Freisinger Fabriken:Mit der Ölkrise geht es bergab

Lesezeit: 1 min

Die Firma zog 1964 an die Kepserstraße. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Firma Walmü aus Freising war einst Marktführer bei der Produktion ölbefeuerter Badeöfen.

Von Peter Becker, Freising

"Freisinger Fabriken" heißt ein Buch, das der Freisinger Hans Lorenzer 2022 veröffentlicht hat. Das Nachschlagewerk, wie er es nennt, beschäftigt sich mit Fabriken und Werken innerhalb des Stadtgebiets. Manche gibt es heute noch, viele sind verschwunden. Die Freisinger SZ stellt in einem Streifzug durch die Industrialisierung bestehende und aufgegebene Unternehmen vor. Heute: Walmü (1964 bis 2002).

Das Akronym "Walmü" setzt sich aus dem Namen des Firmengründers Christian Walbum und der Abkürzung von München zusammen. In der Landeshauptstadt hatte Walbum 1918 seinen Betrieb gegründet. Das Unternehmen erwarb nach Angaben von Hans Lorenzer zahlreiche Patente zur Herstellung von Badeöfen. Infolgedessen wuchs der Betrieb stark und Walbum verlagerte den Betrieb 1964 nach Freising an die Kepserstraße.

Nachdem dort zwei große Fertigungshallen gebaut worden waren, expandierte das Unternehmen rasch im Bereich ölbefeuerter Badeöfen zum Marktführer in ganz Deutschland. Die Belegschaft wuchs schnell auf über hundert Personen an. Ende der Sechzigerjahre erreichte die Produktion ihren Höchststand. 40 000 Badeöfen verließen das Werk. Mittlerweile gab es Exemplare, die mit Gas betrieben wurden. Das Unternehmen produzierte in der Zwischenzeit ebenso in Österreich.

1973 ging es dann bergab. Zum einen war daran die Ölkrise infolge des Jom-Kippur-Krieges schuld. Syrien und Ägypten hatten Israel angegriffen, das der Westen, vor allem die USA, mit Waffenlieferungen unterstützte. Arabische Staaten drosselten daraufhin die Förderung von Rohöl, um den Westen unter Druck zu setzen. Der Ölpreis schoss in die Höhe. Zum anderen war der Markt mit Badeöfen gesättigt. Neue Häuser waren zunehmend mit Zentralheizungen ausgestattet.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Laut Lorenzer wurde daher die Produktion von Bauteilen in andere Betriebe in Deutschland verlegt, später sogar nach Ungarn. 1999 erfolgte die Fusion mit der Walter Resenberger GmbH und Co KG, die ebenfalls ihren Sitz in Freising hat. Vom 1. Januar 2002 an übernahm die Zeba Gerätebau GmbH die Produktion und den Vertrieb von Öl-Badeöfen. Laut Firmeneintrag auf der Website creditreform.de beschäftigt sich das Unternehmen heute mit der industriellen Herstellung und Fertigung sowie dem Vertrieb von Geräten zur Warmwasserbereitung. Geschäftsführer ist dort Harald Pauleit, von dem Lorenzer seine Informationen bezogen hat. Wer im Internet stöbert, findet offenbar immer noch Badeöfen von Walmü. Diese stehen im Zusammenhang mit einer Firma in Sachsen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Freisinger Fabriken
:Traktoren für die ganze Welt

Anton Schlüter gründete 1917 in Freising seine bekannte Motorenfabrik. 1993 musste sie aus wirtschaftlichen und umwelttechnischen Gründen schließen.

Von Peter Becker

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: