Freisinger Firmen:Vom Schnellkochtopf zum Partyfass

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Sudhäuser hat die Bayerische Aluminium- und Metallwarenfabrik aus Freising hergestellt. Sie lieferte sie in alle Welt. (Foto: Marco Einfeldt)

Fritz Feller entwickelte für die Bayerische Aluminium- und Metallwarenfabrik viele Geschäftsideen. Das Unternehmen gibt es heute nicht mehr.

Von Peter Becker

"Freisinger Fabriken" heißt ein Buch, das der Freisinger Hans Lorenzer 2022 veröffentlicht hat. Das Nachschlagewerk, wie er es nennt, beschäftigt sich mit Fabriken und Werken innerhalb des Stadtgebiets. Manche gibt es heute noch, viele sind verschwunden. Die Freisinger SZ stellt in einem Streifzug durch die Industrialisierung bestehende und aufgegebene Unternehmen vor. Heute: Bayerische Aluminium- und Metallwarenfabrik (1905 - 1995).

Seit 1905 gab es an der Alten Poststraße 48 eine Fabrik, die Töpfe und Teller aus Aluminium produzierte. Eigentümer war ein gewisser E. Eigenbrod. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion der Bayerischen Aluminium- und Metallwarenfabrik (BAM) auf Feldflaschen und Feldgeschirr umgestellt. Nach 1945 verkauften sich vor allem Campingartikel gut.

1954 übernahm Fritz Feller, nicht verwandt mit dem Besitzer der gleichnamigen Tuchfabrik, das Unternehmen von Eigenbrod. Lorenzer schildert den jungen Maschinenbaumeister Feller als sehr umtriebigen und unternehmungslustigen Mann, "der stets nach neuen Geschäftsideen Ausschau hielt". Feller stellte zunächst Schnellkochtöpfe her, welche Vertreter auf Volksfesten und Dulten anboten. Als einstiger Mitarbeiter der Firma Steinecker engagierte er sich auch im Brauwesen und entwickelte Hefewannen aus Aluminium.

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1960 zog die Firma an die Angerstraße um, in eine Halle der einstigen Firma Stahl. Feller arbeitete zusammen mit dem Münchner Unternehmen Drexler an der Entwicklung von Fässern aus Aluminium. Er erfand laut Lorenzer zahlreiche Patente zum Verschluss und Anzapfen der Fässer. Anfangs stellte die BAM Partyfässer mit bis zu fünf Litern Inhalt her, später waren es Behältnisse mit einem Fassungsvermögen von bis zu 50 Litern. Zur Blütezeit des Unternehmens, dessen Hauptgeschäft weiter die Herstellung von Lagertanks und Sudhausanlagen war, standen über 60 Personen auf der Lohnliste.

In den Siebzigerjahren ging es jedoch bergab. Feller war nicht der einzige Produzent von Alufässern und er konnte den Bedarf der Firma Drexler allein nicht decken. 1978 schrumpfte die Belegschaft auf maximal 25 Beschäftigte. Die Firma Steinecker übernahm später alle Produkte für das Brauwesen mitsamt der dazu nötigen Belegschaft. Die BAM stellte lange Zeit polierte Aluschirme für Straßenlampen her, mit der sie Siemens in Traunreut belieferte.

Fritz Feller erfindet Magnetverschluss für Fässer

1978 zog die BAM in kleinere Hallen der einstigen Firma Wild an der Angerstraße um. "Produziert wurden dann nur noch Partyfässer mit dem von Feller erfundenen Magnetverschluss", schreibt Lorenzer. Im neuen Domizil wuchs die Belegschaft wieder auf 30 Beschäftigte an. Feller zog sich 1980 aus der Firma zurück. Diese übernahm sein ehemaliger Lehrling Dieter Breuer mit zwei weiteren Partnern. Das Trio ließ in Lerchenfeld, im Gewerbegebiet Gute Änger, eine neue Fabrikhalle bauen, denn das einstige Firmengelände an der Angerstraße hatte das Bauunternehmen Birnbeck gekauft. Die Auftragslage war gut. Die BAM lieferte ganze Brauereien nach China, in die Mongolei und an St. Vincent in der Karibik. Für die Waschmaschinenfabrik Huber in Freising stellte das Unternehmen Waschtrommeln her, die sie auch polierte.

1993 siedelte die Firma nach Nandlstadt um und nannte sich nun "BAM, Apparate- und Maschinenbau GmbH". Zwölf Mitarbeiter fertigten nur noch Klein- und Zubehörteile für die Hefeanlagen. Ende 1995 löste sich das Unternehmen wegen eines fehlenden Nachfolgers auf.

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