Freising:Eltern in Sorge

Lesezeit: 2 min

Familien wollen wissen, wie es in den Schulen wegen der Corona-Pandemie weiter geht

Von Peter Becker, Freising

"Große Sorgen bereitet den Eltern die Ungewissheit darüber, wie das neue Schuljahr ab September vonstatten gehen und wie die Defizite des vergangenen Halbjahres nachgeholt werden sollen." So fasste Marion Thuro, Vertreterin der Elternbeiräte im Landkreis, die Befürchtungen vieler Familien vor dem Start des neuen Schuljahrs in Worte. Sie und weitere Akteure aus dem Bereich der Bildung wünschten sich während eines Erfahrungsaustauschs im Freisinger Landratsamt zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Bildung eine bessere Absprache zwischen den Ministerien, außerdem klarere Vorgaben, wie das neue Kindergarten- und Schuljahr gestaltet werden soll. Einig waren sie sich darin, dass die Stärken der Präsenzlehre mit denen der digitalen Lehre zu vernetzen seien.

Natürlich bewegt es Eltern und pädagogisches Personal, wie es in den Bildungseinrichtungen im Landkreis weitergeht, wenn im September die Ferien zu Ende gehen. Bei dem Treffen im Landratsamt stand allerdings der Rückblick auf die vergangenen Monate im Mittelpunkt. Laut Pressemitteilung des Landratsamts waren im großen Sitzungssaal der Behörde Verantwortliche aus Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, Volkshochschule, Lebenshilfe, Musikschule, Seniorenbeirat, Verwaltung und Politik versammelt.

Barbara Berger, Geschäftsführerin der Bildungsregion Freising, brachte es bei der Veranstaltung demnach auf den Punkt. "Die Krise stellt den ganzen Bildungsbereich vor große Herausforderungen." Deshalb sei es jetzt besonders wichtig, sich auszutauschen, um voneinander zu wissen und zu lernen.

Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bereite in allen Bildungseinrichtungen Schwierigkeiten. Überall fehle es an genügend Raumkapazitäten, egal ob für Prüfungen an Schulen oder Kursen in der Volkshochschule, hieß es. Hygienekonzepte seien nicht einfach umzusetzen, Abstandsregeln in den Kindergärten kaum einzuhalten.

Die Umstellung auf digitale Lernangebote und Kommunikationssysteme gestalte sich im Landkreis als sehr herausfordernd, heißt es in der Pressemeldung weiter. Die Gründe dafür lägen zum einen an der unterschiedlichen Ausstattung der Bildungseinrichtungen mit der nötigen Hardware. Zum anderen seien digitale Lernformate nicht für alle Zielgruppen gleich gut geeignet, wird Schulamtsdirektorin Irmintraud Wienerl zitiert. Björn Zaddach, Schulleiter der Lebenshilfe, verwies darauf, dass es schwierig sei, Homeschooling für Schwerbehinderte anzubieten. Obendrein mangele es an Fortbildungen mit der jeweiligen Video- und Konferenzsoftware.

Beeindruckt seien die Anwesenden dagegen von den Erläuterungen der Hochschulvertreter gewesen, heißt es in dem Pressebericht. Innerhalb kürzester Zeit hatten diese komplett auf Onlineunterricht umgeschaltet. Der Alltag der Studierenden werde jetzt von Powerpointvideos sowie Meetings mit intelligenten Tafeln und Kleingruppensitzungen via elektronischer Medien bestimmt.

Kreishandwerksmeister Martin Reiter klagte, dass die Vermittlung von Lehrstellen in Coronazeiten äußerst schwierig sei. Zwar gebe es genügend Ausbildungsplätze, aber die Absage von Berufseinstiegsmessen und ähnlicher Veranstaltungen behindere den Informationsfluss an die Schulabgänger.

Rita Schwaiger, Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats, berichtete bei dem Treffen schließlich, dass Senioren zunehmend vereinsamten, weil sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an Bildungsangeboten teilnehmen könnten. Andererseits kämen sie mit den digitalen Medien oft nicht zurecht. Vertreter des Jugendamts zeigten sich zudem besorgt über psychische Auswirkungen der Krise bei Kindern und Jugendlichen sowie die zunehmende Gewalt in Familien.

© SZ vom 10.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: