Einblick ins Museum:Ein wahrer Charakterkopf

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Das Porträt von Bischof Philipp von der Pfalz stammt von Peter Gertner. Es ist auf Pergament gemalt. (Foto: Christian Willner Photographie; Stadtmuseum/Willner)

Peter Gernter, Hofmaler von Ottheinrich, hat ein Porträt des Freisinger Bischofs Philipp von der Pfalz gefertigt.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein dem Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, in dem diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Porträt des Bischofs Philipp von der Pfalz.

In der Öffentlichkeit ist das Porträt des Bischofs Philipp von der Pfalz weitgehend unbekannt. Gemalt ist es mit Deckfarben auf Pergament. Es zeigt das charakteristische Gesicht des Bischofs in eminent plastischer Wirkung. Auf der Rückseite des Bildnisses steht "Pfalzgraff Philipp Bischoff zu Freysingen". So beschreibt der 2018 verstorbene Prälat Sigmund Benker das Porträt in dem Tätigkeitsbericht der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung 2003 bis 2008. Dieser ist Bestandteil des aktuellen Sammelblatts des Historischen Vereins Freising.

Interessant ist die Beschriftung des von Peter Gertner stammenden Porträts. Die Beschriftung auf der Rückseite ist laut Benker noch zu Lebzeiten des Bischofs entstanden. Die auf der Vorderseite geht indes auf das frühe 17. Jahrhundert zurück. Links unten steht die Bezeichnung "No. 15", die auf das frühe 19. Jahrhundert datiert. Laut Benker deutet das auf ein Album mit zumindest 22 überlieferten Aufnahmen gleicher Technik hin. Das sei im 20. Jahrhundert aufgelöst worden. Die meisten Bildnisse stellen Mitglieder des Hauses Wittelsbach dar. Sie sind auf europäische und amerikanische Museen verteilt.

Die Porträts dienen als Vorlage für spätere Tafelbilder

Der Kunsthistoriker Kurt Löcher schreibt die Porträts Peter Gertner zu. Dieser war Hofmaler des Pfalzgrafen Ottheinrich, Fürst von Neuburg an der Donau. Sie dienten quasi als Skizzen zu späteren Tafelbildern. Laut Benker erreichten Letztere "aber nie die prägnante Kraft der Charakterschilderung" auf den Pergamentblättern.

Philipp (1480 bis 1541) war der zweite Sohn des Kurfürsten Philipp von der Pfalz. 1499 wurde er Administrator, dann Bischof von Freising. 1517 gesellte sich noch das Bistum Naumburg dazu. Benker bezeichnet die Bautätigkeit von Philipp als prägend für den Freisinger Domberg. Und er nennt noch eine Besonderheit: "Der Arkadenhof der bischöflichen Residenz auf der höchsten Stelle des Dombergs stellt den ersten Renaissancebau in Altbayern dar." Im Philippschloss auf der Nordflanke des äußeren Domhofs haben sich laut Benker Säulenhallen und Reste der Ausmalung von Albrecht Altdorfer erhalten.

Das Porträt wurde 2005 aus dem Kunsthandel erworben. Gefördert haben dies die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung, Texas Instruments und die Sparkassenstiftung.

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