Erschließung des Dombergs:Ungewöhnliches Tempo

Lesezeit: 2 min

An der Ecke Bahnhofstraße-Brunnhausgasse soll das Talbauwerk für den Schrägaufzug entstehen. Aktuell laufen dort allerdings noch andere Bauarbeiten. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Genehmigungsverfahren für den von der Erzdiözese geplanten Schrägaufzug zum Diözesanmuseum wird zügig vorangetrieben. Gegen die Stimmen der Grünen und der Linken ist jetzt auch der Bauantrag bewilligt.

Von Kerstin Vogel, Freising

Wer von Berg- und Talstationen spricht, hat üblicherweise eher einen Skiausflug im Sinn, als einen Besuch in der Stadt Freising. Dafür, dass das in Zukunft anders sein könnte, hat am Mittwoch der Bauausschuss des Freisinger Stadtrats die Weichen endgültig gestellt und nun auch den Bauantrag der Erzdiözese München und Freising für den neuen Schrägaufzug auf den Domberg genehmigt. Dagegen stimmten die Grünen und Nicolas-Pano Graßy (Linke) - und kassierten dafür einen Rüffel von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher.

Dass neue Bauprojekte in Freising oft lange in den Büros der Verwaltung hängen, mag für private Bauherren zutreffen, die kirchlichen Antragsteller dagegen können sich nicht beschweren: Im November vergangenen Jahres war das Projekt erstmals im Gestaltungsbeirat vorgestellt worden. Es folgten wohl Gespräche hinter verschlossenen Türen - und schon Anfang Dezember stimmte der Stadtrat mehrheitlich einer Kooperationsvereinbarung zu, nach der die Erzdiözese den Aufzug für geschätzt 5,8 Millionen Euro baut - und die Stadt für dessen Betrieb künftig 120 000 Euro jährlich aufwendet. Bei einer weiteren Sitzung des Gestaltungsbeirats im Januar wurden dann bereits die konkreten Pläne unterbreitet und für gut befunden, sogar ein Phantomgerüst der Talstation hatten sich die Stadträtinnen und Stadträte vorher anschauen können.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Im gleichen Tempo ging es weiter: Mitte Februar wurde die Fällgenehmigung für fünf Bäume erteilt, die der gewünschten Trasse im Weg waren, die notwendigen archäologischen Grabungen laufen aktuell und auch der wasserrechtliche Bescheid liegt vor. Selbst das Landesamt für Denkmalpflege, ansonsten stets für Verzögerungen gefürchtet, hat dem Vorhaben im April zugestimmt.

Tatsächlich ist auch Eile geboten, denn der Aufzug soll nach dem Wunsch der Erbauer schon zur Landesausstellung 2024 in Freising Besucherinnen und Besucher auf den Domberg befördern - barrierefrei und zügig: eine einfache Fahrt wird etwa zweieinhalb Minuten dauern.

14 Menschen sollen in der verglasten Panoramakabine Platz finden

Die Trasse wird an der südlichen Bergflanke gebaut und bringt als positiven Nebeneffekt auch gleich eine Fernwärmeleitung auf den Domberg. Die Haltestelle am Fuß des Berges soll zentral und verkehrsgünstig an der Bahnhofstraße, Ecke Brunnhausgasse liegen, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und dem Parkhaus "Am Wörth". Baulich soll sie als Giebelhaus errichtet werden und an die früheren Bauten hier am historischen südlichen Stadteingang erinnern. Die Berghaltestelle wird als "Portalrahmen" konzipiert, wie Stadtdirektor Gerhard Koch im Bauausschuss erläuterte: "Es ist wichtig, dass da oben ein schönes Ankunftsbauwerk steht, das wirkt in den Stadtraum hinein."

Der Aufzug selber wird in einer verglasten Panoramakabine 14 Menschen Platz bieten. Er soll Montags bis sonntags von sechs bis 23 Uhr verkehren, bei bis zu zehn Sonderveranstaltungen im Jahr kann die Betriebszeit auch bis ein Uhr ausgedehnt werden.

Dass die Grünen am Ende gegen den Bauantrag stimmten, liege nicht an dem Projekt selber, erklärte Stadtrat Manfred Drobny. Angesichts der Haushaltslage der Stadt könne man die laufenden Kosten, die der Aufzug jährlich und ohne zeitliche Begrenzung mit sich bringe, jedoch nicht ignorieren, das hänge politisch zusammen: "Wir können die Augen vor den Konsequenzen nicht verschließen."

Der Bauausschuss habe ausschließlich zu beurteilen, ob der Antrag dem Baurecht entspreche, hielt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher dem entgegen. Die Kollegen von den Grünen würden ihren Verpflichtungen als Stadträte mit einer Ablehnung formell nicht nachkommen, kritisierte er, zumal der Stadtrat das Projekt ja mehrheitlich beschlossen habe. Anders als die Grünen stimmte deshalb SPD-Stadtrat Peter Warlimont für den Bauantrag, wie er erklärte: "Inhaltlich bin ich wegen der Kosten nach wie vor auch nicht begeistert."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Diözesanmuseum Freising
:Die Engel sind mitten unter uns

Die belgische Künstlerin Berlinde De Bruyckere thematisiert in einer Sonderausstellung die Verletzlichkeit von Mensch und Natur. Gleichzeitig vermittelt sie, in der Tradition der christlichen Heilsgeschichte, Hoffnung und Werte wie Mitgefühl.

Von Petra Schnirch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: