Freisinger Mütter ergreifen die Initiative:"Wir sind die Stimme der Kinder"

Lesezeit: 2 min

Vor 40 Jahren wurde der Freisinger Kinderschutzbund ins Leben gerufen. Die Gründung kam auf Initiative einer Müttergruppe zustande. (Symbolbild) (Foto: dpa)

Der Kinderschutzbund Freising feiert sein 40-jähriges Bestehen. Im Laufe der Zeit hat man sich von einer Müttergruppe zu einer strukturierten Organisation entwickelt.

Von Gudrun Regelein, Freising

Vor knapp 40 Jahren, am 14. April 1980, wurde der Kinderschutzbund Freising ins Leben gerufen. Gefeiert wird das Jubiläum im kleinen Kreis Anfang März - mit Mitgliedern, Partnern, Vertretern aus Politik und Sponsoren. Ein Gründungsmitglied wird dabeisein: Eva Wöhrl, die heute noch Kassiererin des Kinderschutzbundes ist.

Andere Gründungsmitglieder waren Helga Schrittenloher, die Frau des damaligen Landrates, die erste Schirmherrin des Kinderschutzbundes war, und Gisela Baier. "Sie war der Motor und war lange Jahre lang Vorsitzende - sie hat den Kinderschutzbund verkörpert", sagt Eva Bönig. Bönig ist seit 1986 die Vorsitzende, sie war zwar nicht bei der Gründung dabei, wurde aber einige Monate später, im Herbst 1980, Mitglied. Sie sei durch einen Zeitungsartikel auf den Kinderschutzbund aufmerksam geworden, erzählt Bönig. Als junge Mutter habe sie sich damals über einige Dinge geärgert, "und schwupp di wupp war ich dabei." Zu Beginn waren es 24 Mitglieder, die Zahl hat sich im Laufe der Jahre nicht sehr vergrößert, derzeit zählt der Kinderschutzbund etwa 40 Mitglieder - aber ein gutes Viertel von ihnen beteiligt sich aktiv.

"Wir waren ein Küchen-Wohnzimmer-Verein"

Die Gründung kam auf Initiative einer Müttergruppe zustande, erzählt Bönig. "Anfang der Achtzigerjahre war es einfach an der Zeit, sich für die Belange der Kinder einzusetzen." Zum einen wollte man die Kinderrechte in den Fokus rücken, zum anderen auf Probleme, wie mangelnde Betreuungsplätze oder fehlende Kinderspielplätze, aufmerksam machen. Anfangs habe man sich auf die Einzelfallhilfe konzentriert, erzählt Bönig. So wurden Ausflüge mit Waisenkindern unternommen oder Schulranzen-Aktionen veranstaltet. Später habe die Arbeit eine stärkere politische Prägung bekommen: Beispielsweise wurden der Bau von mehr Kindertagesstätten gefordert und die Pläne für ein Frauenhaus in Freising unterstützt. "Ganz früher waren wir ein Küchen-Wohnzimmer-Verein, damals fanden die Vorstandssitzungen noch im privaten Bereich statt", erinnert sich Bönig. Nach ein paar Jahren bekam das Ganze einen etwas professionelleren Anstrich, der Kinderschutzbund bekam eine Geschäftsstelle an der Gartenstraße. Die dann bald von den Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien überrollt wurde. "Die Familien kamen damals in sehr großer Zahl zu uns", sagt Bönig. Um sie mit dem Notwendigsten versorgen zu können, wurde die erste Kleiderkammer in der Geschäftsstelle eingerichtet. Dort blieb man bis 2001, dann folgte der Umzug in das Haus der Vereine.

Kinder mit Förderbedarf in Freising
:Schwierige Inklusion

Kinder mit besonderem Förderbedarf bekommen in städtischen Kitas oft keinen Platz, klagen einige Eltern. Die Stadt wehrt sich gegen diese Vorwürfe und verweist auf die erforderlichen Rahmenbedingungen.

Von Gudrun Regelein

Die Aufgaben des Kinderschutzbundes wuchsen im Laufe der Jahre. Zu dem politischen Engagement, der Betreuung von Flüchtlingsfamilien, kamen als Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen verschiedene Angebote dazu. Unter anderem wurde 1998 die Präventionsmaßnahme "Sexueller Missbrauch" initiiert. Von Beginn des neuen Jahrtausends an agierte der Kinderschutzbund zunehmend projektbezogen: So entwickelte er das Angebot "Starke Eltern, starke Kinder", das bei Familien mit Konfliktpotenzial durch frühe Hilfe eine Therapie verhindern soll. Daneben nennt Eva Bönig den Arbeitskreis "Kinder und Trauma" und den begleitenden Umgang in Trennungsfamilien mit dem Jugendamt als Kooperationspartner, den es seit fast zehn Jahren gibt. Inzwischen sei die Vernetzung mit den Sozialverbänden in Stadt und Landkreis eng. "So können wir gemeinsam Angebote realisieren, wie die Cleverkids, bei denen Kinder benachteiligter Familien Nachhilfe bekommen", sagt Bönig. Finanziert wird alles durch Mitgliedsbeiträge, die allerdings nur einen geringen Teil ausmachen, durch Spenden, Sponsoren und Bußgeld.

"Wir sind die Stimme der Kinder", betont Bönig. Ihre Interessen wolle man vertreten, sich für sie einmischen und für sie fordern. In den vergangenen 40 Jahren habe sich die Zahl der Angebote für Familien stark vergrößert. "Das ist eine wahnsinnige Palette geworden, wir sind im Landkreis top aufgestellt", sagt Bönig zufrieden. Das Einzige, worüber sie noch nicht glücklich ist: Noch erreiche man trotz aller Versuche nicht alle Eltern - vor allem nicht die, die es dringend notwendig hätten.

© SZ vom 24.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kitas im Landkreis Freising
:Buhlen um die Arbeitskräfte

Die Gemeinden versuchen mit allen Mitteln, Personal für ihre Kindertagesstätten zu rekrutieren. Die einen locken mit zusätzlichem Geld, die anderen mit Wohnungen. Dazu werden die Ausbildungswege immer vielfältiger.

Von Gudrun Regelein

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: