Nachruf:Ein "Vollblut-Freisinger" ist gestorben

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Fritz Forster (†) wurde 85 Jahre alt, sein halbes Leben lang war er Stadtrat. (Foto: Marco Einfeldt)

Fritz Forster gehörte 42 Jahre lang dem Stadtrat an und schoss als Fußballspieler in der Landesliga für den SC Freising seine Tore.

Von Peter Becker, Freising

Es dürfte eines der schönsten Erlebnisse in seinem Leben gewesen sein: Am 19. August 1972 empfing der damals 34 Jahre alte Stadtrat und Schwimmbadreferent Fritz Forster im Freisinger Schwimmbad Teilnehmer der Olympischen Spielen in München. Und das "in fließendem Englisch", wie es ausdrücklich in der damaligen Berichterstattung heißt - die Gäste, die er so weltgewandt begrüßte, waren die Männer der australischen Wasserballmannschaft. Sport und Politik, das waren zwei Fixpunkte im Leben des vor wenigen Tagen verstorbenen Fritz Forster.

Geboren wurde Fritz Forster im Mittleren Graben. Dort wuchs er auf, dort hat sich seine tiefe Verbundenheit zur Freisinger Altstadt ausgeprägt. Als "Vollblut-Freisinger" hat ihn einst der damalige Oberbürgermeister Dieter Thalhammer bezeichnet. Forster verabschiedete sich 2004 als 66-Jähriger in den Ruhestand. Begonnen hatte er seine berufliche Laufbahn bei der Tuchfabrik Feller in Neustift. Als die Krise in der Textilindustrie immer größer wurde, riet ihm der damalige Direktor der Hypobank, Josef Leinthaler, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Der war Bezirksleiter der Landesbausparkasse. Forster folgte dem Rat und tat es seinem Vater gleich. Eines vermied er in seiner politischen Laufbahn allerdings sorgsam: Er war nie im Bau- oder Planungsausschuss, um sich nicht potenziellen Vorwürfen eines möglichen Interessenkonflikts ausgesetzt zu sehen.

Der leidenschaftliche Politiker galt als ruhender Pol im Freisinger Stadtrat

Forster war seit 1966 Stadtrat, zwölf Jahre lang Fraktionsvorsitzender, seit 2002 Dritter Bürgermeister und seit 1984 Kreisrat. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann zeichnete ihn dafür als einen Mann, der lange Jahre die Freisinger Stadtpolitik maßgeblich mitgestaltet habe, mit der Verdienstmedaille in Silber aus. Beim Amtsantritt übernahm er den Posten als Schwimmbadreferent und hatte diesen auch nach seinem Wechsel von der CSU zum Freisinger Block (heute Freie Wähler) bis 1994 inne.

17 Jahre später gehörte Forster zu den neun abtrünnigen Stadträten, die der CSU wegen interner Unstimmigkeiten den Rücken kehrten und den Freisinger Block gründeten. Das änderte nichts daran, dass er als Kommunalpolitiker seinerzeit aufgrund seines ausgleichenden Wesens der beliebteste Stadtrat war. Zu seinen politischen Höhepunkten zählte er, dass die CSU, die er doch verlassen hatte, ihn mit zum Dritten Bürgermeister gewählt hatte. "Dafür hat sie sich den Fairnesspreis verdient", sagte er rückblickend.

Der leidenschaftliche Politiker galt als ruhender Pol im Freisinger Stadtrat. Ideologisch gefärbte Auseinandersetzungen seien ihm fremd, sagte er selbst. Polemik war seine Sache nicht. Sich selbst verortete er im konservativen Lager, wenngleich er sich keiner "Schublade" zuordnen lassen wollte. Bei seinem Abschied aus der Kommunalpolitik resümierte er, dass ihm trotz unterschiedlicher Meinungen der Kollegenkreis fehlen werde. Man habe sich nach den Sitzungen immer noch zusammensetzen und eine Halbe trinken können.

Er war Mitinitiator und eine tragende Säule der Städtepartnerschaft mit Arpajon

Forster gab unter anderem mit die "Initialzündung" für die Städtepartnerschaft mit Arpajon und zählte, auch als Dolmetscher, zu deren "tragenden Säulen". Seine Fremdsprachenkenntnisse hatte er sich, als er noch bei der Tuchfabrik Fellerer arbeitete, mittels Tonbändern selbst beigebracht.

Forsters zweite große Leidenschaft war der Sport, vor allem Fußball. Auf dem Kopfsteinpflaster des Grabens lernte er das Kicken, war also noch ein echter Straßenfußballer. In den besten Zeiten des SC Freising spielte er sogar in der Landesliga mit, damals war das die vierthöchste Liga. Fritz Forster war Gegner der Fusion der Fußballer des FC Eintracht Freising und des SC Freising Ende der Neunzigerjahre, da die Seniorenspieler diesen Weg auf alle Fälle nicht mitgehen würden. Forster fungierte bisweilen aber auch als Vorsitzender des Freisinger Sportclubs.

1961 heiratete Forster seine Frau Hedwig. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Forster war bis vor einigen Jahren im öffentlichen Leben präsent. Nach und nach zog er sich aufgrund einer Alzheimer-Erkrankung zurück. Jetzt ist er im Alter von 85 Jahren gestorben.

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