Kirchbergers Woche:Nur der Not keinen Schwung lassen

So ein Stadtrat kann gar nichts dafür, wenn Alles teurer wird.

Von Johann Kirchberger

War das eine Retourkutsche? Seit Jahren bemängelt die Kommunalaufsicht, sprich das Landratsamt, den Haushalt der Stadt Freising, kritisiert die hohen Ausgaben, die freiwilligen Leistungen, den hohen Schuldenstand und droht, dem Etat die Genehmigung zu verweigern. Die Stadt wurde mehr oder weniger gezwungen, beim Kommunalen Prüfungsverband ein Konsolidierungsgutachten erstellen zu lassen. Das aber dürfte ins Leere laufen, weil bereits begonnene Maßnahmen nun mal fertig gebaut werden müssen und Alles nur noch teurer wird, wenn man langsamer baut.

Nun hat der Landkreis seinen Haushalt vorgelegt, der eine schmerzhafte Erhöhung der Kreisumlage um zwei Prozentpunkte vorsieht. Wofür übrigens die Informationsfahrt des Kreistags nach Wien nicht verantwortlich ist. Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und sechs seiner im Kreistag vertretenen Stadträte haben dem 900 Seiten dicken Werk ihre Zustimmung verweigert. Der Haushalt sei nicht transparent, die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinden sei noch nicht geprüft, es seien unzulässige Rückstellungen gemacht worden und es fehlten nicht weniger als acht Jahresabschlüsse, hieß es. Jetzt sind wir gespannt. Muss da womöglich auch der Kommunale Prüfungsverband eingeschaltet werden?

"Her mit der Kohle!"

Ach, es ist schon ein Kreuz. Da bauen Stadt und Landkreis so schöne Sachen, und statt dafür Lob zu ernten, werden sie der Schuldenpolitik bezichtigt. Dabei kann so ein Stadtrat ja gar nichts dafür, wenn alles teurer wird. Wenn Straßen ausgebaut werden müssen, die Schulen marode oder zu klein sind, wenn Kindertagesstätten gebaut werden müssen, weil Eltern Anspruch auf einen freien Platz in einer Kindertageseinrichtung haben. Schon wurde gleich wieder der Bau einer neuen Kita für fünf Millionen Euro im Seilerbrückl beschlossen und für den Umbau der Paul-Gerhardt-Schule zu einer inklusiven Ganztagesschule müssen weitere zehn Millionen aufgebracht werden. Dafür bekommt man dann aber auch eine Cook&Chill-Aufwärmküche eingebaut. Was da rauskommt, schmeckt hoffentlich besser als es sich anhört.

Ja, sparen ist gar nicht so leicht. Passend zum Barockstil des Asamgebäudes etwa sollen der Aufzug zum Foyer und die Theke zur Bewirtung der Gäste eine hochwertige Verkleidung bekommen. Nicht aus Gold, nur aus Messing, aber immerhin. Gibt's da keine günstigere Variante? Schon, aber der Stadtrat habe ja beschlossen, bei der Sanierung des Asamsaals auf hochwertige Materialien zu setzen, rechtfertigte sich der Hochbauamtsleiter. Unterstützt wurde er von einer Stadträtin, die kürzlich von einem bekannten Fastenprediger als "zölibatssteigernde Zwiderwurzn" verunglimpft wurde - Anmerkung: So was sagt man nicht, lieber Pater Emmeran, pfui! Bewusste Stadträtin hielt es für den falschen Weg, auf den letzten Metern der Sanierung irgendwo Geld einsparen zu wollen, um sich dann die nächsten 50 Jahre darüber zu ärgern. Also her mit der Kohle, wir wollen der Not keinen Schwung lassen, das Asam soll schließlich unser Schmuckstück werden.

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