In den Wäldern rund um Freising:Die Schwammerl sprießen

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Laien sollten sich beim Pilzesuchen möglichst auf Röhrlinge konzentrieren, rät Markus Blaschke von der LWF. Wer sich bei seiner Ausbeute nicht sicher ist, der kann vorsichtshalber bei Experten nachfragen.

Von Thilo Schröder, Freising

Üblicherweise würde es um diese Jahreszeit in der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising eine Pilzausstellung geben. Menschen würden selbst gesammelte Exemplare mitbringen und das Bestimmen üben. Wegen Corona gibt es das Angebot aber heuer nicht, Pilzberatungen nur sporadisch. Wer dennoch auf der Suche nach Speisepilzen durch die Wälder im Freisinger Umland stapfen möchte, bekommt von Markus Blaschke, Forstoberrat bei der LWF, einige Tipps an die Hand.

Pilzsammler sollten sich gut auskennen

Laien empfiehlt er, sich zunächst auf Röhrlinge zu konzentrieren. "Dazu gehören die beliebten Speisepilze wie Steinpilze oder besonders in unseren Breiten Maronen. Der große Vorteil ist, dass es nur wenige Giftpilze gibt und viele schmackhaft sind." Nichtsdestotrotz müsse man sich gut auskennen, um essbare Pilze von Doppelgängern wie dem Bitterröhrling oder Gallenröhrling zu unterscheiden. "Den erkennt man daran, dass seine Röhren mit der Zeit rosa werden. Während bei Steinpilz oder Marone die Röhren im Alter eher einen leichten Grünton bekommen", erklärt Blaschke.

Das bisherige Pilzjahr sei "überraschend inhomogen" verlaufen, sagt Blaschke. "Man dachte ja, die Niederschläge waren heuer so groß, da wäre gleich überall viel los gewesen. Aber es war keinesfalls so. Es hat schon ein bisschen was gegeben, aber es ist nicht so, dass die Wälder alle voll sind. Überraschend war, dass sich heuer einige Pfifferlinge gezeigt haben. Der hatte sich in den letzten Jahren sehr rar gemacht."

Um Pilze verlässlich zu finden, eignen sich Blaschke zufolge Wälder mit Baumarten, die in Symbiosen mit Pilzen leben. "Die meisten unserer Speisepilze sind unmittelbar Mykorrhizapilze, also mit Bäumen verbunden, im Wurzelbereich verwachsen. Daraus empfehlen sich Nadelbäume sowie Buche und Eiche. Andere Laubbäume wie Eschen- oder Ahornbestände sind dagegen ganz ungeeignet." Unabhängig davon sei es in moosigen, offenen Wäldern einfacher Pilze zu entdecken als in solchen mit viel Unterwuchs. "Und nicht zu trocken sollte es sein, aber auch da gibt es ab und zu Überraschungen."

Pilzberaterin im Interview
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Christiane Baumgartner ist seit ihrer Jugend im Wald unterwegs und beschäftigt sich mit Pilzen. Weit mehr als 200 Arten sind ihr geläufig. Mittlerweile ist die Moosburgerin geprüfte Pilzberaterin und Pilzcoach. Sie selbst isst Pilze nicht nur, sondern bastelt und färbt auch Stoffe damit.

Interview von Sara Livadas

Die Volkshochschulen bieten Pilzwanderungen

Pilzarten allein mit Hilfsmitteln zu bestimmen, davon rät Blaschke ab. "Mit Apps klappt die Bestimmung zu einem hohen Anteil oft ganz gut, aber leider gibt es immer wieder Fehlbestimmungen, da kann man sich nicht hundertprozentig drauf verlassen. Aus meinen Erfahrungen besser als ein Buch oder eine App ist, wenn man jemanden kennt, der sich auskennt, oder eine Pilzberatung hinzuzieht." Gelegentlich gebe es Pilz-Wanderungen von Volkshochschulen oder Vereinen ( www.pilze-muenchen.de). Einen ersten Zugang zu den Vorkommen in der Region biete die Seite www.pilze-freising.de.

Beim Pilzesammeln gibt es rechtlich einiges zu beachten. "In vielen Naturschutzgebieten besteht ein Wege-Gebot, dort darf man die Wälder nicht betreten", sagt Blaschke. "In Zaunflächen darf man nicht rein, auch in geschlossene Kulturen und ganz dichte Jungbestände sollte man nicht rein." Eine Reihe von Pilzarten - darunter Steinpilz, Pfifferling und Birkenpilz - sei zudem vom Bundesartenschutzgesetz geschützt.

Steinpilze dürfen nur in kleineren Mengen mitgenommen werden

"Da darf man nur kleinere Mengen für den eigenen Bedarf pflücken. Das heißt, auch wenn ich viele Steinpilze entdeckt habe, darf ich die nicht alle mitnehmen und in der Nachbarschaft verteilen." Ansonsten gelte: ortsübliche Mengen. Um gewerblich tätig zu werden, brauche es Genehmigungen sowohl vom Grundstückseigentümer als auch von der Naturschutzbehörde.

Fragt man Blaschke, inwieweit Pilze vom durch den Menschen verursachten Artensterben betroffen sind, wägt er ab. "Was schon einen deutlichen Einfluss hat, sind Veränderungen durch Stickstoff. Die Fruktifikation hängt stark davon ab bei einigen Arten." Aus Verkehr und Landwirtschaft werde Stickstoff in die Wälder rein getragen. "Es ist nicht so, dass insgesamt die Pilze am Aussterben sind", sagt Markus Blaschke, "aber einige Arten wie der Pfifferling sind selten geworden."

© SZ vom 18.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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