Berufsschule Freising:Sanieren statt planieren

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Die Kosten für einen Neubau der Freisinger Berufsschule lassen Kreisrätinnen und Kreisräten die Haare zu Berge stehen. Jetzt soll geprüft werden, ob das 35 Jahre alte Gebäude nicht doch sanierungsfähig ist. (Foto: Marco Einfeldt)

Bevor die Freisinger Berufsschule abgerissen wird, soll jetzt geprüft werden, ob nicht doch eine Grundüberholung des in die Jahre gekommen Gebäudes möglich ist. Der Neubau wird nach einer ersten Grobschätzung nämlich ziemlich teuer. Man rechnet mit Kosten in Höhe zwischen 137 und 156 Millionen Euro.

Von Peter Becker, Freising

Die Lektüre der Sitzungsunterlagen für die Kreisausschusssitzung am Donnerstag hatte es in sich. Darin stand zu lesen, dass die neue Berufsschule an der Wippenhausener Straße den Landkreis nach einer ersten Grobschätzung zwischen 137 und 156 Millionen Euro kosten wird. Darob mag der Schreck mancher Kreisrätin und manchem Kreisrat derart in die Glieder gefahren sein, dass die Empfehlung des Schulausschusses aus der vergangenen Woche einen neuen Dreh bekam. Ursprünglich sollte das Gremium den Sachstand zum Bau der neuen Berufsschule nur zur Kenntnis nehmen, verbunden mit dem Auftrag an die Verwaltung, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Auf Antrag von Johann Stegmair (CSU) soll jetzt zusätzlich eine externe Prüfung untersuchen, wie viel eine Sanierung des in die Jahre gekommen Gebäudes kostet und ob diese nicht einem Neubau vorzuziehen ist. Das letzte Wort hat kommende Woche der Kreistag.

Rückblick ins Jahr 2013: Der Kreisausschuss des Kreistags stimmte seinerzeit ohne Widerrede einem Vorschlag der Hochbauabteilung im Landratsamt zu. Der sah vor, eine neue Berufsschule auf dem benachbarten Gelände des Hochschulsportplatzes zu bauen. Kreisrätinnen, Kreisräte und Landrat Michael Schwaiger (FW) waren sich einig, von jedweder Flickschusterei in Form von Sanierungsmaßnahmen Abstand zu nehmen. Man hatte gerade üble Erfahrungen mit der Sanierung des Moosburger Gymnasiums gemacht.

Einen zeitlichen Verzug will der Kreisausschuss in Kauf nehmen

Stegmair erinnerte daran, das damals Sanierungskosten von etwa 18 Millionen Euro im Raum standen. Für einen Neubau der Berufsschule waren 33 Millionen Euro kalkuliert. Florian Plajer, Leiter der Abteilung Hoch- und Tiefbau am Landratsamt, weiß von einer weiteren Kostenschätzung aus dem Jahr 2015, die auf eine Annahme von 42 Millionen Euro hinauslief.

"60 Millionen Euro hätte ich durchgewunken", sagte Stegmair, gestützt auf diese Zahlen. In Erwartung weiterer Preissteigerungen im Baugewerbe sei es aus seiner Sicht aber nicht zu verantworten, die Planungen für einen Neubau weiterlaufen zu lassen. Plajer bat um Geduld. Man solle doch erst die fundierte, qualitative Kostenschätzung abwarten. Die soll Mitte des kommenden Jahres vorliegen. Gegebenenfalls kann der Kreistag dann immer noch die Notbremse ziehen. Dadurch, dass ein Architektenbüro jetzt das alte Gebäude auf seine Sanierungsfähigkeit untersuchen soll, entsteht ein zeitlicher Verzug. Den will das Gremium in Kauf nehmen.

Eine hohe Verschuldung nähme künftigen Kreisrätinnen und Kreisräten "die Luft zum Atmen"

Stegmair hat die künftigen Generationen von Kreisrätinnen und Kreisräten im Blick. Denen werde durch eine hohe Verschuldung die "Luft zum Atmen" genommen. Rainer Schneider (FW) befand den Antrag von Stegmair für sinnvoll. Angesichts der herrschenden Inflation könnten die Kosten schnell auf über 160 Millionen steigen, gab er zu bedenken. "Das kann sich der Landkreis nicht leisten." Eine Sanierung koste dagegen bestimmt keine 136 Millionen Euro.

Zustimmung zu Stegmairs Antrag signalisierte Claudia Bosse für die Grünen. Am Zeitplan müsse nicht festgehalten werden. Eine parallele Untersuchung, ob es möglich sei, die Schule zu sanieren, sei vernünftig. Karl Ecker (FW) sieht das genauso. Eine Überprüfung sei ein "absolutes Muss", weil die neue Schule schließlich per Kreisumlage über die Kommunen bezahlt wird.

Maria Lintl (FSM) ist nicht nur Kreis-, sondern auch Stadträtin. Aus dieser Position heraus drängt sie darauf, den Zeitplan einzuhalten. Der Schulbau habe eine städtebauliche Komponente, nämlich die Verkehrssituation auf der Wippenhausener Straße. Die Planungen dazu dürfe man nicht durch Verzögerungen über den Haufen werfen.

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