Kirchbergers Woche:Nachhaltige Beschaffung im Biergarten

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Bei der Pflege von bayerischen Traditionen sollte man es nicht übertreiben und immer Maß halten.

Kolumne von Johann Kirchberger, Freising

Woche für Woche erreichen einen viele gute und leider auch schlechte Nachrichten. Zu den schlechten gehört zweifelsohne eine Meldung in BR-Online, wonach Bayerns Brauereien das meiste Bier verkaufen. Dabei weiß doch jeder, dass Freibier am besten schmeckt. Schon seit Jahrhunderten ist das so, das gehört zur bayerischen Wirtshaustradition.

Bayerische Tradition ist angeblich auch, sich in einem Biergarten wie in der Haager Schlossallee die Brotzeit selbst mitzubringen. Wohlgemerkt, eine Brotzeit. Manche allerdings übertreiben es und legen dieses Traditionsrecht ein wenig breit aus. Von der Tischdecke bis zum Salzstreuer, vom Leberkäs bis zum Obatzten, vom Radi bis zur Brezn, vom Butterbrot bis zum Wurstsalat in der Tupperware-Box haben sie alles dabei. Kaffee und Erdbeertorte natürlich auch. So etwas ärgert einen Wirt, der etwas mehr als sein - zugegeben meist recht teures - Bier verkaufen will.

Dafür muss man Verständnis haben, schließlich passt er das ganze Jahr auf die Bäume auf, damit die große Blätter bekommen und im Sommer Schatten spenden können. Alles-von-daheim-Mitbringer, die vom Wirt Hausverbot erhalten, könnten es natürlich auch mal mit einem Picknick am Isarufer versuchen. Die paar Flaschl Bier, die man dort zusätzlich braucht, ließen sich bestimmt auch noch transportieren. Nur den Müll, und das ist zugegebenermaßen lästig, sollte man auch wieder mitnehmen und nicht wie im Biergarten einfach liegen lassen.

Nichts Unfaires in den Amtsstuben

Kaffee gehört in einem Biergarten zu den Getränken, die eher weniger konsumiert werden. Wer davon aber nicht lassen kann, sollte nur fair gehandelte Bohnen zum Einsatz bringen. Schließlich ist Freising eine Fairtrade-Stadt und deshalb wird im Rathaus auch nur fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. Seit elf Jahren schon, und dieses Jubiläum wird demnächst auch richtig gefeiert. Damit in den Amtsstuben ja nichts Unfaires landet, wurde im Rathaus sogar die Stelle einer Koordinatorin für Kommunale Entwicklungspolitik geschaffen. Deren Aufgabe besteht unter anderem darin, "Ansätze für eine nachhaltige Beschaffung" zu entwickeln. Heißt also, den Kaffee nur im Dritte-Welt-Laden zu beschaffen.

Der Begriff von der "nachhaltigen Beschaffung" ist natürlich auch auf den Biergarten übertragbar. Einer wird ausgeschaut sich in die lange Schlange am Ausschank einzureihen und zu zahlen. Danach darf er die Maßkrüge - vier sind durchaus zumutbar - an den Biertisch schleppen. Das gehört zur bayerischen Biergartentradition und ist sehr nachhaltig.

Anschließend stellt sich vielleicht die Frage, "was essen wir?". Jetzt nicht nur im Biergarten, sondern grundsätzlich. Was landet auf einem bayerischen Teller, ist das auch gesund und nachhaltig? Um das herauszufinden erstellen Forscherteams der Münchner Universitäten zusammen mit dem Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach und Freising gerade eine Ernährungsstudie für ganz Bayern. Vermutlich wird dann auch erforscht was wir im Biergarten essen, falls der heimische Kühlschrank schon geplündert ist. Steckerlfisch wäre eine Möglichkeit, oder Emmentaler. Vielleicht aber auch gar nichts, weil Bier ist ja bekanntlich flüssiges Brot und deshalb sollten die Interviewer die Aussage, "mir fuadan heit nos" - für alle, die des Bayerischen nicht mächtig sind: "wir füttern heute nass" - gleich mal notieren.

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