Kirchbergers Woche:Land unter in Freising

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Zehn Jahre ist es jetzt her, dass ein Hochwasser an Pfingsten den Bereich zwischen Bahnhofstraße, Fabrikstraße und Saarstraße überflutete. Das Bild zeigt die damalige Pfarrerin Dorothee beim Aufräumarbeiten im Keller des evangelischen Gemeindezentrums. Dieses musste in der Folge abgerissen und neu gebaut werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Stadt engagiert sich zu wenig im Hochwasserschutz. Deswegen werden immer wieder nach Starkregen Ortsteile oder gar die Innenstadt überflutet.

Von Johann Kirchberger

Zehn Jahre ist es nun her, dieses große Pfingsthochwasser in Freising. Ausgelöst vom Thalhauser und vom Wippenhauser Graben konnte man in Freising zwischen Bahnhofstraße, Fabrikstraße und Saarstraße Schifferlfahren. Die Schäden waren enorm, das evangelische Gemeindehaus etwa musste anschließend abgerissen und neu gebaut werden.

Wie immer in solchen Fällen wurde versichert, umgehend Vorsorge zu treffen, damit so etwas nie wieder vorkommt. Viele Pläne wurden gemacht, und an einigen Häusern Messlatten angebracht um zu zeigen, wie hoch das Wasser damals stand. Das ging relativ schnell, schneller als die Pläne für den Hochwasserschutz zu realisieren. Im März informierte jetzt das Wasserwirtschaftsamt, dass im Bereich des Thalhauser Grabens zehn Rückhaltebecken geplant und erste Maßnahmen bereits angelaufen seien. Im Bereich Wippenhauser Graben seien immerhin die Planungen angelaufen. Nach zehn Jahren! Aber was ist, wenn nächstes Jahr Starkregen für ein erneutes Hochwasser sorgt? Lässt man dann den Vöttinger Tunnel volllaufen?

In der Hauptstraße fühlen sich die Ladenbesitzer bedroht, weil bei Regen das Wasser ungehindert aus den abschüssigen Gassen ins Zentrum läuft. In der Oberen Altstadt könnte ein Teil davon in die geöffnete Moosach fließen. Im Bereich der Unteren Hauptstraße nicht, es sei denn, man legt einen künstlichen Moosacharm an. Derzeit kann im Extremfall das Regenwasser durch die Häuser in die Fischergasse laufen. Der niveaugleiche Ausbau der Innenstadt macht's möglich. Eigentlich sollte ein Rückhaltebecken unter dem Marienplatz das Wasser aufnehmen. Aber so eine Baumaßnahme ist teuer und das Geld ist knapp, weshalb frühestens 2027 damit begonnen werden soll.

Nichtstun ist keine Lösung. Ein bisschen was geht trotz klammer Kassen immer

Diskutiert wurde von den Stadträten neulich auch, wie Tüntenhausen besser geschützt werden könnte. Das Ergebnis war ernüchternd. Um die Häuser vor einem HQ 100 - so sagt der Fachmann - zu schützen, also vor einem alle 100 Jahre auftretenden Hochwasser, müssten fünf Millionen Euro investiert werden. Die Baukosten würden ein mögliches Schadenspotenzial übersteigen. Weil aber Nichtstun auch keine Option ist, wie der OB meint, will man jetzt ein bisschen was tun, um wenigstens HQ 10 zu erreichen.

Auch in Tuching müsste in Sachen Hochwasserschutz etwas getan werden, damit sich das Regenwasser nicht mehr in einer Senke sammelt. Aber dazu müssten Straßen saniert und ein Rückhaltebecken gebaut werden. Kosten über vier Millionen Euro. Das geht nicht.

Land unter wurde neulich in Neustift gemeldet. Nach heftigen Regenfällen hatte sich die Wiesenthalstraße in einen reißenden Bach verwandelt. Verantwortlich dafür war Treibholz, das die Rechenanlage eines Beckens verstopft hatte. Die Lösung für dieses Problem: Statt teurer technischer Baumaßnahmen werden Notfallnummern an die Anlieger ausgegeben. Wenn wieder einmal etwas verstopft sein sollte, können die den Bauhof alarmieren. Vielleicht könnte man das auch im übrigen Stadtgebiet so regeln. Sich mit Telefonnummern vor Hochwasser schützen, eine geniale Freisinger Idee. Praktisch, günstig und ohne jahrelange Planung zu realisieren.

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