Karriereende im Amateurfußball:Spalier für den "Hohli"

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So kennt man Andreas Hohlenburger (rechts). Der Torjäger des SEF beendet seine Karriere. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Spieler muss nicht Millionen wert sein, um eine Mannschaft zu prägen: 130 Tore hat Andreas Hohlenburger in zehn Jahren Landesliga geschossen - nun hört er auf. Hymne auf einen großen Torjäger.

Von Johann Kirchberger, Freising

So kennt man ihn beim SE Freising. Der "Hohli" wird steil geschickt, hängt seine Verteidiger ab, läuft allein auf den Torwart zu und schiebt den Ball ganz lässig am Keeper vorbei ins Netz. Kaum zu glauben, dass diese Zeit nun vorbei sein soll. 219 Landesligaspiele hat er in zehn Jahren für den SEF bestritten und dabei 130 Tore geschossen. Die beiden letzten erst vor einer Woche im letzten Saisonspiel gegen den FC Schwaig. Nun hat Andreas Hohlenburger, der in wenigen Wochen 31 Jahre alt wird, seine Karriere beim Freisinger Landesligisten beendet. Wie sehr er beim SEF geschätzt war, zeigte sich bei seiner Auswechslung in der 89. Minute. Da lief die ganze Mannschaft samt den Ersatzspielern zusammen und stand Spalier für ihren Torjäger.

Hohlenburger kehrt nun dorthin zurück, woher er kam, nach Unterbruck, um beim FCA künftig als spielender Co-Trainer aufzulaufen. Vor zehn Jahren kam er mit der Empfehlung nach Freising, in der Kreisliga für Unterbruck in 25 Spielen 26 Tore geschossen zu haben. Die Landesliga aber, schmunzelt er, sei für einen jungen Spund doch ein ganz anderes Niveau. Zwar habe er schon in seinen ersten Jahren für den SEF regelmäßig ins Tor getroffen, sei aber oft auch nur auf der Bank gesessen, sei ein- und ausgewechselt worden.

Der große Durchbruch kam mit Trainer Plabst

Der große Durchbruch gelang dem "Hohli" in der Saison 17/18 als Alex Plabst Trainer in Freising wurde, das Spielsystem umstellte und James Joseph sein Sturmpartner wurde. Der Nigerianer und Hohlenburger schossen damals je 28 Saisontore, die beinahe zum Aufstieg in die Bayernliga gereicht hätten. Erst auf den letzten Metern wurde der SEF damals noch von Türkgücü abgefangen. In der Saison darauf, ohne den Jimmy, lief es dann noch besser für den "Hohli". Mit 34 Treffern wurde er 18/19 alleiniger Torschützenkönig der Landesliga.

Wenn er da so alleine auf das gegnerische Tor zuläuft, denkt er da schon, wie er den Torhüter überlistet, schaut er ihn aus? Hohlenburger lacht, als ihm diese Frage gestellt wird. "Wennst überlegst, hast scho verloren", sagt er. Die Entscheidung, wie er den Ball ins Tor schiebt, die falle spontan, da gibt es keinen Plan. Wichtig sei, vor dem Tor ganz entspannt zu bleiben, "da ist mittlerweile viel Routine dabei".

Andreas Hohlenburger in Aktion 2013 bei einem Derby gegen den TSV Eching. (Foto: Veronica Laber)

Eine gewisse Grundschnelligkeit habe er zwar schon immer gehabt, erzählt er, aber im Laufe der Zeit habe er sich auch technisch verbessert, sei körperlich stärker geworden. Und mit jedem Tor wachse das Selbstvertrauen. Neben dem Mannschaftstraining habe er auch viel alleine gemacht, Krafttraining beispielsweise. Sein Papa habe immer zu ihm gesagt, Qualität kommt von quälen. Die ersten Jahre beim SEF habe er mit Ben Held zusammengespielt, ein absoluter Torjäger. Der sei zwar ein ganz anderer Spielertyp als er, trotzdem habe er sich von ihm einiges abgeschaut. Wie man an der Mittellinie lauern muss zum Beispiel, um gerade bei Standards des Gegners einen gewissen Vorsprung zu haben, wenn die Bälle von hinten rausgeschlagen werden.

Was er jungen Spielern empfehlen kann, die womöglich in seine Fußstapfen treten könnten, dem jungen Luka Brutloff etwa? Ehrgeizig bleiben, sagt Hohlenburger, viel trainieren. Der Luka wird seinen Weg machen, gibt er sich überzeugt, mit 19 sei er auch nicht besser gewesen.

Langwierige Verletzungsphase

Nachdem er 2019 die Torjägerkrone samt etlichen Kisten Weißbier in Empfang genommen hatte, begann für Hohlenburger, der beruflich als Konstrukteur in der Automobilbranche arbeitet, eine lange Leidenszeit. Erst stoppte eine langwierige Verletzung seinen Tordrang, und als die auskuriert war, zwickte ihn das Knie. Schlimm sei das, du kannst nicht trainieren, kannst nicht spielen, "das macht einen kaputt". Wenn man dauernd verletzt sei, dann macht es einfach keinen Spaß mehr, darum habe er sich auch entschieden, nicht mehr Landesliga zu spielen. Für ihn sei Spaß nun mal das das Wichtigste am Fußball, "wir sind ja keine Profis". In der abgelaufenen Saison sei er auch wieder lange ausgefallen, sagt er, habe nur 18 Spiele bestreiten können, trotzdem noch 12 Tore geschossen.

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Nun sei er in einem Alter, in dem man auch auf seinen Körper hören müsse, "man darf sich nicht kaputt machen". Er wolle sich ja nach dem Fußball noch normal bewegen können und nicht mit künstlichen Gelenken herumlaufen. Deshalb wolle er seine Karriere jetzt bei seinem Heimatverein in der Kreisliga ausklingen lassen. Markus Zacherl und Alfons Deutinger seien dort Cheftrainer und die kenne er schon seit seiner Jugendzeit, "das wird klappen". Wie lange er noch spielen wolle? Da muss man abwarten, sagt er, zunächst wolle er im Sommer erst einmal wieder gut trainieren, möglichst ohne Schmerzen. "Mit 40 werde ich aber sicher nicht mehr auf dem Rasen stehen", gibt er sich sicher.

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