Freisinger Musikszene:"The Bee Wigs": Pure Lebensfreude

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Die Band The Bee Wigs gibt es mittlerweile seit fünf Jahren. Sie spielt Countrymusik, ohne sich aber deren Stereotypen zu bedienen. Pop, Funk und Soul sind ebenfalls Einflüsse. (Foto: Friederike v. Zastrow)

"The Bee Wigs" machen mitreißende und ehrliche Musik, ohne cool sein zu wollen. Vor fünf Jahren durch eine Schnapsidee gegründet, will sich die Band nun einen Namen in der bayerischen Bluegrass-Szene machen.

Von Paulina Gastl, Freising

Die Band The Bee Wigs aus dem Ampertal feiert heuer ihr fünfjähriges Bestehen. Die Gründung der Gruppe war seinerzeit eine Schnapsidee von Lisa Weigslberger an ihrem 30. Geburtstag. "Ich habe diesen Film ,The Broken Circle' gesehen und konnte gar nicht anders - ich musste eine Band gründen", erzählt sie. Noch während sie den Film sah, schrieb sie Freunde und Bekannte an, ob sie Lust hätten, sich mit ihr in ein musikalisches Abenteuer zu stürzen.

Heute gibt es die Band, bestehend aus Lisa Weigslberger (Gesang), Kerstin Beck (Gesang), Verena Lobenstock (Gesang und Geige), Martin Wildfeuer (Gesang, Banjo), Matthias Schranner (Gesang und Bass) und Thomas Sedlmeier (Gitarre) inzwischen seit fünf Jahren. Der Bandname The Bee Wigs ist ähnlich spontan wie auch die Band selbst entstanden - während einer durchzechten Nacht im Englischen Garten in München, bei der ein irischer Alleinentertainer mit einer Tuba eine wilde Geschichte erzählte, die von Bären, Bienen und Perücken handelte.

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The Bee Wigs spielen Musik des "Bluegrass". Ein Genre, gibt Weigslberger zu, welches sie eigentlich immer mit alten Männern verband. Bluegrass sei zwar die Hauptinspirationsquelle der Band, aber auch Einflüsse aus Pop, Folk und Soul seien dabei. Um dieser Musik zu lauschen, fanden sich, so erzählt sie, bei ihrem Konzert Anfang Dezember rund 100 Gäste im Furtner ein - und zum ersten Malhabe es Standing Ovations für die Band gegeben.

Von typischer Countrymusik will man sich distanzieren

Diese versucht sich dabei von typischer Countrymusik zu distanzieren, denn die sei oft anspruchslos, patriarchisch, rassistisch und klinge stets gleich. Werte, mit denen die Band nicht verbunden werden wolle. Den ersten Kontakt mit Countrymusik hatte Lisa Weigslberger, als sie ungefähr in der ersten Klasse war. Damals sang sie im Duett mit ihrem Vater den Country-Klassiker "Jolene". Ansonsten hatte sie wie auch ihre anderen Bandmitglieder nur spärlich etwas mit dieser Art von Musik am Hut. "Eigentlich haben die meisten Bands eine gewisse Historie mit einem Genre. Bei uns ist das anders: Wir haben mit dieser Musik gemeinsam etwas Neues entdeckt", sagt Weigslberger. Zusammen mit ihrer besten Freundin Kerstin Beck sang sie schon zu Schulzeiten am Camerloher-Gymnasium in Freising. Außerdem spielen Martin Wildfeuer, Thomas Sedlmeier und Lisa Weigslberger gemeinsam in einer Hochzeitsband. Ihre Bandkollegin Verena Lobenstock ging mit 17 Jahren nach Wien, um dort ihr Talent an der Geige an einer speziellen Musikschule auszubauen.

Die Harmonie, die zwischen den Bandmitgliedern herrsche, habe sie so noch nie erlebt, sagt Weigslberger. Das merke sie besonders bei den Bandproben und auf der Bühne. Es gab jedoch auch Zeiten, in denen sie vor Auftritten jeglicher Art gewaltiges Lampenfieber entwickelte, das war besonders in ihrer Jugend der Fall. Mit der Band und der stetig größer werdenden Erfahrung sei das jetzt aber überhaupt nicht mehr so. ,,Jetzt ist das nur noch gesunde Nervosität, die eher pusht als hemmt", erklärt sie.

"Musik, die nicht cool sein will, sondern schlichtweg Lebensfreude versprüht"

Besonders wichtig ist es der Band, authentisch zu sein: "Wir machen mitreißende und ehrliche Musik. Musik, die nicht cool sein will, sondern schlichtweg Lebensfreude versprüht." Um ihre Musik entsprechend zu untermalen, kleiden sie sich für die Bühne im "Boho-Look". Das bedeutet fließende Stoffe, bunte Farben und dazu passender Schmuck. Seitdem hat dieser Stil auch seinen Weg in den Alltag der Bandmitglieder gefunden. "Uns ist es wichtig, dass wir glaubhaft sind, deswegen muss auch jedem gefallen, was er oder sie beim Auftritt trägt", erläutert Weigslberger. Die Hierarchien in der Band seien flach, alles wird gemeinsam entschieden, erklärt sie. "Wir verstehen uns alle sehr gut und haben viel Spaß miteinander. Wir haben auch immer so ein super liebes Publikum, dafür bin ich sehr dankbar", fügt sie hinzu.

Um von einer großen Bandkarriere zu träumen, leben deren Mitglieder zu sehr in der Realität. Was sie sich jedoch wünschen, sind mehr Auftritte in München und vielleicht auch eine Tour durch Bayern. "Es wäre schön, wenn wir uns einen Namen in diesem Genre erarbeiten könnten und ein Live-Album aufnehmen würden. Ich persönlich würde mich auch sehr freuen, einen eigenen Song zu produzieren", äußert sich Weigslberger zu den Zukunftsplänen der Band.

Diese Woche steht den Bee Wigs bereits ein Auftritt mitten in München bevor: Am Donnerstag in der "Alten Utting" beim Kulturzentrum Bahnwärter Thiel.

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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