Einblick ins Stadtmuseum:Der Tortenheber des Fürstbischofs

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Der Tortenheber ist alles, was aus dem silbernen Tafelgeschirr aus dem Jahr 1769 übrig geblieben ist. (Foto: Christian Willner/Stadtarchiv)

Die Kuchenschaufel ist das einzige Relikt aus dem silbernen Tafelgeschirr von Ludwig Joseph von Welden.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein dem Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, in dem diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising , in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: ein Tortenheber aus dem Tafelservice des Fürstbischofs Ludwig Joseph von Welden.

Trist mag es ausgesehen haben, als Fürstbischof Ludwig Joseph von Welden 1769 zum ersten Mal seinen Amtssitz in Freising betrat. Seine Vorgänger hatten ihm ein fast leeres Haus hinterlassen, weil sie sich nur selten dort aufgehalten hatten. Eine von Weldens ersten Handlungen war es deshalb, für eine standesgemäße Hofhaltung zu sorgen. Und dazu gehörte ein silbernes Tafelgeschirr.

Der Auftrag ging an die renommierte Augsburger Raunersche Silberhandlung. Wilhelm Michael Rauner habe sicher mehrere Goldschmiede zur Bewältigung des Auftrags herangezogen, vermutet Ulrike Götz, Leiterin des Freisinger Stadtmuseums in einem Beitrag zum aktuellen Sammelblatt des Historischen Vereins. Mit dem silbernen Tortenheber hat es eine besondere Bewandtnis: Es ist das bisher einzige Relikt aus dem Freisinger Tafelgeschirr. Hergestellt hat den Tortenheber Christian Drentwett d.J. (1729-1801). Darauf weist laut Ulrike Götz die Marke "CD" hin. Drentwett d.J. stammt aus der gleichnamigen bekannten Augsburger Goldschmiedefamilie.

Ursprünglich war der Tortenheber zweimal vorhanden gewesen

Der Tortenheber, hergestellt im Jahr 1769, war im Inventar der Freisinger Silberkammer als "Dorten Kellen" bezeichnet. Ursprünglich sei er im Service zwei Mal vorhanden gewesen, schreibt Ulrike Götz. Ein asymmetrisches geformtes Blatt bildet die Schaufel des Tortenhebers. Gestaltet ist es durch zarte Pflanzenmotive, Winden und Schwünge. Auf der Unterseite der Schaufel sind das Wappen des Fürstbischofs sowie die Jahreszahl 1769 eingraviert. In den Bestand des Stadtmuseums geriet der Tortenheber durch Ankauf aus dem Würzburger Kunsthandel im Jahr 1993.

Das Tafelgeschirr war für 36 Personen ausgelegt. Es umfasste laut Ulrike Götz Teller, Platten, Terrinen, Schüsseln, Bestecke, Tranchiergabeln, Eier- oder Marklöffelchen, Spargelscheren, "Salzbüchseln", "Caffé-, Crème- oder Eislöffele", Karaffen, zwei kostbar gestaltete Tafelaufsätze - sogenannte Pyramiden - 36 einfache Tafelleuchter sowie zusätzlich zwölf zweiarmige und drei vierarmige Leuchter.

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