Kita-Krise in Freising:"Es ist ein erster Schritt, aber noch lange nicht genug"

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Viele Freisinger Eltern warten noch immer auf einen Betreuungsplatz, die Warteliste ist nach wie vor lang. Um auf die Misere aufmerksam zu machen, organisierten die Betroffenen im vergangenen Jahr Demos. (Foto: Johannes Simon)

Delegierte einer Bürgerinitiative sprechen wegen fehlender Betreuungsplätze für ihre Kinder im Rathaus vor. Das Treffen verläuft informativ. Die Eltern bemängeln aber mangelhafte Kommunikation und Einfallsreichtum auf Seiten der Stadt.

Von Paula Dick, Freising

"Es war ein sehr intensives, aber auch informatives Treffen", resümiert Annalisa Fischer am Freitagvormittag. Seit einigen Monaten engagieren sich Freisinger Mütter und Väter per Petition sowie einer Bürgerinitiative dafür, mehr Aufmerksamkeit auf das Problem der Kita-Krise zu lenken. Fischer, die Mitinitiatorin der Petition ist, hatte mit einigen weiteren Mitgliedern der Gruppe seit August auf einen mit der Stadt Freising vereinbarten Gesprächstermin gewartet.

Am Freitag war es schließlich so weit. Unter anderem mit Bürgermeisterin Eva Bönig (Bündnis 90/Die Grünen) und Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) hatte die fünfköpfige Gruppe versucht, Druck auf die Stadt auszuüben, um Lösungen für die aktuelle Situation zu finden. Im Gepäck hatten die Aktivisten und Aktivistinnen einen Fragenkatalog sowie ein Positionspapier, welches sie am Freitagnachmittag Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) vorlegen wollen.

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"Uns ist klar, dass das ein bundesweites Problem ist", meint Fischer. Das "Problem" ist in Freising mit 684 Familien zu beziffern, die keinen Kita-Platz für ihr Kind bekommen haben und auf der Warteliste stehen. "Das ist eine Katastrophe", so die Meinung der Petenten. Schließlich bedeutet der Ausfall einer fest eingeplanten Kinderbetreuung zunächst den Wegfall eines Gehalts, da ein Elternteil nicht wie geplant zurück ins Arbeitsleben kehren kann. Hinzu kommt aber auch die fehlende Sozialisation und Vorbereitung der Kinder vor dem Schul- oder Kindergartenbeginn. Anderthalb Stunden hat sich die Chefetage des Freisinger Rathauses Zeit genommen, um mit den engagierten Bürgern und Bürgerinnen zu sprechen.

"Das Ziel muss in unseren Augen sein, so schnell wie möglich so viele Betreuungsplätze wie möglich zu schaffen, um den Bedarf zu decken, und den betroffenen Familien unbürokratische Hilfsangebote zu unterbreiten", formulieren Fischer und ihre Unterstützer als einleitende Worte an die Stadt. Und tatsächlich lassen sich nach dem Treffen durchaus positive Worte vonseiten der Initiatoren vernehmen: "Wir merken, dass die Stadt sich des Problems bewusst ist. Uns wurde glaubhaft versichert, dass auch im Rathaus jeden Tag über die Lösung des Problems gesprochen wird", meint Fischer. Doch gleichzeitig mangele es den Verantwortlichen an Innovation und Aktivismus. "Zu oft wurde für meine Begriffe auf die begrenzten Möglichkeiten der Stadt Freising und die Verantwortung der Landesebene verwiesen. Es fehlt uns an Ideen seitens des Rathauses, was man noch tun könnte." Auch die Kommunikation lasse zu wünschen übrig.

"Neues Personal zaubert man nicht aus dem Hut"

So sei von Seiten der Stadt niemand auf die Idee gekommen, an die betroffenen Familien heranzutreten und beispielsweise Initiativen zur gegenseitigen Vernetzung und Unterstützung in die Wege zu leiten. Zu sehr, so Fischer, hänge man sich stattdessen an der Personalfrage auf. "Neues Personal zaubert man nicht aus dem Hut. Sicher ist das die langfristige Lösung, doch wir brauchen nun mal auch Ideen für die Behebung der jetzigen Situation. Insofern war das Treffen heute sicher ein erster Schritt, aber noch lange nicht genug."

Für die Zukunft sind daher weitere Treffen sowie eine erneute Demonstration vor der Landtagswahl am 8. Oktober geplant, um die Wichtigkeit des Themas weiterhin zu betonen. "Für die folgenden Treffen wünschen wir uns mehr Einfallsreichtum der Stadt - uns ist klar, dass es kein Spaß ist, einen permanenten Mangel zu verwalten. Wir haben aber den Eindruck, dass ihnen die Ideen fehlen, wie man - jenseits von Anwerbung und Ausbildung von Fachpersonal - darauf reagieren könnte."

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