Kirchbergers Woche:Alle Jahre wieder

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Der stressige Advent ist vorbei. Doch jetzt stehen nicht minder anstrengende Besuche bevor. Vielleicht wäre es besser, Weihnachten ganz ausfallen zu lassen.

Von Johann Kirchberger

Lichterketten, Kerzenschein, der Duft nach Zimt, Glühwein und Lebkuchen. Ein Glitzern und Glänzen wohin man schaut. Vor allem am Flughafen glitzert es, an der Zentralallee steht eine zwölf Meter hohe Tanne, aufgewachsen in Kranzberg, geschmückt mit 115 Lichterketten und 2300 stromsparenden LED-Lämpchen, die sich tagsüber sogar noch dimmen lassen, um Energie zu sparen. Vorbildlich wie immer, die Leute vom Flughafen. Darum ist die "berühmte" Schlittschuhbahn im zauberhaften Weihnachtsmarkt nur eine Kunststoffbahn. Glühwein gibt es auch und Lichterfahrten, dazu ein Kasperltheater und Kinderschminken. Was man halt alles so braucht, um froh und munter zu sein. Heute aber nur noch bis 16 Uhr, heute ist Heiliger Abend.

Der kommt ja immer so überraschend wie der erste Schnee. Aber es soll niemand sagen, nicht vorgewarnt worden zu sein. Seit Wochen wird es uns von allen Seiten zugerufen: "Frohe Weihnachten, schöne Feiertage". Der eine oder andere wünscht auch ein paar ruhige Tage, wünscht, man möge sich im Kreise der Familie von dem Stress erholen. Das wirft Fragen auf. Kann man sich erholen, wenn die ganze Familie zu Besuch kommt oder man bei Tante und Onkel zu Besuch ist? Und dieser Stress, ist der nicht dem Weihnachtsfest geschuldet? Ohne Weihnachten kein Stress. Vielleicht wäre es besser, dieses Weihnachten ganz ausfallen zu lassen.

Niemand müsste Christkindlmärkte besuchen und Unmengen von Glühwein trinken

Ohne Weihnachten müssten wir uns nicht die ganze Adventszeit über auf stressfreie Feiertage freuen, wir bräuchten nicht auf eine, meist sogar auf mehrere dieser besinnlichen Weihnachtsfeiern inklusive Christbaumversteigerung gehen, wir müssten nicht wochenlang Plätzchen vorkosten, keinen Adventskranz aufhängen, keine Nordmanntanne besorgen und aufstellen, falls der Christbaumständer gefunden wird. Es müssten keine Kripperl aufgebaut, keine Kerzen und Lichterketten gekauft, keine Strohsterne aufgehängt und keine zerbrochenen Kugeln aus Schachteln geholt werden. Und vor allem, niemand müsste diese vielen Christkindlmärkte besuchen und Unmengen von Glühwein trinken, von dem man sich erst die Zunge verbrennt und danach Kopfweh bekommt. Dieser Glühwein, wem schmeckt der eigentlich? Aber er muss ja nicht schmecken, den trinkt man ja meist für einen guten Zweck.

In der Regel gibt es ja auch noch Bratwürste, weiße oder rote, oder gar keine, wie beim Freisinger Christkindlmarkt. Da gab es nur lange, schmale Würste in einem langen Brotstangerl. Dort, wo auf dem Marienplatz üblicherweise Bratwürste verkauft werden, befand sich diesmal ein Burger-Stand. Da gab es am Sonntagabend einige, die hungrig nach Hause gegangen sind.

Aber heute ist diese Vorbereitungszeit endlich vorbei. Heute ist Samstag, und auch schon am Vormittag Heiliger Abend. Die meisten Geschäfte sind nur bis Mittag geöffnet und einige Menschen laufen herum, um noch schnell irgendetwas zu kaufen, das sich unter den Christbaum legen lässt. Früher waren das Bücher oder Pralinen, eventuell auch mal eine Flasche Schnaps. Heuer hat der Marketingverein Aktive City Gutscheine empfohlen. So etwas erleichtert die Geschenkauswahl, man muss nur noch das richtige Geschäft finden, den Rest regelt der Beschenkte.

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