Freising:Nie wieder ist jetzt

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Klare Kante gegen Rechts haben die Freisinger und Freisingerinnen am Dienstagabend gezeigt. (Foto: Marco Einfeldt)

Mehr als 3500 Bürgerinnen und Bürger kommen am Dienstagabend zu einer Demonstration auf dem Freisinger Marienplatz zusammen und sagen damit ganz deutlich: "Wir sind die Brandmauer gegen Rechts".

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Eine solche Demonstration hat Freising noch nicht erlebt. Mehr als 3500 Menschen haben am Dienstagabend auf dem Marienplatz eindrucksvoll gegen Rechtsextremismus und das Erstarken der AfD demonstriert. Aufgerufen hatte dazu die Grüne Jugend mit Unterstützung der Jusos nach dem Bekanntwerden eines Geheimtreffens in Potsdam, an dem unter anderem bekannte AfD-Politiker und Politikerinnen teilgenommen hatten und dort Deportationspläne für Migranten und deutsche Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund geschmiedet haben.

Getragen wurde diese Veranstaltung von einem breiten Bündnis von Parteien, Vereinen und Gruppierungen, um ein deutliches "Zeichen gegen Rechts und ein Zeichen für Demokratie und Vielfalt in Deutschland zu setzen". Die Bürgerinnen und Bürger sollten "klare Kante gegen Rechts zeigen und die demokratische Brandmauer stärken".

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Das ist an diesem Dienstagabend gelungen. Für 18 Uhr war der Beginn der Demonstration angekündigt, doch schon vorher strömten die Menschen aus allen Richtungen zum Marienplatz, der die Massen schließlich kaum noch fassen konnte. Die Demonstranten und Demonstrantinnen wichen auf die Hauptstraße aus, hörten vom Rindermarkt den Rednern zu, stellten sich auf Streusalzkisten, um einen besseren Überblick zu haben.

Auch "Aiwanger raus"-Rufe waren an diesem Abend zu hören. (Foto: Marco Einfeldt)
Die Meinungsäußerungen waren mehr als deutlich. (Foto: Marco Einfeldt)

Zu sehen waren diesmal nicht, wie man es sonst von Demonstrationen kennt, die üblichen Verdächtigen oder solche, die erkennbar dem jeweiligen Thema verbunden sind, für das demonstriert werden soll. Diesmal kamen Menschen jeden Alters und aus allen Schichten. Die "Omis und Opis gegen Rechts" wurden von vergleichsweise Jugendlichen der Antifa Freising begrüßt. "Finde ich toll, was ihr macht", sagten sie. Eine Mutter hatte den Nachwuchs in den Kinderwagen gesetzt und darauf ein Plakat mit der Aufschrift "Meine Kindheit soll bunt sein" befestigt.

Auch diese junge Demonstrantin weiß, so kann es nicht weitergehen. (Foto: Marco Einfeldt)
Im Landkreis haben die Menschen bereits in mehreren Kommunen gegen Rechtsextremismus protestiert. Nun findet auch in Eching eine Lichterdemo statt. (Foto: Marco Einfeldt)

Menschen auf Krücken oder im Rollstuhl hatten sich mühsam auf den Weg zum Marienplatz gemacht, um ebenfalls ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Alles in der Tat mehr als beeindruckend. Als dann die vielen friedlichen und fröhlichen Menschen auf dem Freisinger Marienplatz alle zusammen sangen: "Wehrt Euch, leistet Widerstand, gegen den Faschismus hier im Land, auf die Barrikaden....", machte das in der Tat Hoffnung, dass die rechtsextremen Kräfte in diesem Land fortan heftigen Gegenwind bekommen werden.

Viel war an diesem Abend davon die Rede, wie wichtig es gerade jetzt sei, die Demokratie zu verteidigen und dass man jetzt nicht nachlassen dürfe. Denn: "Nie wieder ist jetzt", sagte der Freisinger Landrat Helmut Petz (Freie Wähler), und Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher mahnte: "Das, was viele Frauen und Männer vor uns und für uns, die nachfolgenden Generationen, erstritten haben, das sollten wir nicht leichtfertig preisgeben".

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher versprach, "wenn es sein muss, kommen wir morgen und auch übermorgen wieder." (Foto: Marco Einfeldt)

Denn wie schrecklich wäre es, am Abend in der Kneipe nicht mehr frei seine Meinung äußern zu können, weil man Angst haben müsse vor Denunziantentum und möglichen Repressionen? Und schlimm müsse es sein, jetzt als Deutscher zum Beispiel mit türkischen Wurzeln, der immer wieder lesen und höre, eigentlich nicht hierherzugehören, nun auch noch zu erfahren, dass er einer sogenannten Remigration unterzogen werden solle, so Freisings OB.

Was mache das mit einem Menschen, wenn man jeden Tag Angst davor habe, irgendwo mit verletzenden Sprüchen konfrontiert zu werden oder wenn das seinem Kind passiere, wenn er ihm gerade nicht zur Seite stehen können, fragte er. Die Freisinger und Freisingerinnen haben am Dienstagabend sehr deutlich gemacht, dass sie es nicht so weit kommen lassen wollen. "Wenn es sein muss, stehen wir morgen und auch übermorgen wieder gemeinsam hier", versicherte Tobias Eschenbacher.

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