Freising:Die Verlierer der Pandemie

Lesezeit: 1 min

Viele Kinder und Jugendliche sind aus dem Gleichgewicht geraten. Eine psychotherapeutische Unterstützung ist im Landkreis aber kaum zu finden.

Von Gudrun Regelein, Freising

Kinder und Jugendliche zählen zu den ganz großen Verlierern in dieser Pandemie. Geschlossene Kitas, Homeschooling, Kontakte fast nur über digitale Plattformen, kein Sport oder andere Freizeitaktivitäten. Masken, Tests und Einsamkeit bestimmten ihr Leben - und das über viele Monate hinweg. Was die Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und der Online-Unterricht langfristig angerichtet haben, wird man wohl erst in einigen Jahren sehen. Unter Schlafstörungen, Essstörungen und Depressionen aber leiden schon heute deutlich mehr junge Menschen als noch vor der Pandemie.

Auch in der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Caritas Freising sind die Folgen der Pandemie immer häufiger das Thema. Viele Kinder und Jugendliche seien aus dem Gleichgewicht geraten, berichtet Leiterin Bettina Erifiu-Wolf. Viele hätten psychisch stark unter der monatelangen Isolation gelitten, andere haben den schulischen Anschluss verloren. Die Einschulung, die Party zum 18. Geburtstag oder der Abiball: Prägende und wichtige Lebensereignisse konnten nicht stattfinden - und können auch nicht mehr nachgeholt werden. Eigentlich ist die Pubertät eine wichtige Entwicklungsphase, aber sie konnte in den vergangenen zwei Jahren nicht wirklich erlebt werden.

Nicht jeder Jugendliche wird wegen der Pandemie gleich langfristige Schäden davontragen. Wer ausreichend Selbstheilungskräfte hat, wird wieder ins Gleichgewicht kommen, sagt Bettina Erifiu-Wolf. Bei anderen aber ist das nicht so. Viele Kinder und Jugendliche brauchen schon heute eine psychotherapeutische Unterstützung. Diese aber gibt es kaum im Landkreis: Die einzige kinder- und jugendpsychiatrische Praxis in Freising hat zu Jahresbeginn geschlossen. Die wenigen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten sind alle am Limit. Den Eltern bleibt also nur der Weg nach München - falls sie dort überhaupt einen freien Platz für ihr Kind finden. Eigentlich aber darf das in einer Stadt wie Freising kein Zustand sein: Hier wie anderswo braucht es mehr psychotherapeutische Angebote und eine ortsnahe Versorgung.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: