Kirchbergers Woche:Korbiniansbier und Jubiläumsmarsch

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Die geöffnete Moosach in Freising ist auch bei Besuchern von Auswärts beliebt. (Foto: Johannes Simon)

Die Stadt Freising ist gerüstet für die Besucherströme im nächsten Jahr.

Von Johann Kirchberger

Den Tourismus, den muss man ankurbeln, wie früher einen Lanz-Bulldog. Das weiß man auch in Freising. Die Öffnung der Moosach in der Oberen Altstadt ist so eine Kurbel, mit der Besucher in die Domstadt gelockt werden. Auf den Stufen hinunter zum plätschernden Wasser sitzen und dort ein Eis schlecken, so was gefällt dem Touristen.

Das war heuer schon so, und wird im nächsten Jahr so sein. Freie Plätze am Ufer der Moosach werden knapp, wenn die Touristen in Scharen zur Landesausstellung "Freising in Bayern" strömen und die Ankunft des Bistumsheiligen Korbinian vor 1300 Jahren feiern. Deshalb wird schon lange geplant, was man alles machen kann, um attraktiv zu wirken. Es wird einen Jubiläumsumzug geben, die Zahl 1300 soll in großen Lettern den Marienplatz zieren und die Stadtkapelle spielt dort den neu komponierten Korbiniansmarsch. Die Staatsbrauerei hat extra ein Jubiläumsbier gebraut und erst neulich von geistlicher und politischer Prominenz testen lassen. Kann man ja auch schon jetzt trinken, so ein Bier.

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Eine ganz besondere Attraktion aber wird dieser Schrägaufzug auf den Domberg werden. Wenn sich das erst einmal bayernweit herumgesprochen hat, dass man jetzt nicht mehr den steilen und anstrengenden Weg hinauf keuchen muss, zum Dom und zur Baustelle des neuen Kardinal-Döpfner-Hauses - das aber noch einen anderen Namen erhalten wird, weil gerade alles umbenannt wird. Dann werden sich alle im ganzen Land, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, aufmachen und nach Freising kommen. Kostet natürlich ein bisschen was, so ein Aufzug, mehr als sich die Stadt eigentlich leisten kann. Ist aber wohl unverzichtbar.

Andere schöne Projekte hat man vorerst einmal zurückgestellt, bis es uns wieder besser geht. So wird wohl darauf verzichtet, alle Straßen Freising bunt anzumalen und alle Kreuzungen zu verampeln. Und leider wird wohl auch noch keine Seilbahn gebaut, obwohl die schon etwas ganz Besonderes wäre. Egal nun, ob die vom Domberg zum Weihenstephaner Berg führen würde, um sich nach Gottes Segen noch einen Schluck Jubiläumsbier abzuholen, oder ob man Gondeln über der Hauptstraße schweben lässt.

Es würde überflüssig werden, Busse durch die enge Innenstadt zu schicken und Autos ließen sich dann ganz verbannen. Sogar die Packerlfahrer könnte man zwingen, ihre wertvolle Ladung in eine Gondel umzuladen und gezielt abzuwerfen. Die Verkehrsprobleme ließen sich praktisch in der Luft auflösen.

In Kelheim wollte man jetzt so eine Seilbahn bauen, um das Stadtzentrum mit dem Bahnhof zu verbinden. Per Bürgerentscheid wurde das Vorhaben vergangene Woche jedoch abgelehnt. Die Kelheimer wollen lieber durch ihre Stadt laufen, als über ihr zu schweben. In Dachau wollte man auch schon mal eine Seilbahn bauen, von der Stadt hinein nach München. Damals scheiterten die Pläne aber an den Kosten. 30 Millionen Euro pro Kilometer waren veranschlagt.

Den Dachauern war das zu viel. Aber in Freising? Momentan haben wir zwar kein Geld und sind etwas klamm. Da reicht es nur für ein neues Feuerwehrhaus. Aber wartet nur, wenn es uns wieder besser geht. Dann können wir uns auch wieder Großprojekten widmen, die Touristen anziehen. Vielleicht lassen wir sogar den Marienplatz neu pflastern, auch wenn gerade kein Jubiläum ansteht.

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