", sagt er. Der TC-Rot-Weiß habe eine der schönsten Anlagen in Bayern, findet Meigel. Der Verein wurde 1949 gegründet. Während der Zeit des deutschen Tennisbooms wurde die Anlage mit 14 Freiplätzen und der Dreifeld-Halle mit integriertem Clubhaus fertiggestellt.
Meigel ist froh, dass er das Potenzial seiner Tennisschule voll ausschöpfen kann. Diese beschäftigt 20 Trainer und Trainerinnen. Es wird überwiegend Kinder- und Jugendtraining angeboten. Mannschaftlich sei der TC Rot-Weiß mit über 20 Mannschaften gut aufgestellt. Einige davon spielen sogar in der Landesliga. Etwa die Hälfte seien Jugendmannschaften.
Dem Vorstandsvorsitzenden Sigmund Lee ist es wichtig, in die Kinder- und Jugendförderung zu investieren. In Zukunft soll der Fokus noch mehr auf die Jüngsten gesetzt werden. Lee meint, "wenn man nicht früh genug anfängt, wird es schwierig." So entschied sich Marc Meigel zusammen mit dem Verein, eine Ballschule zu gründen, in der Kinder ab dreieinhalb Jahren Spielfähigkeiten wie Werfen und Fangen üben können. Außerdem gibt es ein Mini-Tennis-Angebot für Kinder von viereinhalb bis sechs Jahren. Für die Erwachsenen gibt es Afterwork- und Cardio-Tennis. Termine für Camps in den Schulferien stehen auch schon fest. Dieses Jahr bietet er zum ersten Mal ein großes Ranglistenturnier für Aktive an.
Sigmund Lee sagt, es habe sich auf jeden Fall gelohnt, die Tennisschule Meigel zu engagieren. Der Vorstand wolle so vor allem Kinder und Jugendliche für den Sport begeistern.
Der SC Eching mit der Tennisschule Zehringen bietet einen Schnuppertag in der Echinger Tennishalle am 16. März von 10 Uhr bis 13 Uhr an. Die Anmeldung erfolgt telefonisch unter der Telefonnummer 0151/68448121. Das Tenniszubehör wird gestellt und die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Schnuppertermine beim TC Rot-Weiß Freising von der Tennisschule Meigel stehen auch schon fest. Am 18. April, 9. Mai, 6. Juni und 27. Juni haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, Tennis auszuprobieren. Die Anmeldung läuft über die Mail-Adresse kontakt@tennisschule-meigel.de.
