Freisinger Fabriken:Holz für das Chorgestühl im Dom

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Dort, wo sich einst das Sägewerk Kriechbaum befand, befindet sich heute der Elektromarkt Saturn. (Foto: Marco Einfeldt)

Sägemühlen entlang der Moosach schnitten einst das begehrte Baumaterial mithilfe der Wasserkraft zurecht.

Von Peter Becker, Freising

"Freisinger Fabriken" heißt ein Buch, das der Freisinger Hans Lorenzer 2022 veröffentlicht hat. Das Nachschlagewerk, wie er es nennt, beschäftigt sich mit Fabriken und Werken innerhalb des Stadtgebiets. Manche gibt es heute noch, viele sind verschwunden. Die Freisinger SZ stellt in einem Streifzug durch die Industrialisierung bestehende und aufgegebene Unternehmen vor. Heute: das Sägewerk von Conrad Brey (um 1200 bis 1990), das Sägewerk Johann Buchberger (um 1780 bis 1970) und das Sägewerk Karl Kriechbaum (1896 bis 1973).

Viele Arme der Moosach schlängeln sich durch Freising. Da nimmt es nicht wunder, dass sich die Menschen zu allen Zeiten Gedanken darüber machten, sich die Wasserkraft für Mühlen, Sägewerke und später zur Stromerzeugung zunutze zu machen. So entstanden an einigen Orten Freisings Mühlen und Sägewerke, denn Holz war ein begehrter Baustoff.

Laut Hans Lorenzer steht es nicht genau fest, wann sich in der Brey-Mühle erstmals ein Wasserrad gedreht hat. "Urkundlich belegt ist allerdings, dass im Jahre 1464 die Schneidsäge dieser Mühle die Laden des Chorgestühls für die Freisinger Domherren geschnitten hat." Die sogenannte "Sudermühle" sei damals als "die" zentrale Sägemühle bezeichnet worden. Conrad Brey hatte 1892 das Gelände gekauft und das Wasserrad durch eine Turbine ersetzt. Später hat das Technische Hilfswerk das Grundstück am Sondermüllerweg genutzt.

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Eine wechselhafte Geschichte hat das Sägewerk von Johann Buchberger hinter sich. Als "Untere Gassenmühle" gehörte die Sägemühle einst zum Kloster Neustift. Erstmals erwähnt wurde sie 1550. Laut Lorenzer lag die Mühle am heutigen Stadtrand am Ende der Alten Poststraße. 1793 wollte der damalige Besitzer seinen Betrieb an die nahegelegene Herrenmoosach verlegen. Am ursprünglichen Standort erschien ihm der Wasserstand als zu gering, um Mühle und Säge gleichzeitig zu betreiben.

Die Herren auf dem Domberg verweigerten dies mit Rücksicht auf den "Sondermüller", der um seine Existenz fürchtete. Nach der Säkularisation verlagerte Buchberger sein Sägewerk an die endlich Herrenmoosach. Der Betrieb musste allerdings rasch der Ostbahn weichen, der heutigen Bahnlinie von München nach Landshut. Ein Bahnübergang und eine Haltestelle in Neustift hatten Vorrang. Buchberger zog an die Stelle um, an der sich heute das Arbeitsamt befindet. Ohne "männlichen Nachkommen", schreibt Lorenzer, schloss Johann Buchberger 1970 sein Sägewerk.

Das Sägewerk von Karl Kriechbaum befand sich an der Stelle, wo sich heute der Elektromarkt Saturn befindet. Der Betrieb musste 1973 dem Bau der Hochtrasse weichen. Kriechbaums Sägewerk war 1896 das erste im Landkreis, das rein mit Strom betrieben wurde. Leute aus nah und fern kamen, um das Wunderwerk der Technik zu bestaunen. Seine Söhne Max und Franz gründeten 1918 an der Wippenhauser Straße 1 gegenüber dem Karlwirt einen Kohlen- und Baumaterialhandel.

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