Überschwemmungen in Freising:Kanal bei Starkregen wohl zu klein

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In der Innenstadt wurden Häuser in fünf Jahren vier Mal überflutet. Die Stadt sucht eine Lösung, die möglichst vor der Fortsetzung der Sanierung umgesetzt werden kann.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Stadt Freising hat in ihrer Innenstadt möglicherweise ein Problem, das zusätzliche Baumaßnahmen im Untergrund erforderlich machen und damit auch den Zeitplan für die Sanierung der Altstadt gefährden könnte: Nachdem Anwohner der bereits fertig sanierten Bereiche in der Unteren Altstadt zuletzt nach Starkregen mehrmals über Überschwemmungen in ihren Häusern geklagt hatten, deutet sich nun an, dass der Hauptsammler in der Altstadt für die sich verändernden Anforderungen einfach nicht ausreichend dimensioniert ist.

Heinz Braun, der als Anwohner der Heiliggeistgasse betroffen ist, sprach am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung der Freisinger Linken sogar von einem "irregulären Zustand". Die geltende Norm schreibe fest, dass es innerhalb von 30 Jahren einmal zu einer Überflutung kommen dürfe, sagte Braun: "Stattdessen hatten wir das jetzt in fünf Jahren vier Mal."

Eine Rolle spielt dabei zum einen wohl der Klimawandel, der dazu beiträgt, dass öfter sehr hohe Niederschlagsmengen zu erwarten sind als früher. Zum anderen könnte aber auch der höhere Versiegelungsgrad durch das neue Pflaster in der Freisinger Innenstadt zu den häufigeren Überflutungen beitragen, wie nicht nur die betroffenen Anwohner vermuten.

Genauer untersucht hat die Lage das Münchner Büro Pecher & Partner, dessen Mitarbeiter Stefan Braunschmidt am Mittwoch im Planungsausschuss des Stadtrats die angestellten Berechnungen und bereits daraus entwickelte Verbesserungsmaßnahmen erläuterte. Zu den Empfehlungen zählen neben einer deutlichen Erhöhung der Pumpenleistung an der Knabenschule, die der Entlastung der Heiliggeistgasse dient, sowie dem Aufbau einer Regenmessstation dort auch "größere" Maßnahmen wie der Umbau eines Notüberlaufs in die Stadtmoosach und "die Überprüfung und Optimierung der Oberflächenplanung in den noch nicht umgesetzten Bereichen". Was das auch bedeuten könnte, sprach Grünen-Stadträtin Charlotte Reitsam in der anschließenden Diskussion etwas deutlicher aus: "Bevor wir als nächstes den mittleren Bereich der Hauptstraße pflastern und alles zu machen, sollten wir sehr genau überlegen, ob wir den Kanal nicht erweitern, weil der Hauptsammler nicht auf die häufigen Starkregen ausgelegt ist." Hier müsse man möglicherweise auch Geld in die Hand nehmen, sagte die Stadträtin weiter. Sie erwarte "Ingenieurtechnik, die über einen Notauslauf hinausgeht".

Grünen-Kollege Manfred Drobny vermutete, dass man "schon ein Problem mit dem Versiegelungsgrad" habe und auch Braunschmidt bestätigte, dass Retensionsvolumen an der Oberfläche verloren gegangen sei. Der Experte hatte vor einem "hohen Schadenspotenzial in der Innenstadt" gewarnt und die Empfehlung ausgesprochen, unterirdisch nach einem Regenrückhalt zu suchen. Wenn die Stadträte höhere Sicherheit wünschten, "dann müssen sie das als Ziel formulieren".

Bei der Stadtentwässerung wird unterdessen zwar bereits nach Möglichkeiten gesucht, den Hauptsammler vom Netzablauf her zu entlasten. Eine Volumenvergrößerung des Kanals allerdings steht bei den Überlegungen eher hinten an, wie es am Mittwoch im Ausschuss hieß - auch, weil das Investitionsvolumen enorm wäre. Norbert Gmeiner (SPD) und Karlheinz Freitag (FW) brachten eine Ableitung vor dem Schiedereck in Richtung Stadtmoosach ins Gespräch, die den Hauptsammler vor dem tiefsten Punkt in der Unteren Altstadt entlasten könnte. Die Vorschläge sollen jetzt von der Stadtverwaltung noch einmal geprüft werden, anschließend will sich der Ausschuss zeitnah noch einmal mit dem Thema befassen.

© SZ vom 15.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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