Freising:Die Diamanten schleifen

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An der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf soll die angewandte Forschung weiter intensiviert werden. Unter anderem wird ein "Creativity and Innovation Lab" zur Unterstützung kreativer Köpfe neu gebaut

Von Petra Schnirch, Freising

An der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) ist viel in Bewegung. Die angewandte Forschung ist in den vergangenen Jahren deutlich intensiviert worden - und dieser Prozess wird auch in diesem Jahr weitergehen. Zentrales Thema ist und bleibt die nachhaltige Landnutzung unter den sich verändernden Rahmenbedingungen wie Klimawandel und Ökologisierung. Zudem wird in die technische Ausstattung und die Infrastruktur investiert. Der Standort Triesdorf erhält beispielsweise ein mobiles Forschungslabor. In Weihenstephan ist laut Präsident Eric Veulliet ein "Creativity and Innovation Lab" geplant, um die Gründung von Start-ups und die Entwicklung neuer Ideen zu fördern.

Die Ende 2019 verabschiedete Hightech-Agenda der Staatsregierung zeigt Wirkung: Innerhalb von vier Jahren erhält die HSWT insgesamt 25 Forschungsprofessuren - das heißt, den Professorinnen und Professoren bleibt mehr Zeit für die angewandte Forschung. Als Ausgleich kommen mehrere neue Stellen hinzu. Damit die Ausstattung damit Schritt halten kann, versuche die HSWT derzeit aus allen möglichen Töpfen Geld zu bekommen, sagt Veulliet. Denn Forschungsinfrastruktur sei extrem teuer.

Über ein Sonderprogramm des Freistaats werden auch Neubauten in Modulbauweise gefördert. Am Staudengarten in Freising soll anstelle eines der alten Gewächshäuser mit dem "Creativity and Innovation Lab" ein moderner Modulbau aus Holz für die Start-up-Szene, für kreative Köpfe geschaffen werden. "Es gibt in Weihenstephan ein paar ungeschliffene Diamanten", sagt Präsident Veulliet. Dafür fehlten bisher Räumlichkeiten mit Labors und Werkstätten für einen interdisziplinären Austausch. Der Neubau soll etwa 400 Quadratmeter umfassen, dafür sollen aber keine zusätzlichen Flächen versiegelt werden, wie Veulliet betont. Umgesetzt werden soll das Projekt möglichst schnell - voraussichtlich 2022 oder 23.

Für Triesdorf soll die HSWT aus dem Haushalt des Freistaats 400 000 Euro für ein mobiles Forschungslabor erhalten. Vorübergehend nutzt die Hochschule dort Räume einer ehemaligen Glasfabrik am Innovationscampus in Merkendorf für das Kompetenzzentrum für digitale Landwirtschaft (Koda), das 2019 gegründet und mit dem die Basis für einen neuen Lehr- und Forschungsschwerpunkt gelegt wurde. Mittelfristig, in etwa fünf bis sechs Jahren, ist in Triesdorf ein Neubau geplant, auch das Labor soll dort dann untergebracht werden. Veulliet begrüßt, dass auch ein Fraunhofer-Institut angesiedelt wird, das sei eine "perfekte Ergänzung".

Der Ausbau der Forschung macht sich auch bei den eingeworbenen Drittmitteln bemerkbar. Hier habe die HSWT einen gewaltigen Sprung gemacht. Realistisches Ziel sei, die Summe noch einmal zu verdoppeln - auf 20 Millionen Euro im Jahr. Die Lehre aber "bleibt das Hauptgeschäft" an der HSWT, sagt Veulliet. Auch hier werden im Zuge der Hightech-Agenda fünf Lehrprofessuren eingerichtet. Einer der Schwerpunkte: die Vermittlung digitaler Methoden in den angewandten Lebenswissenschaften.

Die aktuelle Hochschulreform, das Hochschulinnovationsgesetz, das gerade in Arbeit ist, begrüßt Veulliet, es bringe der Hochschule mehr Spielraum, sagt er. Frühere Kritik an dem Entwurf sei berücksichtigt worden. Einen größeren Anstieg der Studierendenzahl plant die HSWT laut Veulliet mit den Neuerungen nicht. "Es geht eher um die Qualität in Lehre und Forschung."

Wichtig ist dem Präsidenten zudem der Ausbau der beruflichen Weiterbildung auf Hochschulniveau in der HSWT-Akademie, gerade auch im Bereich der digitalen Landwirtschaft. International engagiert sich die Hochschule ebenfalls mit mehreren Projekten in Afrika wie etwa einem Ausbildungspakt.

© SZ vom 22.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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