Freisinger Fabriken:Elegante Handschuhe für die Welt

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Mittlerweile ist die Firma Taubert in dieses Gebäude an der Moosstraße umgezogen. (Foto: Johannes Simon)

Friedrich Taubert startete seinen Betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg neu in der Turnhalle des Domgymnasiums.

Von Peter Becker, Freising

"Freisinger Fabriken" heißt ein Buch, das der Freisinger Hans Lorenzer 2022 veröffentlicht hat. Das Nachschlagewerk, wie er es nennt, beschäftigt sich mit Fabriken und Werken innerhalb des Stadtgebiets. Manche gibt es heute noch, viele sind verschwunden. Die Freisinger SZ stellt in einem Streifzug durch die Industrialisierung bestehende und aufgegebene Unternehmen vor. Heute: Handschuhfabrik Friedrich Taubert (seit 1947).

Die Geschichte der Handschuhfabrik Taubert reicht bis ins Jahr 1934 zurück. Friedrich Taubert hatte damals als 24-Jähriger in Liebenstein im Egerland seine Firma gegründet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmte die neue tschechische Regierung den Betrieb. Laut Lorenzer kehrte Taubert 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Seine Familie hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon mit vielen ehemaligen Beschäftigten in Freising niedergelassen.

1948 gründete Taubert in Freising seine Handschuhfabrik neu. Produktionsstätte war die damalige Turnhalle des Domgymnasiums. Zwei Jahre später zog der Betrieb zunächst in eine Halle der Schlüterfabrik um. 1950 hatte Taubert bereits ein Grundstück an der Ismaninger Straße gekauft. Dort entstand ein neues Fabrikgebäude, in dem 124 Personen, überwiegend Frauen, beschäftigt waren. Laut Lorenzer verarbeitete der Textilbetrieb damals pro Monat 3500 Kilogramm Kunstseide und Baumwolle zu Handschuhen der Marke "Royal Chic" aus wildlederartigem Gewebe.

Schon 1952 musste Taubert seine Firma um ein weiteres Gebäude erweitern. 63 weitere Arbeitsplätze entstanden. Fortan entstanden pro Monat 36 000 Paar Handschuhe und 3500 Paar Strickhandschuhe. Taubert hatte mittlerweile sein Sortiment erweitert. Sein Betrieb produzierte jetzt auch feine Nachthemden und Unterwäsche für Frauen.

Im Zuge des Wirtschaftswunders wuchs der Bedarf an Handschuhen bis in die Sechzigerjahre hinein rasant. Taubert gründete Nähfilialen in Nandlstadt, Schrobenhausen und im Bayerischen Wald. In diesen Boomjahren für Handschuhe beschäftigte Taubert bis zu 250 Mitarbeiterinnen. Die Ware der Freisinger Firma war weltweit gefragt.

Das Bild zeigt ein leer stehendes Gebäude der Firma Taubert an der Ismaninger Straße aus dem Jahr 2014 (Foto: Marco Einfeldt)

Friedrich Taubert starb 1972. Fortan führten seine Tochter Erika und sein Sohn Reinhard den Betrieb. Sie führten die Sparte "Homeware" ein und ließen Hausanzüge und Strandbekleidung für Frauen produzieren. Ende der Siebzigerjahre war die Produktion des Angebots in Freising zu teuer. Die Firma Taubert verlegte die Herstellung ihrer Ware zunächst in das damalige Grenzgebiet zu den Ostblockstaaten, später in benachbarte Länder und schließlich in den Fernen Osten. Laut Firmenhistorie wurde 2004 die Taubert Textile Ltd. Asia gegründet. 2007 lief in der südchinesischen Stadt Heshan die Produktion an. 2020 wurde das Werk in China verkauft.

Laut Lorenzer beschäftigte das Unternehmen im Jahr 2022 zuletzt 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Freising und Waldmünchen im Bayerischen Wald. Dort befinden sich die Wirkerei und die Färberei. Reinhard Taubert starb im Jahr 2022 im Alter von fast 73 Jahren.

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