Freisinger Herbstprogramm:Kultur auch in schwieriger Zeit

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Solche Szenen, wie vor einigen Jahren bei einem Konzert im Lindenkeller aufgenommen, wird man in diesem Herbst nicht sehen. Alles wird kleiner und ruhiger, die Devise heißt: "Hauptsache, dass". (Foto: sz freising)

Viele Veranstaltungen sind abgesagt, die Stadt versucht aber trotz Corona, ein Kunst- und Musikprogramm zu bieten.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Die Organisation eines städtischen Kulturprogramms ist in Zeiten der Corona-Pandemie ein schwieriges Unterfangen, verbunden mit zahlreichen Unwägbarkeiten. Bei den Outdoor-Veranstaltungen im Sommer konnten Hygiene-Vorgaben und Abstandsregeln noch einigermaßen unproblematisch eingehalten werden. Doch jetzt kommt der Herbst, und die Sache wird ungleich komplizierter. Dennoch soll den Freisingern auch dann ein ansprechendes Kulturprogramm geboten werden. "Wir werden das versuchen, auch weil wir die politischen Signale so verstehen, dass wir auch in schwierigen Zeiten Kultur anbieten sollen", sagt dazu Ingo Bartha, Leiter des Amts für Kultur und Tourismus bei der Stadt Freising.

Die Vorgabe der Regierung erlaubt derzeit Indoor-Veranstaltungen mit bis zu 200 Personen unter Einhaltung der Hygiene-Vorgaben, also Maskenpflicht beim Einlass und im Gastronomiebereich und Abstandsregeln. "Wir werden bei Veranstaltungen im Lindenkeller nicht mehr als 50 Personen hineinlassen und in die größere Luitpoldhalle nicht mehr als 170 bis 180 Personen. Da sind wir deutlich unter der Grenze von 200 Besuchern", schildert Bartha. Lohnen sich Kulturveranstaltung mit 50 Personen für die Stadt? Da kommt von Ingo Bartha ein ganz klares "Nein". "Aber wir wissen, dass die Kulturbranche in diesen Zeiten darbt, da geht es ja nicht nur um die Künstler, sondern auch um die Veranstaltungstechniker und so weiter." Außerdem sei das Publikum sehr dankbar für die Angebote, das sei schon bei dem "Sommerwunder" im Amtsgerichtsgarten spürbar gewesen. Die Veranstaltungen würden bestimmt schnell ausverkauft sein, wenn auch auf niedrigem Niveau. Und die Stimmung? "50 Leute im Lindenkeller ist etwas ganz anderes als früher 120 oder 130, das ist klar", so Bartha.

Das Programm startet am 1. Oktober

Das städtische Kulturprogramm startet am 1. Oktober im Lindenkeller-Oberhaus zunächst mit einer Ausstellung von Sallie Wunner-Mc Ilheran. Das Motto: "Timeless Traces - zeitlose Spuren". Das große CD-Release-Konzert von Apollons Smile & Friends am 3. Oktober wurde vom Lindenkeller in die Luitpoldhalle verlegt. Im Lindenkeller geht es weiter am 9. Oktober mit Ricardo Volkert und seinem Flamenco-Programm "In den Gassen und Tavernen des Südens". Das Programm besteht zum Großteil aus Veranstaltungen, die während des Lockdowns abgesagt worden waren und jetzt vom Frühjahr in den Herbst verschoben wurden.

Aber es gibt auch Absagen. "Was grundsätzlich schwierig ist, sind unbestuhlte Veranstaltungen mit Tanz, bei denen sich die Menschen näher kommen. Ich glaube, das wird noch sehr lange nicht möglich sein", erklärt Ingo Bartha. Die Freisinger Progressive-Rock-Band RPWL hat darum nicht nur ihren Auftritt im Lindenkeller am 13. November gecancelt, sondern auch gleich die komplette Tournee. "Die steigenden Fallzahlen und die unterschiedlichen Situationen in den verschiedenen Ländern und Bundesländern machen es unmöglich, ein Hygienekonzept zu formulieren, damit wir diese Konzerte spielen können", teilen sie auf ihre Website mit.

Tanz-Partys fallen aus

Nicht stattfinden werden außerdem das Power-Metal-Spektakel am 23. Oktober und die Dub-Impuls-Party am 27. November, beides Veranstaltungen mit einer eher ausgelassenen Klientel, die für die Einhaltung von Abstandsregeln nicht zu begeistern ist. Noch nicht klar ist, ob Claudia Koreck am 30. Oktober nach Freising kommt. Auch ihr Auftritt wurde vom Lindenkeller in die größere Luitpoldhalle verlegt. Nähere Informationen dazu gibt es erst Mitte September. "Vieles hängt davon ab, wie die aktuellen Regelungen sind, die sich ja auch schnell ändern können. Bei Veranstaltungen, die im Oktober geplant sind, fließt noch viel Wasser die Isar hinunter, da können auch noch verschärfte Hygienemaßnahmen aufpoppen", mutmaßt Bartha.

Mit dem Vorverkauf will die Stadt erst in zwei Wochen starten. Derzeit wird dafür ein Online-Bestell-System erarbeitet, bei dem man zum Beispiel angeben kann, ob man als Paar kommt oder zusammen mit einem befreundeten Paar. Dann darf man zusammen sitzen und muss nicht die vorgeschriebenen 1,50 Meter Abstand halten. Ingo Bartha denkt aber nicht nur an den kommenden Herbst und Winter, sondern auch bereits an das Frühjahr 2021. Denn falls es bis dahin keinen Impfstoff gegen das Virus gebe, oder zumindest ein Medikament, würden die Monate von Januar bis Mai auch noch einmal schwierig für die Kulturveranstalter. "Dass es im Sommer funktionieren kann, das haben wir gesehen. Aber richtig spannend wird es dann wieder im Herbst 2021", prophezeit Ingo Bartha.

© SZ vom 29.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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