Einblick ins Stadtmuseum:Die Kapelle des alten Neustifter Krankenhauses

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Nur noch an einer Nische an der Ostwand des Eckher-Hauses ist zu erkennen, wo sich einst die Kapelle des Neustifter Krankenhauses befand. Das Bild der "Schmerzhaften Muttergottes" ist nur in Fragmenten erhalten. (Foto: Christian Willner Photographie/Stadtmuseum)

Von dem Andachtsraum ist nur eine Nische übriggeblieben. Die barocke Ausstattung wurde um 1939 entfernt.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising , in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Die Kapelle des alten Krankenhauses in Neustift.

Anfang des 18. Jahrhunderts hat Fürstbischof Eckher auf halbem Weg zwischen der Stadt Freising und dem Prämonstratenserkloster im damaligen Dorf Neustift ein Krankenhaus erbauen lassen. Dort ist heute die Freisinger Musikschule beheimatet. Gefertigt hat die sich im Fundus des Stadtmuseums befindlichen Deckfarbenbilder nach Angaben von Ulrike Götz, der Direktorin des Stadtmuseums, Johannes Premauer zwischen dem 25. Februar und 14. März 1916.

Die beiden Bilder sind während des Ersten Weltkriegs entstanden. Aus dem Krankenhaus war mittlerweile ein Militärlazarett geworden, das bis 1918 bestand. Damit befand es sich in Nachbarschaft zur Kaserne in Neustift, die im ehemaligen Kloster untergebracht war, bis diese in die neue Prinz-Arnulf-Kaserne an der Vimystraße umsiedelte.

Premauer hat die Bilder signiert und datiert. Er war im Ersten Weltkrieg Gefreiter. Im aktuellen Sammelband mutmaßt Ulrike Götz, dass er als Verwundeter im Lazarett untergebracht war. Möglicherweise hat er dem damaligen Stabsarzt als Dank für seine Behandlung die Blätter übergeben. Dieser übergab sie wohl dem damaligen Museumsleiter Karl Fellerer, der sie dem Bestand des Museums einverleibte.

Das Deckenbild verweist auf den Zweck des Gebäudes. Es zeigt den Barmherzigen Samariter. (Foto: Christian Willner Photographie/Stadtmuseum)

Die Krankenhauskapelle existierte heute nicht mehr. Ihr Standort ist durch eine sich auswölbende Nische an der Ostseite des Eckher-Hauses ablesbar. Der Raum ist heute durch Zwischenböden in mehrere Stockwerke unterteilt. Auf den Grafiken ist die reiche barocke Innenausstattung erkennbar. Vermutlich sei diese 1939 ausgeräumt worden, schreibt Ulrike Götz. Der Stuck sei typisch für die Zeit des Fürstbischofs Eckher und entspreche der Freisinger Lokalschule um Nikolaus Liechtenfurtner. Dieser hat unter anderem die Decke des Asamsaals oder der Maximilianskapelle am Dom gestaltet.

Die Bildausstattung nimmt laut Ulrike Götz Bezug auf den Zweck des Gebäudes. Das runde Hauptgemälde zeigt den Barmherzigen Samariter. Die "Schmerzhafte Muttergottes" über dem Altar stammt vom Freisinger Hofmaler Johann Baptist Deyrer (1738-1789). Nachdem die Kapelle entfernt worden war, wurde das Bild nach Angaben von Ulrike Götz zerstückelt. Zwei Fragmente gelangten immerhin 1980 aus dem Kunsthandel zurück nach Freising in die Sammlung des Historischen Vereins.

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