Energiewende:Der Landkreis Freising zündet den Turbo

Lesezeit: 2 min

Große Freiflächen-Photovoltaikanlagen sollen künftig im Landkreis Freising in Landschaftsschutzgebieten entstehen dürfen. (Foto: Johannes Simon)

So schnell wie möglich sollen auch in Landschaftsschutzgebieten Photovoltaikanlagen entstehen, um die Energiewende zu beschleunigen.

Von Peter Becker, Freising

Erst hat es wochenlang geregnet, dann fiel einen Monat lang kaum mehr ein Tropfen vom Himmel. Dies mag ein Vorgeschmack auf die Klimaverhältnisse sein, die uns bevorstehen, wenn der Erderwärmung nicht Einhalt geboten wird. Der Landkreis Freising kann allein dem Klimawandel nichts entgegensetzen, will aber die Energiewende beschleunigen und jetzt "auf die Tube drücken". Der Planungsausschuss des Kreistags stimmte mehrheitlich für Satzungsänderungen für Landschaftsschutzgebiete, um dort den Bau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu ermöglichen. Das letzte Wort hat in zwei Wochen der Kreistag.

Zähneknirschend, gestanden einige Kreisrätinnen und Kreisräte. Denn eigentlich gibt es einen Konsens, dass Solaranlagen auf Hausdächer oder zugepflasterte Flächen wie Parkplätze gehören. Aber der Zubau läuft schleppend. Auf diese Weise ist die angepeilte Energiewende bis zum Jahr 2035 nicht zu erreichen. Deshalb will der Landkreis die Option nutzen, um bis zu einer Entfernung von 500 Metern von Autobahnen oder Bahngleisen den Bau von Photovoltaikanlagen zu ermöglichen. Fatalerweise liegen diese Flächen überwiegend in Landschaftsschutzgebieten.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Interessierten Unternehmen oder Privatpersonen steht nun die Möglichkeit offen, in die Produktion von sauberer Energie einzusteigen. Der Landkreis stellt dazu vorerst 150 Hektar Fläche zur Verfügung. Die Anlagen sollen nach 30 Jahren wieder abgebaut werden - in der Hoffnung, dass dann genügend Dächer oder versiegelte Grundstücke mit Photovoltaik ausgerüstet sind. Das Limit hat seinen Sinn. "Wir brauchen einen Schnellstart", bekräftigte Landrat Helmut Petz (FW). Begrenzte Fläche und das Zeitfenster von 30 Jahren, das praktisch mit der Änderung der Satzungen beginnt, sollen für den notwendigen Druck bei Investitionswilligen sorgen.

Die Verwaltung hat in Windeseile eine Satzungsänderung entworfen. Diese sei ein Kompromiss, denn allen Wünschen könne man nicht entsprechen, erklärte Jörg Steiner von der Unteren Naturschutzbehörde. Robert Scholz (FW) will sich indes nicht damit abfinden, dass Photovoltaikanlagen und Windräder die Landschaft seiner Meinung nach verschandeln. "Das Gefühl für die Schönheit der Natur geht verloren", beklagte er. Dem Klimaschutz werde alles untergeordnet. Darin entdeckte er einen "gewissen Fanatismus". Scholz stimmte gegen den Vorschlag, ebenso wie Bianca Csonka (AfD).

Einen Freibrief für die Bebauung der Landschaftsschutzgebiete gibt es nicht

Scholz riet, die Flächen für Photovoltaikanlagen wie bei anderen Änderungswünschen aus den Landschaftsschutzgebieten herauszunehmen. das könnten Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen. Dies ist aber nicht im Sinne der Satzungsänderung. Die Landschaftsschutzgebiete sind kein Freiwild. Dort soll kein Wildwuchs an Gewerbegebieten entstehen. Und die Anlagen sollen nach 30 Jahren wieder verschwinden.

Im Gegensatz zu Michael Stanglmaier (Grüne), der Scholz für dessen Aussagen kritisierte, fühlte Toni Wollschläger (Grüne) mit dem Kreisrat der Freien Wähler. "Er spricht mir in vielen Dingen aus dem Herzen", gestand er. Die ersten Auswirkungen des Klimawandels seien aber zu spüren, sprach er die anhaltende Trockenheit an. "Wir müssen jetzt die Suppe der vergangenen zwanzig Jahre auslöffeln." In denen sei über die Verhältnisse gelebt worden. Wollschläger fordert zu einer Energiewende eine Verhaltenswende. Auch damit stimmt er mit Scholz überein. Der hatte kritisiert, dass es in Deutschland immer noch kein Tempolimit gebe. Und Autos mit über 500 PS gebaut würden, die kein Mensch brauche.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: