Kriminalität:Unbedingt anketten

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Hochwertige Fahrräder sind bei Dieben besonders beliebt. (Foto: Marco Einfeldt)

Landkreisweit sinkt die Zahl der Fahrraddiebstähle. Ausreißer ist nur die Stadt Freising: Hier sind mehr gestohlene Räder gemeldet worden als im Jahr zuvor. Vor allem hochwertige Bikes sind für Diebe interessant. Und das nicht nur am Bahnhof.

Von Francesca Polistina, Freising

Dass die Pandemie wirklich vorbei ist und die Lage sich wieder normalisiert, merkt man auch an der Zahl der gestohlenen Fahrräder im Landkreis Freising. 388 Fahrraddiebstähle wurden im vergangenen Jahr gemeldet, das teilt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord auf Anfrage der SZ mit. Das ist signifikant mehr als im Corona-Jahr 2021 (285 Diebstähle), als die meisten Menschen ohnehin zu Hause blieben. Aber es ist immerhin weniger als 2022 (481 Diebstähle), als nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen besonders viele Straftaten begangen wurden.

In den größeren Gemeinden des Landkreises ist die Zahl der gemeldeten Diebstähle nach einem Anstieg im Jahr 2022 tatsächlich wieder zurückgegangen: so in Moosburg (75 Diebstähle im Jahr 2022 und 40 im Jahr 2023), Neufahrn (jeweils 87 und 32), Eching (39 und 29) und Hallbergmoos (18 und 11). Eine Ausnahme gibt es jedoch: die Kreisstadt Freising.

264 Fahrraddiebstähle wurden im vergangenen Jahr in der Domstadt gemeldet, in den zwei Jahren davor waren es noch 237 (2022) und 126 (2021). Laut Andreas Wegmaier, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Freising, werden Fahrräder nicht nur im öffentlichen Raum wie etwa am Bahnhof gestohlen, sondern zunehmend auch von Privatgrundstücken, zum Teil aus leicht zugänglichen Garagen und Abstellräumen von Mehrfamilienhäusern. Und immer häufiger handelt es sich um hochwertige Räder. "Insbesondere im Bereich der Pedelecs und E-Bikes hatten wir einen Anstieg der Diebstähle", sagt er. Seine Empfehlung lautet daher: Das Fahrrad unbedingt anketten, auch wenn es auf einem Privatgrundstück steht. "Man macht es dem Dieb zu einfach, wenn man das Fahrrad einfach wegschieben kann."

Im Vergleich zu 2019 wurden mehr Diebstähle gemeldet

Laut den Zahlen der Sicherheitsbilanz für 2023 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord (zu dem auch der Landkreis Freising gehört) Fahrraddiebstähle "häufiger gemeldet" als noch vor fünf Jahren. Dabei entstand ein Schaden von 3,2 Millionen Euro. Langfristig betrachtet sind die Zahlen bayernweit allerdings rückläufig. Das ist erfreulich, wenn da nicht die höheren Schadensummen wären. Denn Fahrräder werden immer hochwertiger und dadurch kostspieliger.

Ob es sich bei den Dieben vermehrt um professionelle Einzeltäter oder um gut strukturierte Netzwerke handelt, die Fahrräder stehlen, um sie über das Internet zu verkaufen oder ins Ausland zu schmuggeln, ist laut Polizei schwer zu quantifizieren. Denn die Aufklärungsquote bei diesen Delikten sei typischerweise gering. Außerdem werden viele gestohlene Fahrräder nicht gemeldet. Andreas Wegmaier von der Freisinger Polizeiinspektion spricht von verschiedenen "Kriminalitätsphänomenen": So blieben manche der gestohlenen Räder in Bayern, andere würden über die Grenze gebracht.

Die Freisinger Polizei teilt mit, mit Beginn der Radsaison auch mehr Fahndungskontrollen vornehmen zu wollen. Gleichzeitig will sie die Bevölkerung für mehr Prävention sensibilisieren. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der eine Checkliste zur Vermeidung von Fahrraddiebstählen zusammengestellt hat, empfiehlt, Rahmen sowie Vorder- und Hinterrad an einem fest verankerten Gegenstand anzuschließen (nur das Rad zu blockieren reicht nicht aus). Außerdem sollte man das Fahrrad an einem hellen und sichtbaren Platz abstellen, sich ein stabiles und sicheres Schloss besorgen und alle wesentliche Informationen wie Rahmennummer und Fabrikat notieren. Denn wenn Räder gestohlen werden, sind die Beamten auf möglichst genaue Angaben angewiesen.

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